"Es gibt für mich eine besondere Verbundenheit zu Stadt und Verein. Ich lebe hier und mein Herz hängt an der Stadt. Diese Mannschaft ist weiter die Nummer eins in Hannover. Das muss sie bleiben. Dafür stehe ich gerade", sagte Slomka bei seiner Vorstellung.
Mit großen Erwartungen in die Saison gestartet, stürzte Hannover zuletzt nach nur zwei Punkten aus sieben Partien auf den Relegationsplatz ab. "Wir befinden uns in einer besonders kritischen Situation", sagt Präsident Martin Kind. Nun soll Slomka den totalen Absturz verhindern und die 96er vor dem Abstieg retten.
Was gab den Ausschlag für Slomka?
Slomka war keineswegs der einzige Kandidat, auch mit Hans Meyer und Marcel Koller wurden Gespräche geführt. Schließlich entschied man sich allerdings für den "logischen, fast perfekten Mann" wie Slomka in Hannoverschen Medien bezeichnet wird.
Der Grund: Slomka bietet aus 96-Sicht das beste Paket. Klub-Boss Kind und Sportdirektor Jörg Schmadtke wollten keinen expliziten Feuerwehrmann, sondern vielmehr einen Trainer, der in der Lage ist, auch über die Saison hinaus etwas zu entwickeln.
"Er hat Bundesliga-Erfahrung, eine klare Strategie, kann die Mannschaft erstmal retten und dann weiterentwickeln für die Zukunft", sagt Kind. Darüber hinaus hat Slomka eine enge Bindung zu Stadt und Klub.
Seit Jahren lebt der zweifache Familienvater im Hannoveraner Stadtteil Bothfeld, war bei 96-Heimspielen regelmäßig vor Ort und arbeitete zwischen 1989 und 1999 als Jugendtrainer sowie von 2001 bis 2004 als Co-Trainer von Ralf Rangnick bei den Roten.
Weil der neue Coach in Hannover "erstklassige Sympathiewerte" (Hannoversche Allgemeine Zeitung) hat, hofft man bei 96, dass der zuletzt geringe Zuschauerzuspruch mit Slomka wieder deutlich zulegt.
Ist Slomka der richtige Mann für Hannover 96?
Slomka hat sich in seiner gut zweijährigen Amtszeit auf Schalke, seiner ersten Cheftrainerstation in der Bundesliga, einen Namen gemacht. Als Nachfolger von Rangnick führte er die Knappen ins UEFA-Cup-Halbfinale, zur Vizemeisterschaft und in der Champions League immerhin ins Viertelfinale.
Was zudem für ihn spricht: Slomka hat sich über die Jahre zu einem echten Medienprofi entwickelt, der sich sehr gut in der Öffentlichkeit bewegt und durch seine Ausstrahlung den Druck vom Team nehmen kann.
Allerdings musste sich Slomka bislang noch nie im Abstiegskampf beweisen und hat dementsprechend keinerlei Erfahrungen, auf die er in kritischen Momenten zurückgreifen kann. Zudem ist er immerhin schon seit knapp zwei Jahren ohne Job.
Mit Köln, Hamburg und Wolfsburg stand Slomka zuletzt in Verhandlungen, den Zuschlag bekam allerdings jedes Mal ein anderer. Der Grund? Nach wie vor gilt der 42-Jährige als "der nette Herr Slomka", der in der Öffentlichkeit stets freundlich rüber kommt und seine Spieler nicht allzu hart anpackt.
Genau das hatten Hannovers Verantwortlichen zuletzt jedoch von Ex-Coach Bergmann gefordert. "Bergmann muss härter arbeiten und stärker handeln", sagte Kind kurz vor der Entlassung.
Slomka nervt sein Image indes: "Ich bin ein teamorientierter Trainer und konsequenter Mensch, der für die Spieler auch erreichbar ist. Dennoch muss man in einer Profimannschaft eiskalt handeln."
Wo setzt Slomka nun an?
Durch seine Zeit auf Schalke hat Slomka gelernt, was er als Trainer erreichen kann. Dementsprechend ambitioniert geht er seine Aufgaben an. Während seiner arbeitslosen Zeit bildete sich Slomka bei Werder Bremen, West Ham United und dem FC Arsenal weiter.
Vor allem von Arsene Wenger hat er sich viel abgeschaut: "Er strahlt eine besondere Ruhe aus und lässt sich unheimlich viel Zeit, mit der Mannschaft zu arbeiten." Dabei muss und wird Slomka zunächst ein Hauptaugenmerk auf die Defensive legen. Zuletzt kassierte Hannover elf Gegentore in drei Spielen. Schon auf Schalke war der 96-Coach darum bemüht, dass seine Mannschaft hinten sicher steht und erst dann an die Offensive denkt.
Nach wie vor ist auch die Tragödie um Robert Enke in Hannover ein Thema. Seit dem Selbstmord des Keepers gewann 96 kein Spiel mehr. Slomka dazu: "Ich kann nicht Trainer und gleichzeitig Seelsorger sein."
Gut möglich, dass er diesbezüglich deshalb auf professionelle Hilfe setzt, gilt er doch als Trainer, der sich Dingen wie sportpsychologischer Betreuung oder auch den neuesten ernährungswissenschaftlichen Erkenntnissen nicht verschließt.
Wo lauern die Gefahren?
"Erfolg braucht Visionen. Zunächst einmal müssen wir aber aus der Misere herauskommen", sagt Slomka. Der neue 96-Coach muss zusehen, dass er möglichst schnell die Kurve bekommt, schließlich erwiesen sich Kind und Schmadtke zuletzt als nicht besonders geduldig.
Nicht ganz zu unterschätzen ist die Tatsache, dass Slomka gut mit dem AWD-Gründer und ehemaligen 96-Gesellschafter Carsten Maschmeyer befreundet ist, einem Mann zu dem Klub-Boss Kind ein gespaltenes Verhältnis nachgesagt wird. Einer Verpflichtung Slomkas soll Kind deshalb nach der Entlassung von Dieter Hecking nicht zugestimmt haben.
Was Slomka seinerseits kleine Sorgen bereitet: "Es ist nicht einfach, mit der Familie in der Stadt zu wohnen, in der man arbeitet. Gerade im Kindergarten oder in der Schule ist das Thema Fußball präsent."
Was ändert sich in Hannover?
Langfristig planen die 96er, sich mit Slomka wieder im gesicherten Mittelfeld der Tabelle zu etablieren. In dieser Saison geht es allerdings einzig und allein um den Klassenerhalt. Und dazu ist der Klub durchaus bereit, den Kader zu verstärken.
"Wir haben Gesprächsbereitschaft signalisiert für neue Spieler. Es war aber kein besonderer Wunsch von Mirko Slomka", so Kind. Dennoch besteht nach der Verletzung von Didier Ya Konan vor allem im Sturm Handlungsbedarf.
Die Namen Halil Altintop und Gerald Asamoah, die Slomka noch aus gemeinsamen Schalker Tagen kennt, fallen immer wieder. "Ich weiß von seinem Wunsch, nach Hannover zurückkehren zu wollen. Ich werde das Mittwoch noch mal mit Herrn Schmadtke besprechen", sagt Kind über Asamoah.