Frage: Rene Adler, wie schwer war es für Sie, sich nach dem Tod von Robert Enke und der Schweigeminute zu Beginn wieder auf Fußball zu konzentrieren?
Rene Adler: Ich mache keinen Hehl daraus, dass es für mich ein sehr schwieriges und emotionales Spiel war. Ich war mit Robert gut befreundet. Natürlich haben wir um den Platz im Nationaltor gekämpft, aber wir sind immer respektvoll und freundschaftlich miteinander umgegangen und waren insofern eigentlich mehr Freunde als Konkurrenten. Da ist jemand gegangen, der für mich menschlich ein Vorbild war. Es hat mich tief getroffen.
Frage: Trotzdem haben Sie stark gehalten.
Adler: Ich denke, das war ganz okay. Wenn man in München 1:1 spielt, kann man als Bayer Leverkusen ganz gut damit leben.
Frage: Ist Leverkusen eine Spitzenmannschaft?
Adler: Wir sind davon überzeugt, dass wir eine absolute Spitzenmannschaft auf nationaler Ebene sind. Das spiegelt auch das momentane Tabellenbild wider. Wir sind bestrebt danach, jedes Spiel zu gewinnen. So sind wir auch nach München gefahren.
Frage: Ist das Unentschieden gerecht?
Adler: Wenn man den Spielverlauf sieht, können beide Mannschaften mit dem Punkt ganz gut leben. Wir waren in der ersten Halbzeit besser, Bayern in der zweiten. Insofern ist das Ergebnis in Ordnung.
Frage: Was fehlt noch, um ganz auf Augenhöhe mit den Bayern zu sein?
Adler: Wir spielen zwar mit dem Kern der Mannschaft schon einige Jahre zusammen und haben uns diese Saison punktuell hervorragend verstärkt. Aber man darf nicht vergessen, dass wir eine sehr, sehr junge Mannschaft sind und dass wir momentan den Verlust wichtiger Stammspieler auffangen müssen. Uns macht stark, dass einer für den anderen kämpft und keiner rumlamentiert, dass Renato Augusto oder Patrick Helmes fehlt. Mal schauen, wo es hingeht, wenn wir alle Spieler wieder dabei haben.
Frage: Nach dem 0:1 dachten einige Bayer-Fans bestimmt: "Jetzt geht das schon wieder los." Aber diesmal ist die Mannschaft in München zurückgekommen.
Adler: Es ist absolut positiv, dass uns ein Rückstand nicht mehr aus der Bahn wirft und wir so zurück kommen können. Das ist eine positive Entwicklung. Dass uns später dann das 2:1 aberkannt wurde, ist umso bitterer.
Frage: Stefan Kießling sprach davon, dass sich Bayer in der zweiten Halbzeit ein bisschen versteckt habe. Wieso?
Adler: Ich würde nicht sagen, dass wir uns versteckt haben. Wir haben eine richtig gute erste Halbzeit gespielt und wollten das nach der Pause so weiter spielen. Aber wir sind nicht so weltfremd und wissen nicht, dass der FC Bayern in der derzeitigen Situation vor heimischem Publikum noch eine Schippe drauflegt. Wir mussten erstmal hinten gut stehen und kein Gegentor kriegen, das haben wir gut gemacht.
Frage: Dennoch hatte Bayer nach dem Wechsel keine echte Chance mehr.
Adler: Wo ich Kießling recht geben muss, ist, dass wir den ein oder anderen Konter besser hätten ausspielen können. Wir betreiben ein Spiel, das oft sehr kraftaufwendig ist, gerade Stefan Kießling. Dass dann zum Ende hin die Frische fehlt, ist völlig okay.
Frage: Den Schuss von Anatolij Tymoschtschuk in der 45. Minute haben Sie hervorragend pariert. Glück?
Adler: Nein, Glück nicht. Es gibt Bälle als Torwart, da denkt man selbst nicht, dass man da noch rankommt. Das war so einer.
Frage: Und gegen Mario Gomez' Hackentrick kurz vor Schluss haben Sie den Punkt festgehalten...
Adler: (lacht) Ich habe nach dem Spiel mit Mario Trikots getauscht und er sagte zu mir, dass ich ihn ruhig hätte reinlassen können. Aber ein Gomez-Tor reicht...
Frage: Wie geht's jetzt weiter? Einfach Spiel für Spiel denken?
Adler: Ja. Mit Stuttgart kommt jetzt ein angeschlagener Gegner. Das sind undankbare Spiele. Aber wenn wir oben bleiben wollen, müssen wir diese Spiele gewinnen, vor allem zuhause.