Die Bayern können ihren 22. Meistertitel mit dem Gewinn des DFB-Pokals und der Champions League vergolden. Fünf Gründe, warum die Saison historisch enden kann.
Physische Stärke
Die Mannschaft meistert den Spagat zwischen den Highlights in der Champions League und der Bundesligapflicht bravourös. Gegen Bochum erzwangen die Bayern nach nicht mal zehn Sekunden den ersten Eckball. Anstoß hatte der VfL.
"Es geht für uns um drei Titel. Da darf man sich keinen Ausrutscher leisten. Man muss die Konzentration hochhalten", sagte Kapitän Mark van Bommel.
Die geistige Frische wird konserviert. Daniel van Buyten überschreibt van Gaal den Löwenanteil. "Der Trainer findet immer die passenden Worte", sagte der Belgier.
Doch auch van Gaal gehen allmählich die Ideen aus. "Ich weiß noch nicht, wie ich die Spannung bis zum Champions-League-Finale aufrecht erhalte", sagte der Niederländer am Samstag.
Das Ligaspiel in Berlin ist bedeutungslos, erst am 15. Mai wird es in der Hauptstadt ernst, wenn es gegen Werder Bremen um den DFB-Pokal geht.
Klare Hierarchie
Arjen Robben schießt die wichtigen Tore. Bastian Schweinsteiger führt Regie. Der unumstrittene Chef auf dem Platz aber ist Mark van Bommel. Gegen Lyon konnten die Bayern van Bommels Fehlen kompensieren, auf Dauer ist der Niederländer nicht zu ersetzen.
Schweinsteiger nimmt die ersten Bälle und leitet die Angriffe ein. Van Bommel hält ihm den Rücken frei und organisiert das Zentrum. In Lyon eroberte van Bommel in der entscheidenden Phase nach der Pause viele Bälle. Er begeht wenige Fouls und sein Passspiel ist gering fehlerbehaftet.
Als Franck Ribery wegen einer angeblichen Sexaffäre in den Schlagzeilen stand, besuchte van Bommel Ribery samt Familie. "Das zeigt, dass auch zwischenmenschlich etwas zusammen gewachsen ist", sagte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge.
Verbesserte Defensive
In Florenz und Manchester waren die Bayern auf die Genialität von Arjen Robben angewiesen, um die nächste Runde zu erreichen. Die Bayern-Abwehr war den Anforderungen der Champions League nicht gewachsen.
In den letzten Spielen hat sich vor allem Martin Demichelis stabilisiert. Der Argentinier mit Hang zum Leichtsinn hat sich im Griff und war gegen Lyon mit überragenden Zweikampfwerten und guter Antizipation von langen Bällen mit ein Garant für zwei Spiele ohne Gegentor.
Van Buyten ist die Zuverlässigkeit in Person und Holger Badstubers Waterloo im Old Trafford hinterließ keine bleibenden Schäden. Philipp Lahm macht seine besten Spiele am Saisonende und Diego Contento spielte sich mit seiner unbekümmerten Art in die Herzen der Fans.
Konkurrenzkampf
Van Gaal hat kein Faible für Rotation. Bis auf die Position des Linksverteidigers, auf der mit Badstuber, Pranjic, Alaba und Contento schon vier Spieler ausprobiert wurden, sind alle Positionen fest besetzt. Im Sturm haben Olic und Müller die Nase klar vor Klose und Gomez.
Längere Schwächeperioden darf sich dennoch niemand leisten. Van Gaal hasst laissez-faire. Wer nicht dranbleibt, hat schlechte Karten. Anatolij Tymoschtschuk lieferte in der zweiten Halbzeit gegen Lyon eine tadellose Vorstellung ab, Hamit Altintop gab im Rückspiel einen herausragenden Ribery-Vertreter.
Jeder Spieler ist auf dem Prüfstand. Van Gaal überraschte nach dem Bochum-Spiel mit der Aussage: "Diese Mannschaft wird es so nicht mehr geben." Damit konterkariert der Coach die Vorstellung all derer, die ob der ausgeglichenen Kader-Mischung aus Stars, Arbeitern und Talenten aus dem eigenen Stall an den Beginn einer Ära glauben.
Geringe Verletztungsprobleme
"Es ist unglaublich, alle Spieler sind fit. Ich muss die schwierige Entscheidung treffen, gesunde Spieler auf die Tribüne zu setzen", sagte van Gaal vor dem Bochum-Spiel.
Außer vor dem Rückspiel in Lyon, als van Gaal kurzzeitig um das Herzstück der Abwehr bangen musste, gab es in den letzten Wochen kaum verletzungsbedingte Ausfälle. Demichelis musste im März wegen einer Gesichtsverletzung passen. Robben fehlte im Heimspiel gegen Manchester, Klose war zwischenzeitlich grippegeschwächt.
Körperlich sind die Bayern in der Endphase der Saison in einem "beeindruckenden und beneidenswerten Zustand", schrieb die Zeitung "Marca".Um dies zu gewährleisten, reduziert van Gaal seit längerem die Intensität im Training. "Wir haben so viele Spiele, da können wir fast nur regenerieren. Am Tag nach dem Spiel laufen wir aus, am zweiten Tag sind die Spieler sehr müde. Und dann müssen wir schon wieder reisen", sagt van Gaal.
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