Am zweiten Tag im Scheichtum Dubai muss sich SPOX-Redakteur Thomas Gaber reichlich gedulden. Frei nach Samuel Becketts Stück "Warten auf Godot" fristet er ein Leben wie Olli Dittrich in der Media-Markt-Werbung.
Olli Dittrich wartet gerne. Als verfilzläuselter Alternativling verbringt er in der Werbung für Media Markt viel Zeit vor Waschmaschinen.
Meine Klamotten sind nach zwei Tagen Dubai trotz Dauerstaub durch Hochhäuser-Bauarbeiten noch nicht reif für die Trommel, doch auch ich muss vor allem eins: warten. Auf das Gepäck am Flughafen, ein freies Hotelzimmer, Jürgen Klinsmann und auf meine Green-Chili-Ingwer-Wraps.
Geschlagene 45 Minutern vergehen, ehe ich meinen Koffer im Inneren des Dubai International Airport endlich erspähe. Fürs richtige Gepäckband hat's nicht gereicht, ginge es danach, wäre ich aus Mombasa angereist.
Rallye-Erfahrungen im Taxi
Der Taxifahrer versucht auf dem Weg zum Hotel im Stil von Sebastien Loeb meine verlorene Zeit wieder aufzuholen, rote Ampeln haben in Dubai für so manchen offensichtlich eine andere Bedeutung.
Punkt 9 Uhr stehe ich im Arabian Courtyard Hotel an der Rezeption, in freudiger Erwartung eines hübschen Zimmers und einer King-Size-Matratze. Schlafen im Flieger war in unmittelbarer Nähe dreier dauerkreischender Balgs unmöglich.
Die nette Lady bittet mich um etwas Geduld, mein Zimmer sei noch belegt. Gut, die halbe Stunde kann ich auch noch ab, ist sowieso Zeit für einen vernünftigen Cappucino, der am Flughafen mit Caramel-Geschmack ging nämlich gar nicht. Nach einer Stunde des Wartens frage ich höflich nach, ob sich denn schon etwas getan hat.
Warten auf Zimmer, Schlaf und Klinsmann
Zwei der drei Kollegen haben ihr Zimmer schon gewonnen. Ich: "Zimmer frei?" Die nette Lady: "Sorry, not yet". Dieser Vorgang wiederholt sich in den kommenden drei Stunden noch ungefähr zehnmal.
Nach insgesamt vier Stunden Hotellobby, fünf Cappucino, sechs Buttercroissants, sieben Toilettengängen und acht Zigaretten darf ich endlich eintreten. Das Nickerchen auf der King-Size-Matratze fällt dementsprechend zeitlich spärlich aus, das erste Bayern-Training steht an.
Die Zeit wird beinahe eingehalten, die Wartezeit auf die Herren Profis hält sich mit 20 Minuten in Grenzen. Der Chef macht da eine Ausnahme. "Der Jürgen kommt in einer halben Stunde", verkündete Bayerns Mediendirektor Markus Hörwick vor Klinsis Pressetermin.
Klinsmann 75 Minuten zu spät
Zwei Wasser, drei Orangensäfte und vier Zigaretten und fünf Hochkantfotos des 800-Meter-hohen Burj Dubai passen rein, ehe der Coach nach 75 Minuten aufschlägt. Der Taxler holt die Zeit wieder rein, blinken und einfädeln lassen hat in Dubai bei so manchem offensichtlich eine andere Bedeutung.
Der Magen schlägt ob der Warterei trotzdem Alarm, auf der Speisekarte stehen Green-Chili-Ingwer-Wraps. Die nette Lady, diesmal die aus der Cafeteria, veranschlagt fünf Minuten Wartezeit. Es werden 35 draus, die Dinger sind kalt und schmecken ungefähr so wie Olli Dittrichs Socken riechen.
Dubai, ich hab dich lieb!