Rund zwei Wochen vor dem Saisonstart läuft Trainer Louis van Gaal allmählich die Zeit davon. Durch viele Verletzungen ist die Vorbereitung bei Bayern München erheblich gestört - einigen Stars droht sogar die Bank.
Denn noch ist völlig unklar, wann Franck Ribery und Luca Toni wieder voll belastbar und damit fit für 90 Minuten Bundesliga-Fußball sind. Immerhin stiegen am Mittwoch die zuletzt angeschlagenen Miroslav Klose, Anatolij Timoschtschuk, Bastian Schweinsteiger, Edson Braafheid und Daniel van Buyten wieder ins Mannschaftstraining ein.
Mit einem klaren "Nein" antwortete van Gaal nach dem 10: 0-Testsieg beim Regionalligisten Stuttgarter Kickers auf die Frage, ob er damit rechne, seine Wunschelf im ersten Ligaspiel bei 1899 Hoffenheim am 8. August einsetzen zu können: "Ich hoffe es, aber die Zeit drängt - auch für Franck Ribery."
Ribery und der Schleimbeutel
Der Franzose war nach seiner Schleimbeutelentzündung im Knie im Trainingslager in Donaueschingen bisher noch gar nicht in die Einheiten mit dem Team integriert.
Individueller Aufbau wurde ihm genauso verordnet wie den anderen Angeschlagenen. Immerhin soll der 26-Jährige mittlerweile eingesehen haben, dass es mit einem Wechsel zu Real Madrid in diesem Sommer nichts wird. Durch Riberys Verletzung wird auch die Besetzung der Schaltzentrale im offensiven Mittelfeld an der Rautenspitze in van Gaals angedachtem 4-4-2-System zum Problem.
Wer übernimmt das offensive Mittelfeld
"Ich habe verschiedene Spieler gebracht auf dieser Position: Baumjohann, Sosa, Ribery und Müller. Wir müssen die kommenden Wochen entscheiden, wer auf dieser Position spielen wird", sagte der Niederländer, der Ribery bisher nur im Training testen konnte.
In nahezu allen Mannschaftsteilen musste er zuletzt improvisieren. "Das ist sehr schwer, aber ich kann sehr viele Spieler ausprobieren, das ist ein Vorteil", meinte van Gaal. Zwischenzeitlich stand der Übungsleiter nur mit neun Feldspielern auf dem Platz.
Keine weiteren Verstärkungen
Der mutmaßlich zweite Torwart Michael Rensing half beim Einstudieren des direkten Kurzpassspiels aus. Offenbar wird es auch keine weiteren Verstärkungen mehr geben, der kroatische Rechtsverteidiger Darijo Srna von Schachtjor Donezk ist jedenfalls kein Thema.
"Einen Transfer von Srna kann ich ausschließen. Wir sind auf der Position rechts hinten nicht unter Druck. Wenn einer wie Jose Bosingwa zu haben ist, muss sich der FC Bayern Gedanken machen", sagte Sportdirektor Christian Nerlinger. Doch der Portugiese wird nicht vom FC Chelsea loszueisen sein.
Manager Uli Hoeneß sagte deshalb laut "Bild" und "tz": 'Wahrscheinlich machen wir gar nichts mehr. Wenn überhaupt auf hinten rechts, aber momentan wüssten wir nicht, wen wir holen sollen."
Borowski verlässt den Verein
Als Abgang steht dagegen Tim Borowski seit Mittwoch fest. Der Mittelfeldspieler kehrt nach einem unbefriedigendem Jahr in München für drei Spielzeiten zu Werder Bremen zurück. Über die Ablöse wurde nichts bekannt.
Am Beispiel Bastian Schweinsteiger hat van Gaal klargemacht, welche Drahtseilakte ihm bevorstehen. Drei Wochen dauere es vermutlich, bis der Nationalspieler wieder voll belastbar sei. "Dann muss er spielen, vielleicht auch ein bisschen früher als normal. Das ist nicht einfach", sagte der 57-Jährige.
Schweinsteiger für 20 Minuten?
Vielleicht könne Schweinsteiger, der durch eine Knie-OP in der Sommerpause zurückgeworfen wurde, beim Saisonstart 20 Minuten mitspielen. Luca Tonis Chancen stehen noch schlechter, nicht allein wegen der großen Sturmkonkurrenz durch Mario Gomez, Miroslav Klose und Ivica Olic, sondern auch wegen seiner abermals lädierten Achillessehne.
"Er kann nicht so gut trainieren wie Franck Ribery. Ich weiß nicht, wann die Schmerzen aufhören", erklärte van Gaal. Wegen der vielen Personalprobleme klang es eher nach einem Wunsch, als er sagte: "Wir haben die Intention, uns jeden Tag zu verbessern. Der Willen der Spieler ist sehr groß, das freut mich."
Wenige Stammkräfte auf dem Platz
Das erinnerte ein wenig an Jürgen Klinsmann, der jeden Spieler jeden Tag besser machen wollte. Van Gaal standen die Spieler dafür bisher jedoch gar nicht zur Verfügung. Beim Test gegen Kickers konnten nur die Stammkräfte Mark van Bommel, Philipp Lahm, Mario Gomez, Danijel Pranjic, Holger Badstuber und Jörg Butt eingesetzt werden.
Hinterher sagte van Gaal deshalb: "Wir haben ein gutes Pressing gemacht, aber bei Ballbesitz haben wir zu langsam gespielt. Gegen einen Viertligisten ist das ausreichend, gegen einen Erstligisten nicht."