Wo die Erwartungen hoch sind, ist die Enttäuschung im Fall des Misserfolgs noch viel größer. Diese Erkenntnis reift gerade auch in Gladbach, wo die Borussia nach einem starken Saisonstart mit sieben Punkten aus den ersten vier Spielen einen Einbruch erlebte und nach neun Spieltagen immer noch mit sieben Punkten da steht. (hier geht's zur Tabelle)
Fünf Niederlagen in Folge haben die Euphorie der Fans in Besorgnis und Ernüchterung umschlagen lassen und Trainer Michael Frontzeck in die Schusslinie gebracht.
Eberl: "Das ist Blödsinn"
"Es ist ein Unding, dass einige im Umfeld des Vereins Frontzeck in Frage stellen und ihn als Abstiegs-Trainer bezeichnen. Das ist Blödsinn! Es ist schade und zermürbend, dass so etwas immer wieder aufkommt", sagt Sportdirektor Max Eberl.
Allerdings haben die Kritiker die Zahlen auf ihrer Seite. Sowohl Alemannia Aachen als auch Arminia Bielefeld stiegen nach einem Jahr unter Frontzeck ab, auch wenn der Trainer in Bielefeld vergangene Saison in Folge einer Kurzschlussreaktion vor dem letzten Spieltag noch entlassen wurde. Dass sich die Wut der Fans noch nicht an ihm entladen hat, ist auch auf seine Gladbacher Vergangenheit zurückzuführen.
Frontzeck will sich nicht auf Jobgarantien verlassen
Für Frontzeck steht bei seinem Engagement bei der Borussia enorm viel auf dem Spiel. Nur mit einer erfolgreichen Saison kann er sich seines Images entledigen. Doch dafür braucht er dringend Ergebnisse, auch wenn sie wie Vize-Präsident Rainer Bonhof seine nüchterne, analysierende Art schätzen.
"Es helfen auch keine Jobgarantien. Ich bin so lange im Geschäft, da weiß ich, mit so was umzugehen. Samstag sind gute Nerven gefordert. Wir müssen darauf hinarbeiten, dass wir die haben", sagt Frontzeck mit Blick auf das rheinische Derby gegen Köln (Sa., 15.15 Uhr im LIVE-TICKER und auf SKY).
In der vergangenen Saison musste Jos Luhukay am 7. Spieltag nach einer Niederlage gegen Köln seinen Stuhl räumen - er lag mit sieben Punkten auf Rang zwölf.
Gladbach will endlich Kontinuität
Was folgte, war die Rückkehr von Hans Meyer. Mit Frontzeck will der Verein jetzt einen anderen Weg gehen und endlich Kontinuität in die Abläufe bringen. Elf Trainer hatte die Borussia schon in diesem Jahrtausend, deshalb will man Frontzeck Zeit geben und nicht in alte Muster zurückfallen.
"Ich bin überzeugt, dass seine Arbeit greifen wird. Eins darf man nicht vergessen: Der Verein kam nie zur Ruhe, weil man permanent im Umbruch war", sagt Bonhof.
Das gilt auch für die Mannschaft, in der in den vergangenen Jahren immer eine große Fluktuation herrschte. "Sieben bis acht Spieler, die auf dem Platz stehen, waren im Dezember 2008 noch gar nicht bei der Borussia", rechnet Eberl vor. "Da ist es nur normal, dass man einen Entwicklungsprozess, inklusive Rückschlägen, durchläuft."
Arango und Bobadilla außer Form
Allerdings hatte die Borussia als einer der ersten Klubs ihren Kader für die neue Saison beisammen, was Eberl damals als Qualitätsmerkmal und Vorteil auswies. Von Automatismen ist im Spiel der Gladbacher im Moment wenig zu sehen und auch die Neuzugänge Juan Arango und Raul Bobadilla laufen ihrer Form hinterher.
Der Venezolaner Arango, anfangs noch Dreh- und Angelpunkt des Gladbacher Spiels, Torschütze und Vorbereiter, ist zum Mitläufer geworden. Einige Anhänger fürchten schon ein ähnliches Schicksal wie bei Federico Insua, der als Hoffnungsträger von den Boca Juniors kam und nach einem Jahr schon wieder weg war.
Der Argentinier Bobadilla, der für vier Millionen Euro von Grasshopper Zürich kam, traf erst einmal und liegt damit weit hinter den Erwartungen.
Hoffen auf Rob Friend
"Was wir verbessern müssen, ist das Ausspielen der Angriffe. Die Pässe im letzten Drittel müssen genauer kommen, vor dem Tor müssen wir noch konsequenter werden", sagt Frontzeck.
Große Hoffnungen setzte die Borussia in Rob Friend, der nach seiner Verletzungspause wieder auf dem Weg in die Stammformation ist und Bobadilla im Sturmzentrum entlasten und für mehr Durchschlagskraft sorgen soll.
Der spielerische Fortschritt ist in den letzten Wochen ins Stocken geraten. Um nicht wieder eine Saison im tiefsten Abstiegssumpf zu verbringen, muss das Team Konstanz in seine Leistungen bringen und zeigen, dass die guten Ergebnisse zu Beginn keine positiven Ausrutscher waren.
"Wenn die Mannschaft diese Situation meistert, ist sie in ihrer Entwicklung einen großen Schritt weiter", meint Frontzeck. Und auch die Fans wären mit einem Sieg im Derby wieder versöhnt.