Sebastian Rode hat kaum Erfahrung und ist erst 19 Jahre alt. Dennoch hat Eintracht Frankfurt den Mittelfeldmann vom Drittligisten Kickers Offenbach mit einem Vier-Jahres-Vertrag ausgestattet. Nicht ohne Grund: Experten sprechen von einem Rohdiamanten, der an den jungen Matthias Sammer erinnert.
15 Einsätze in der 3. Liga, dazu zwölf Partien für die U 18 und U 19 des DFB: Mehr benötigte Sebastian Rode nicht, um zu zeigen, dass er ganz besondere Fähigkeiten besitzt.
Die Scouts schlugen frühzeitig Alarm und empfahlen ihren Klubs dringend, sich die Dienste des Youngsters zu sichern. Es begann ein Wettrennen um den 19-Jährigen von Kickers Offenbach, der im zentralen Mittelfeld zu Hause ist. Schließlich gelang es Eintracht Frankfurt, Rode bis 2014 unter Vertrag zu nehmen.
"Fixer als in der Vergangenheit"
"Die Eintracht hat es hinbekommen, in Planung und Sichtung ein bisschen fixer zu sein als in der Vergangenheit", freute sich Trainer Michael Skibbe, der ansonsten mit der zurückhaltenden Transferpolitik seines Klubs nicht immer einverstanden ist.
Diesmal war es anders: Borussia Dortmund, Hannover 96, SC Freiburg und der FC St. Pauli - um nur ein paar interessierte Klubs zu nennen - schauten im Kampf um das angeblich größte Talent Hessens in die Röhre.
Ein Traum wird wahr
Für den Boss der Frankfurter, Heribert Bruchhagen, war die Verpflichtung Rodes ein Fortschritt für den ganzen Verein: "Wir freuen uns und sind gut gelaunt, weil wir einen weiteren Schritt getan haben." Bruchhagen hat hohe Ansprüche an den früheren Darmstädter. Zu nichts geringerem als einer Identifikationsfigur soll er sich entwickeln.
Dafür hat die Eintracht angeblich 250.000 Euro Ablöse nach Offenbach überwiesen. Wahrscheinlich auch mit dem Hintergedanken, dass Rode vielleicht eines Tages für weitaus mehr Geld weiterverkauft werden könnte.
Ein großer Vorteil für die Frankfurter war die regionale Nähe zu Offenbach. "Bei einem Bundesligaverein zu spielen, war schon als Kind mein Traum. Jetzt ist er in Erfüllung gegangen. Da ich hier aus der Gegend bin, habe ich immer schon ein bisschen zur Eintracht geschielt", erklärte Rode.
Vergleich mit Sammer
Obwohl der 2005 vom SV Darmstadt 98 nach Offenbach gewechselte Youngster quasi keine Erfahrung besitzt, scheint es kaum Zweifel daran zu geben, dass er den Durchbruch im Haifischbecken Bundesliga schaffen wird. Die Experten schwärmen von Rodes Schnelligkeit und seiner Spielintelligenz. Außerdem ist der 1,79-Meter-Mann offensiv flexibel einsetzbar, kann sogar im Sturm spielen.
"Er ist ein super Typ. Ich wünsche ihm alles Gute und glaube, dass er es packt", sagt sein letzter Trainer in Offenbach, Wolfgang Wolf, im Gespräch mit SPOX. Und weiter: "Er hat tolle Anlagen." Für Kickers-Sportdirektor Andreas Möller ist Rode ein Rohdiamant. "Er ist ein Riesenkicker mit außergewöhnlichen Fähigkeiten. Sebastian hat das Zeug dazu, sich in der Bundesliga durchzusetzen und wird seinen Weg gehen", ist sich der Weltmeister von 1990 sicher.
Und bei Heiko Herrlich, der den einmaligen Drittliga-Torschützen aus der Juniorennationalmannschaft kennt, lässt Rode Erinnerungen an den "jungen Matthias Sammer" hochkommen. Nicht nur spielerisch, sondern auch wegen der Fähigkeit, eine Rolle als Leader zu übernehmen. Ganz schön viel Vorschusslorbeeren für so einen jungen Mann. Zumal dieser in der vergangenen Saison nur wenig Spielpraxis sammeln durfte, weil ihn ein Kreuzbandriss für ein halbes Jahr außer Gefecht setzte.
"Ein hochtalentierter Junge"
Gut also, dass Rode mit Skibbe in Frankfurt einen Trainer hat, der junge Spieler geduldig fördert und ihnen gleichzeitig Fehler zugesteht. Einer der weiß, wie man einen Rohdiamanten schleifen muss. "Wir müssen herausragende Talente aus der Region integrieren. Und Sebastian ist ein hochtalentierter Junge", sagt der 44-Jährige, der seinem Schützling die nötige Zeit zur Akklimatisierung einräumen, ihn gleichzeitig aber auch nicht auf Dauer auf der Bank verstecken möchte.
Rode selbst stellt keine Ansprüche. Die Gefahr, ausschließlich im Regionalligateam der Eintracht zum Zug zu kommen, sieht er aber ohnehin nicht: "Trainer Michael Skibbe hat mir gesagt, dass ich klar für die erste Mannschaft geholt wurde. Er hat mir aber auch die Konkurrenzsituation erklärt. Wenn ich in der Vorbereitung fit bleibe, denke ich, dass ich den Sprung über kurz oder lang schaffen kann. Unter Skibbe kann ich mich weiterentwickeln."
Was für ihn spricht: Selbst die üblichen Unruhen, die ein Wechsel von Offenbach zum großen Rivalen nach Frankfurt mit sich bringen, haben Rode nicht umgehauen. Er hat sich professionell verhalten: "Dass einige OFC-Fans enttäuscht sind, ist verständlich. Der OFC hat mir den Sprung ins Profigeschäft ermöglicht, wofür ich dem Verein dankbar bin. Es waren fünf schöne Jahre."
Debüt gegen Chelsea?
Mit Druck, den es in der Bundesliga immer gibt, geht er also schon mal recht locker um. Eine Grundvoraussetzung, um sein enormes Potenzial weiter auszuschöpfen.
Sein Heimdebüt im Eintracht-Trikot könnte indes ein echter Knaller werden. Am 1. August empfängt Frankfurt nämlich den FC Chelsea zu einem Freundschaftsspiel. Dann darf Rode gegen Didier Drogba & Co. vielleicht erstmals vor ausverkauftem Haus zeigen, dass die Dritte Liga kein Maßstab für ihn ist.