Stasi-Spitzel und Angriffsdeppen

Von Daniel Paczulla
Frankfurts Fenin fliegt über Bieldefelds Lamey. Nur zwei von sieben Abstiegskandidaten
© Getty

Noch 13 Spiele stehen in der Bundesliga auf dem Programm. Sieben Mannschaften kämpfen um ihre Existenz in der höchsten deutschen Spielklasse. Jedes Team hat so seine eigenen Hoffnungsträger. Allerdings müssen alle auch ihre Probleme in den Griff bekommen.

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Der Abstiegskampf steckt voller Spannung. Sieben Teams kämpfen noch um den Klassenerhalt. Den Tabellenletzten aus Mönchengladbach trennen gerade einmal sieben Zähler vom Zwölften aus Frankfurt.

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Zwei Teams werden am Ende in den sauren Apfel beißen und müssen den direkten Gang in die 2. Liga antreten. Brisant wird es für den Drittletzten. Der muss in den Relegationsthriller gegen den Dritten aus dem Unterhaus ran.

Der Bundesliga-Abstiegskandidaten im SPOX-Check:

12. Eintracht Frankfurt (23 Punkte, 27:35 Tore)

Das spricht für Frankfurt: Nach Berlin ist die Eintracht das effektivste Team der Liga. 31,8 Prozent ihrer Großchancen haben sie in Tore verwandelt. Vor allem Nikos Lyberopoulos (7 Tore) zeigte sich treffsicher. Ein weiterer Pluspunkt der Frankfurter Adler ist die Bilanz gegen die direkten Konkurrenten. Aus sieben Spielen holten sie 19 Punkte. In den entscheidenden Duellen haben sie ihre Nerven im Griff, was in den fünf ausstehenden Spielen gegen die Abstiegskandidaten von Vorteil sein kann.  

Das spricht gegen Frankfurt: Dass die Hessen im Abstiegsstrudel stecken, hat vor allem mit ihren personellen Problemen zu tun. Insgesamt 14 Spieler haben sich in dieser Saison schon schwere Verletzungen zugezogen. Somit muss Trainer Friedhelm Funkel immer wieder improvisieren. Viel darf nicht mehr passieren, sonst gerät die Eintracht weiter ins Schwimmen. Außerdem gibt es im Umfeld immer wieder Unruhe um Funkel. Obwohl der Coach erst vor Kurzem seinen Vertrag bis 2010 verlängerte, scheint er nur von Heribert Bruchhagen (Vorstandsvorsitzender) volle Rückendeckung zu bekommen. Im Aufsichtsrat und bei den Fans gehört Funkel offenbar nicht gerade zu den Lieblingen. 

Die nächsten fünf Spiele: Schalke (H), Bielefeld (A), Hoffenheim (H), Leverkusen (A), Cottbus (H)

13. Hannover 96 (21, 27:41)

Das spricht für Hannover: Von allen Abstiegskandidaten haben die Roten die beste Heimbilanz (5-5-1). Dazu verfügt 96 über genug Offensivpower, um den Klassenerhalt zu schaffen. Zudem steht die Rückkehr von Jan Schlaudraff bevor, der durchaus den Unterschied machen kann. Im Tor steht mit Robert Enke einer der besten seiner Zunft und sollte Sicherheit geben. Die Alten wie Michael Tarnat, Altin Lala und Steven Cherundolo sollten mit ihrer Erfahrung für mehr Stabilität sorgen.

Das spricht gegen Hannover: Das Chaos an der Leine. Trainer Dieter Hecking wirkt angeschlagen. Angeblich soll es eine Spielersitzung ohne den Coach gegeben haben, was Hecking öffentlich bestätigte. Allerdings dementierte Tarnat, dass es eine Team-Sitzung gab. Zudem bekommt der Trainer die Abwehr-Probleme nicht in den Griff (41 Gegentreffer). Die Innenverteidigung ist bisweilen eine Zumutung. Valerien Ismael (kurz vor dem Karriereende), Mario Eggimann und Frank Fahrenhorst spielten katastrophal. Jedoch hält Boss Martin Kind noch zu Hecking. Stattdessen kritisiert er die Berufseinstellung der Spieler, die eine von Hanno Balitsch organisierte Karnevalsfeier geplant haben. Und das nach der Pleite in Gladbach. Dazu kommt die indiskutable Auswärtsschwäche - ein Pünktchen aus zehn Spielen. Und es stehen noch sieben Auswärtsfahrten auf dem Programm.

Die nächsten fünf Spiele: Leverkusen (H), Bayern (A), Dortmund (H), Hoffenheim (A), Bremen (A)

14. Energie Cottbus (20, 18:34)

Das spricht für Cottbus: Energie steht für puren Abstiegskampf. Oft genug retteten sie sich kurz vor Schluss. Mit ihren gestählten Nerven sind sie auch gerüstet für die fünf Duelle mit den direkten Konkurrenten. Dazu haben sie mit Bojan Prasnikar einen Taktik-Fuchs an der Seitenlinie. Seine Systemumstellung (zwei Stürmer, ein Sechser) zu Beginn der Rückrunde griff sofort. Cottbus holte bereits sieben Zähler. Zudem hat der Slowene endlich seine Wunschformation gefunden. Zuvor ließ er in 19 Partien mit 17 unterschiedlichen Aufstellungen spielen. 

Das spricht gegen Cottbus: Das Stadion der Freundschaft ist nicht gerade eine Festung. Energie ist das heimschwächste Team der Liga (nur 10 Punkte). Das Hauptproblem ist die Offensive. 78 Torchancen und 18 Treffer in 21 Spielen sind Minus-Rekord. Außer Dimitar Rangelow (6 Tore), um den es im Dezember großen Zoff gab, trifft kaum einer. Rangelow und Stanislaw Angelow wollten die Lausitz bereits verlassen. Den Streit konnte man noch kitten, aber hält der Burgfrieden mit Prasnikar?

Die nächsten fünf Spiele: Bochum (A), Berlin (H), Hamburg (A), Köln (H), Frankfurt (A)

15. Arminia Bielefeld (19, 19:32)

Das spricht für Bielefeld: Artur Wichniarek ist die Lebensversicherung der Arminen. Mit 12 Treffern ist er einer der gefährlichsten Stürmer der Liga. Zudem haben die Ostwestfalen die beste Abwehr der Abstiegskandidaten - nur 32 Gegentreffer. Der Garant dafür ist Keeper Dennis Eilhoff, der eine starke Saison spielt. Aus ihrer kompakten Defensive setzt Bielefeld immer wieder auf blitzschnelle Konter, was sie gegen die Top-Teams brandgefährlich macht. Zudem ist Bielefeld im Abstiegskampf erprobt. Gegen Rüdiger Kauf oder Radim Kucera spielt kein Gegner gerne.

Das spricht gegen Bielefeld: Außer König Artur traf bislang kein anderer Spieler öfter als ein Mal. Sollte er ausfallen, droht den Arminen der Absturz. Zudem tut sich die Mannschaft schwer, selbst das Spiel zu machen. Kann sie nicht kontern, fällt ihr nicht viel ein. Das zeigt die schlechte Bilanz gegen die Abstiegskandidaten. In den bisherigen sieben Begegnungen sprang kein Sieg heraus - 4 Unentschieden, 3 Niederlagen. Ebenfalls ein massives Problem sind die schwachen Standardsituationen. In der Liga ist kein Team bei ruhenden Bällen schlechter als die Arminia.

Die nächsten fünf Spiele: Köln (A), Frankfurt (H), Karlsruhe (A), Wolfsburg (H), Schalke (H)

16. VfL Bochum (18, 24:34)

Das spricht für Bochum: Mit der Leistung aus dem Spiel gegen Schalke (2:1) hat der VfL nichts mit dem Abstieg zu tun. Wenn das Team Leidenschaft und Wille (Dabrowski, Imhof, Fuchs) gepaart mit ihren spielerischen Möglichkeiten (Azaouagh, Epalle, Sestak, Ono) in der Offensive ausschöpft, kann es jeden Gegner in die Knie zwingen. Mit Diego Klimowicz scheint der vermisste Torjäger gefunden zu sein (2 Tore in 4 Partien). Auch die verletzungsbedingten Ausfälle der Innenverteidiger Marcel Maltritz und Anthar Yahia kompensierte Bochum - Mergim Mavraj und Marc Pfertzel spielten stark. Zudem zeigen die Verantwortlichen Geschlossenheit. Manager Thomas Ernst und Trainer Marcel Koller greifen rigoros durch. Mit dem Rausschmiss von Kapitän Thomas Zdebel setzten sie ein Zeichen.  

Das spricht gegen Bochum: Das Rest-Programm dürfte den Bochumern Kopfschmerzen bereiten. Der VfL muss noch sieben Mal auswärts ran, und das ausschließlich bei Mannschaften aus der oberen Tabellenhälfte. Dazu wartet Bochum in dieser Spielzeit immer noch auf den ersten Auswärtssieg (5 U, 5 N). Für Bauchschmerzen sorgt auch Daniel Fernandes. Der Keeper ist in der Abwehr der größte Unsicherheitsfaktor. Nur gibt es keine Alternative.

Die nächsten fünf Spiele: Cottbus (H), Leverkusen (A), Bayern (H), Gladbach (A), Stuttgart (H)

17. Karlsruher SC (17, 18:37)

Das spricht für Karlsruhe: Mit den Winterneuzugängen hat der KSC für mehr Konkurrenz und Qualität im Kader gesorgt. Dabei schlug Dino Drpic als Ersatz für Maik Franz sofort ein. Der Kroate ist ein absoluter Gewinn. Ihren Wert haben auch schon Marco Engelhardt und Giovanni Federico unter Beweis gestellt, auch wenn sie noch Luft nach oben haben. Spielerisch konnte Karlsruhe oftmals mithalten. Trotz der turbulenten Hinrunde ist es ruhig im Verein. Trainer Edmund Becker kann weiter ruhig arbeiten. Ein Vorteil ist auch, dass die Badener im heimischen Wildpark noch gegen vier direkten Konkurrenten spielen. 

Das spricht gegen Karlsruhe: Das große Dilemma ist der Angriff. Eine Chancenauswertung von 16,5 Prozent und 18 Tore sind einfach desaströs. Außer Sebastian Freis (7 Tore), der zwischendurch auch Ladehemmungen hatte, haben die anderen Spieler das Prädikat Stürmer nicht verdient. Joshua Kennedy, Edmond Kapllani und Christian Timm warten immer noch auf den ersten Saison-Treffer. Alexander Iashwili traf immerhin ein Mal. Ob Mahir Saglik die Lösung der Sturmmisere ist, ist mehr als fraglich. Die schlechte Bilanz auf fremden Plätzen, je 1 Sieg und Remis bei 9 Pleiten, macht auch nicht viel Mut. Im Team fehlt ein Typ wie Franz, der auch mal ein Zeichen setzt. Ein Beleg dafür: Karlsruhe ist nach Berlin und Wolfsburg das fairste Team.

Die nächsten fünf Spiele: Stuttgart (H), Wolfsburg (A), Bielefeld (H), Bayern (A), Gladbach (H)

18. Borussia Mönchengladbach (16, 23:41)

Das spricht für Gladbach: Mit Marko Marin und Alexander Baumjohann verfügen die Fohlen über zwei Spieler, die eine Partie alleine entscheiden können. Vor allem Baumjohann hat in den letzten Wochen einen Sprung nach vorne gemacht und sich zu einem Führungsspieler entwickelt, der auch entscheidende Tore schießt. Mit Wintereinkauf Logan Bailly haben die Gladbacher einen Volltreffer gelandet. Der Keeper strahlt Souveränität aus, gibt Sicherheit und gewinnt Punkte. Mit Oliver Neuville, Tomas Galasek und Paul Stalteri verfügt das Team zudem über erfahrene Leute, die die Ruhe bewahren.

Das spricht gegen Gladbach: Hans Meyer sorgt mit seinen Aussagen immer wieder für Zündstoff. Die Ausmusterung einiger Spieler im Winter quittierte die Mannschaft mit einem Beschwerdebrief an den Vorstand. Daraufhin verglich der Coach die Spieler mit Stasi-Spitzeln. Zudem pflegt er nicht das beste Verhältnis zu Leistungsträgern wie Marin, Baumjohann und Neuville. Der Doping-Protest gegen Hoffenheim sorgt auch nicht gerade für Ruhe. Sportlich bereitet die Defensive Kopfschmerzen (41 Gegentreffer). Die Abwehrspieler sind für die Bundesliga zu langsam. Und Bailly allein kann nicht die Fehler seiner Vorderleute ausbügeln.

Die nächsten fünf Spiele: Berlin (A), Hamburg (H), Köln (A), Bochum (H), Karlsruhe (A)

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