UPDATE Luca Toni hatte wohl schon früh eine dunkle Vorahnung. Nichtsahnend saß der Italiener im Sommer-Trainingslager des FC Bayern in Donaueschingen am Essenstisch, als hinter ihm ein Mann auftauchte und ihn an den Ohren zog. Der Mann war Louis van Gaal, dem Niederländer war Tonis lasche Sitzhaltung ein Dorn im Auge.
Es sollte der Beginn einer Beziehung mit vielen Missverständnissen sein. Tonis Aussage, "unser Verhältnis ist so gut wie am Ende" am Dienstag führte nun zum bisherigen Höhepunkt: Nach Informationen der "Bild-Zeitung" wurde der 32-Jährige für das Champions-League-Heimspiel gegen Maccabi Haifa (20.30 Uhr im LIVE-TICKER und auf SKY) suspendiert. Sportdirektor Christian Nerlinger hat die Suspendierung inzwischen gegenüber "N24" bestätigt.
Wie es weitergeht, ist noch unklar. Am Mittwoch wurden Gerüchte aus Spanien und Italien laut, wonach sich der FC Valencia bereits mit Toni über einen Wechsel in der Winterpause und einen Vertrag bis 2012 einig sei. Dort heißt es auch, dass der Italiener noch die Entwicklung der nächsten Wochen beim FCB abwarten und sich erst dann entscheiden wolle.
Denn es ist unbestritten: Toni und van Gaal liegen nicht auf einer Wellenlänge.
Rummenigge ist Tonis erster Ansprechpartner
Toni vermisst das Vertrauen des Trainers, der Niederländer kommt anscheinend nicht mit der Art des Italieners außerhalb des Platzes klar. "Louis ist nicht gerade glücklich, wenn Luca zu Karl-Heinz (Rummenigge - Anm. d. Red.) geht und sich dort ausweint", sagte FCB-Manager Uli Hoeneß jüngst in der "Bild".
Rummenigge spricht sehr gut Italienisch, ist Tonis erster Ansprechpartner im Verein. Rummenigge saß auch auf der Tribüne des Grünwalder-Stadions, als der Stürmer im September sein Pflichtspiel-Comeback für die Roten gab - in der zweiten Mannschaft. Der Verein rechnete es dem Weltmeister hoch an, dass er sich in der 3. Liga Spielpraxis holte.
Toni fühlte sich bereit, wieder voll anzugreifen - wurde aber abrupt von van Gaal gebremst. Beim Champions-League-Knaller gegen Juve nur wenige Tage später stand er nicht im Kader. Ein Schlag, der den Italiener besonders traf, denn seinen Landsleuten hätte er sich gerne gezeigt.
Toni im Schatten von Lahms Rundumschlag
Das Klima zwischen den beiden wurde nicht besser, das Missverständnis immer größer. Mitte November sprach der Italiener auf seiner Homepage von "Unverständnis mit dem aktuellen Trainer". Vier Tage zuvor hatte er die Allianz Arena nach seiner Auswechslung zur Halbzeit gegen Schalke unautorisiert verlassen.
Der Frust über "vier lange Monate voller Entbehrungen" sei die Grundlage der unüberlegten Handlung gewesen, so Toni. Er entschuldigte sich bei Mannschaft und Fans und bekam eine saftige Geldstrafe - der Graben zu van Gaal blieb aber bestehen.
Es war Tonis vorletztes Aufbäumen, das allerdings im Schatten von Philipp Lahms Rundum-Kritik an Verein und Mannschaft blieb. Ein Punkt, den Lahm im mittlerweile legendären "SZ"-Interview ansprach: Van Gaals Art, die "sehr viel Wert auf Disziplin, auf Genauigkeit" legt.
"Ich weiß, dass viele mit dieser Art nicht zurechtkommen", erzählte Lahm. Er nannte keine Namen, Toni dürfte dennoch mit gemeint worden sein.
Tonis Problem sind nicht die Bayern
Hoeneß sprach offen von einer "gewissen Problematik zwischen Trainer und Spieler". Zu van Gaals Art, mit solchen Dingen umzugehen, sagte der Manager: "Louis van Gaal ist der Meinung, dass er alles selbst regeln muss. Die Auseinandersetzung zum Beispiel mit Luca Toni will er allein führen. Aber alles schafft ein einzelner nicht."
Tonis Problem heißt Louis van Gaal - nicht FC Bayern. Nicht umsonst sagte Luca Toni am Dienstag, dass er dem Verein "alles erdenklich Gute" wünsche.
Wann und ob er unter van Gaal überhaupt noch im Dress der Münchner aufläuft, ist allerdings fraglich. Alles deutet auf eine Entweder-Oder-Situation hin: Toni oder van Gaal. Beide zusammen wird es beim FCB wahrscheinlich nicht mehr lange geben.
Rückkehr nach Italien?
Was tun also? Neben dem angeblichen Valencia-Angebot steht bei Toni eine Rückkehr nach Italien im Raum. Außer dem AS Rom scheint aber kein Serie-A-Topklub Bedarf im Angriff zu haben.
Die Giallorossi haben allerdings kein Geld - schlechte Voraussetzung bei Tonis 10-Millionen-Brutto-Gehalt. Außerdem werden die Bayern den Teufel tun, den Mittelstürmer zu Schleuderpreisen abzugeben.
Eine verzwickte Situation, die aus Bayern-Sicht schenllstmöglich geklärt werden sollte. Schließlich gibt es an der Isar momentan größere Probleme.
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