Uli Hoeneß erwartet erhebliche Spuren der Wirtschaftskrise im Fußball und glaubt zugleich an einen Aufschwung der deutschen Vereine.
"Ich bin der Meinung, dass nicht der FC Bayern, sondern die gesamte Bundesliga in den kommenden Jahren etwas profitieren wird vom soliden Wirtschaften. Die Distanz wird trotz der irren Unterschiede bei den Fernsehgeldern etwas kleiner", sagte der Manager des deutschen Rekordmeisters in einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ).
Hoeneß begründet seine Einschätzung mit Verweis auf die hoch verschuldeten Klubs in den anderen europäischen Top-Ligen aus Spanien, Italien und England. In Spanien gebe es zwölf Vereine, die nach deutschem Maßstab pleite seien, in Italien und England seien es jeweils fünf bis acht.
Europäische Vereine hoch verschuldet
"Wenn ich höre, dass Valencia an einem Spieler interessiert ist, muss ich mich halb totlachen. Mit 650 Millionen Euro Schulden frage ich mich, wo die nur einen Euro herbekommen wollen für einen neuen Spieler", sagte Hoeneß.
Die Banken seien nicht mehr bereit, ohne Sicherheiten Kredite zu vergeben. Der Manager glaubt, dass der FC Bayern bereits in der laufenden Saison näher an die vier, fünf Großen in Europa herangekommen ist.
"Leider sind wir auf ein Barcelona in Weltklasseform getroffen. Ich glaube, dass wir gegen fast alle anderen Mannschaften eine kleine Chance gehabt hätten", sagte Hoeneß über die Champions League, in der die Bayern nach einem 0:4 und einem 1:1 im Viertelfinale gegen Barca ausgeschieden waren.
Nerlinger als Nachfolger?
Zur Nachfolge auf seinem Posten bei den Münchnern erklärte Hoeneß, Christian Nerlinger spiele "in dem gesamten Konzept sicher eine Rolle. Aber wir haben gesagt, dass wir das im Herbst bekannt geben werden, möglicherweise passiert das schon etwas früher." Der FC Bayern müsse in eine neue Generation geführt werden, aber der Umbruch solle nicht abrupt erfolgen.
Drei Jahre nach Hoeneß Ende 2009 wolle sich Finanzvorstand Karl Hopfner zurückziehen, in drei bis fünf Jahren Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. "Da würde dem FC Bayern jetzt ein knapp Vierzigjähriger in einem bestimmten Bereich gut zu Gesicht stehen", meinte Hoeneß.
Mit dem künftigen Coach Louis van Gaal sieht der 57-Jährige seinen Klub sportlich für die Zukunft gerüstet. "Wir wollten immer einen Trainer, der dem Spiel des FC Bayern einen Stempel aufdrückt. Wer Louis van Gaal kennt, der weiß, dass er für einen besonderen Fußball steht, einen sehr taktisch geprägten.
"Für den Niederländer sei Disziplin sehr wichtig, er sage, der Einzelne sei wenig, die Mannschaft alles. Das hat er erfolgreich betrieben bei Ajax Amsterdam, beim FC Barcelona und jetzt in Alkmaar", sagte Hoeneß.
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