Schiedsrichter Michael Kempter wird in den nächsten Wochen doppelt gefordert sein. Der 27-Jährige geht von einem Comeback auf dem Fußballplatz am übernächsten Wochenende in der 2. Liga aus.
Zudem muss Kempter mit großer Wahrscheinlichkeit bei der am 4. März vor dem Landgericht München I beginnenden Verhandlung zwischen dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) und Manfred Amerell als Zeuge aussagen.
Weitere Unparteiische vorgeladen
Für den DFB könnte die Verhandlung in München unangenehm werden. Neben Kempter müssen möglicherweise weitere Unparteiische, die beim DFB intern Vorwürfe wegen angeblicher sexueller Belästigung gegen den schwer belasteten und inzwischen zurückgetretenen früheren Schiedsrichterbeobachter Amerell erhoben haben, vorgeladen werden.
Der Verband hatte diese Referees mit dem Verweis auf ihre Privatsphäre bislang geschützt.
Riesiges Medieninteresse
Doch das wäre vor dem Landgericht München nicht mehr der Fall. Dort wird am kommenden Donnerstag zwischen Amerell und dem DFB im Justizpalast unter dem Aktenzeichen 25 O 3245/10 verhandelt - und das Medieninteresse ist so groß, dass es Überlegungen für einen Umzug in den größten vorhandenen Sitzungssaal mit Platz für 140 Personen gibt.
Obwohl der Fall für den DFB verfahrenstechnisch intern erledigt ist, hat der Verband alle Akten weitergegeben. "Wir haben bei einem Strafrechtler ein Rechtsgutachten in Auftrag gegeben, obwohl die Akte bei uns geschlossen ist", sagte DFB-Präsident Theo Zwanziger dem "Kicker".
Rolle von DFB-Schiri-Boss Roth wirft Fragen auf
Aber es steht noch eine weitere Frage im Raum: Warum hat DFB-Schiedsrichter-Boss Volker Roth trotz der bekannten Vorwürfe Amerell in der Rückrunde noch eingesetzt?
Der DFB hat bislang an Roth, der erst beim DFB-Bundestag im Oktober planmäßig von Herbert Fandel abgelöst werden soll, festgehalten.
Comeback in Liga zwei
Kempter, der Amerell am vergangenen Dienstag erstmals in der Öffentlichkeit mit intimsten Details schwer belastet hatte, konzentriert sich dagegen auf seine Rückkehr auf den Fußball-Platz und geht von einem Comeback am 25. Spieltag in der 2. Liga aus. "Das ist der Plan", sagte Kempter.
Sein letztes Erstligaspiel hatte Kempter am 17. Januar beim 1:0 von Schalke 04 gegen den 1. FC Nürnberg geleitet. Danach war er vom DFB nicht mehr eingesetzt worden.
Kempter verliert 13.000 Euro
Ob Kempter juristische Schritte gegen Amerell einleitet, ließ er weiter offen. Durch die "Zwangspause" hat Kempter einen Einnahme-Verlust von rund 13.000 Euro erlitten. "Aber das ist nicht so wild", sagte Kempter.
Sein bevorstehendes Comeback sieht Kempter mit gemischten Gefühlen. "Ich bin als Schiedsrichter gewohnt, dass es manchmal dumme Sprüche gibt. Aber ich hoffe, dass die große Mehrheit der Fans mir mit Respekt begegnet und das Fair Play in den Vordergrund stellt", sagte Kempter dem "Kicker": "Für mich selbst hoffe und glaube ich, dass sich auf dem Spielfeld schnell wieder Freude einstellt und dann wieder alles beim Alten sein wird."