Zwei Wochen nach seinem Amtsantritt hat Felix Magath seiner neuen Mannschaft Schalke 04 ein schlechtes Zeugnis ausgestellt.
"Bei dieser Mannschaft gibt es Defizite bei der Ausdauer und im koordinativen Bereich. Das war im Schnitt bei Mannschaften, die ich früher trainiert habe, besser", sagte der Trainer der Königsblauen in einem Interview mit der "Welt am Sonntag" und kritisierte damit indirekt auch seinen Vorgänger Fred Rutten.
Magath: "Jeder Trainer setzt andere Schwerpunkte"
"Es geht nicht darum, danach zu suchen, was hier in der Vergangenheit möglicherweise falsch gemacht worden ist. Jeder Trainer setzt andere Schwerpunkte, hat andere Vorstellungen. Ich vermute, dass in der jüngeren Vergangenheit das Ausdauertraining hier einen nicht so hohen Stellenwert eingenommen hat", erklärte der Wolfsburger Meistercoach, ohne konkret auf seinen Vorgänger einzugehen.
Magath räumte aber ein, dass eine Mannschaft, die nicht so konditionsstark sei, auch Erfolg haben könne. "Unterschiedliche Vorstellungen zu haben, ist absolut legitim", sagte der 55-Jährige vier Wochen vor dem Saisonstart der Bundesliga.
Magath: "Ohne Disziplin sind keine großen Erfolge möglich"
Der neue Schalke-Coach unterstrich zum wiederholten Male, dass er sehr viel Wert auf Disziplin legt. Im Gegensatz zu seinem Kollegen Louis van Gaal, der bei Bayern München sogar das Freizeitverhalten seiner Profis überwachen will, möchte Magath aber nicht in das Privatleben der Spieler eingreifen.
"Wir wissen beide, dass ohne Disziplin keine großen Erfolge möglich sind. Ich meine allerdings, dass ein Spieler seinen Beruf begreifen und von sich aus eine professionelle Einstellung finden muss. Deshalb schreibe ich einem Spieler, was sein Privatleben angeht, gar nichts vor. Ein Spieler kann machen, was er will, solange es seine Leistungsfähigkeit nicht negativ beeinflusst. Wenn sich ein Spieler jedoch so verhält, dass seine Leistung im Training oder im Spiel schlechter wird, sehe ich mich gezwungen, zu reagieren. Aber ich würde das Leben der Spieler außerhalb des Platzes nicht kontrollieren."
Neuer-Verkauf wäre "großer Fehler"
Magath begründete zudem noch einmal, warum er Torwart Manuel Neuer nicht zu den Bayern, die ihr Interesse an dem U21-Europameister bekundet haben, ziehen lassen wird.
"Wenn man mit Schalke Meister werden und bald auch wieder international erfolgreich sein will, dann brauchen wir einen überdurchschnittlichen Torhüter. Deshalb wäre es ein großer Fehler, wenn wir Neuer, der die Qualität für die Champions League hat, verkaufen sollten. Zudem ist er das Gesicht der Mannschaft. Er ist hier geboren und groß geworden. Es wäre sogar fatal, solch ein Zeichen an die Fans zu senden. Für unsere Ziele brauchen wir eine solche Identifikationsfigur."Felix Magath im Steckbrief