Vier Wochen vor dem Bundesliga-Start gibt es bei jedem Bundesligisten ein hartes Duell um einen Stammplatz. Mehrere Stars stehen auf der Kippe - und in Leverkusen muss selbst Kapitän Manuel Friedrich bangen. Die Konkurrenten im Überblick.
Bayern München: Gedränge in der Offensive
Im 4-4-1-1 sind Robben und Ribery auf den beiden offensiven Außenpositionen im Mittelfeld gesetzt, wenn sie ihren Trainingsrückstand aufgeholt haben. Also bleiben für die vorderste Front nur noch zwei Plätze für fünf Kandidaten. Im Sturmzentrum hat Ivica Olic bisher die besten Karten. Erstens hat er sich in der Vorsaison viel Kredit erspielt und zweitens die komplette Vorbereitung absolviert. Klose will an seine starke WM-Leistung anknüpfen, so dass Gomez im Moment nur wenig Einsatzchancen bleiben. Und dann kommt auch noch Müller hinzu, der eine Option fürs Sturmzentrum wäre, falls van Gaal Kroos hinter die Spitze stellt. Im wahrscheinlichsten Szenario werden sich aber Kroos, Klose und Gomez erstmal auf der Bank wiederfinden.
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Schalke 04: Farfan vs. Das Phantom
Die Bilanz liest sich beeindruckend: Trotz Integrationsproblemen gelangen Farfan im ersten Jahr 15 und im zweiten Jahr 18 Scorer-Punkte für Schalke. Damit war er der mit Abstand konstanteste Offensivspieler der Königsblauen. Und doch muss er nun um seinen Stammplatz bangen. Denn mit der bevorstehenden Verpflichtung von Raul will Trainer Magath auf ein 4-4-2 mit Raute umstellen - und als Angriffspartner für den Spanier womöglich einen wuchtigen Keilstürmer verpflichten. Im Gespräch ist unter anderem der Franzose Hoarau. Der Gedanke dahinter: Womöglich ähneln sich Farfan und Raul zu sehr in ihrer Spielanlage. Bliebe für Farfan nur die Hoffnung, dass Magath womöglich auf ein 4-2-3-1 oder 4-3-3 setzt, denn in diesem Fall wäre dem Peruaner der Platz auf der rechten Außenbahn sicher.
Der FC Schalke 04 im Transfercheck
Werder Bremen: Almeida vs. Arnautovic
Spielt Werder wie zum Ende der vergangenen Saison im 4-4-2 mit zwei echten Stürmern, braucht Trainer Schaaf einen Nebenmann für Pizarro. Mit Almeida klappte das schon ganz ordentlich, aber richtig zufrieden waren sie mit dem Portugiesen in Bremen nicht. Er rufe sein Potenzial nicht ab, heißt es immer wieder von Schaaf und Allofs. Also hat Werder im Sommer den 21-jährigen Arnautovic verpflichtet. Der Österreicher kam von Inter Mailand und will nach seiner schwierigen Zeit unter Mourinho einen Neuanfang in Bremen. Er ist schnell, technisch gut und abschlussstark. Zu Pizarro würde er also sehr gut passen.
Marko Arnautovic im SPOX-Porträt
Bayer Leverkusen: Friedrich vs. Reinartz
In Abwesenheit von Rolfes war Friedrich in der vergangenen Saison sogar Kapitän von Bayer. Auf Dauer muss der 30-Jährige aber um seinen Platz an der Seite von Hyypiä bangen. Heynckes sieht Reinartz, der letzte Saison vornehmlich im Mittelfeld eingesetzt wurde, als Innenverteidiger. Und dort gehört der 21-Jährige zu den größten Talenten Deutschlands. Solange Ballack und Rolfes noch nicht bei 100 Prozent sind, wird Reinartz wohl im Mittelfeld auflaufen, aber dann wird er den Druck auf Friedrich erhöhen. Heynckes schätzt Reinartz' Qualitäten so sehr, dass es nicht unwahrscheinlich ist, wenn der Junge den Alten verdrängen würde.
Borussia Dortmund: Owomoyela vs. Piszczek
Nicht immer war Owomoyela in der vergangenen Saison bei den eigenen Fans gut gelitten. Mangels Alternativen kam der Ex-Nationalspieler aber auf 33 Bundesligaspiele und war mit sieben Torvorlagen hinter Nuri Sahin und Mohamed Zidan zweitbester Vorbereiter des BVB. Auch im Moment liegt Owomoyela klar vor seinem neuen Konkurrenten Piszczek. Allerdings musste der Neuzugang von Hertha BSC wegen Wadenproblemen auch lange pausieren und war noch kein richtiger Herausforderer von Owomoyela. Aber was nicht ist, kann noch werden.
VfB Stuttgart: Kuzmanovic vs. Gentner
Die Besetzung des defensiven Mittelfelds hängt stark von der Personalie Khedira ab. Wechselt der Nationalspieler zu Real Madrid, wird automatisch ein Platz frei. Da Träsch im Moment als defensiv ausgerichteter Spieler seinen Platz im zentralen Mittelfeld sicher zu haben scheint, streiten sich Kuzmanovic und Gentner um den Platz an seiner Seite. Gentner ist aus Wolfsburg zurückgekehrt, um endlich im zentralen Mittelfeld spielen zu können. Aktuell heißt das Pärchen aber Träsch/Kuzmanovic, weil Genter einmal mehr Opfer seiner Flexibilität wird. Weil Delpierre verletzt ist und Tasci und Boulahrouz noch im Urlaub sind, wird er derzeit sogar in der Innenverteidigung gebraucht.
Teil II: Von Hamburg bis Gladbach
Teil III: Von Köln bis St. Pauli
Hamburger SV: Jarolim vs. Kacar
Armin Veh legt Wert darauf, alle Positionen mindestens doppelt zu besetzen, um den Konkurrenzkampf zu schüren. Tatsächlich hat der HSV-Coach mit seinen Transfers gleiche mehrere interne Duelle auf Augenhöhe geschaffen: Drobny gegen Rost im Tor oder Diekmeier gegen Demel auf rechts. Und seit Freitag tobt der Kampf auch im defensiven Mittelfeld. Veh will dort mit zwei Sechsern spielen, einer von beiden wird Ze Roberto sein. Um den zweiten Platz muss sich Jarolim nun mit Neuverpflichtung Kacar streiten. Klar scheint: Jarolim ist unter dem neuen Trainer nicht mehr so fraglos gesetzt wie unter Labbadia. Veh jedenfalls stellte bereits das Kapitänsamt des Tschechen zur Disposition.
VfL Wolfsburg: Wer wird Josues Nebenmann?
Trainer McClaren plant für die neue Saison eine Systemumstellung von 4-4-2 mit Raute auf ein 4-2-3-1. Das heißt auch, dass es im defensiven Mittelfeld einen Platz mehr zu verteilen gibt. Josue ist als Kapitän unumstritten, aber wer wird sein Nebenmann? Mit Riether, Cicero, Kahlenberg, Hasebe, Schindzielorz und dem jungen Cigerci stehen gleich sechs Mann zur Verfügung. Riether wird deshalb wohl Rechtsverteidiger bleiben. Für Cicero ist die Position auf dem linken Flügel eine Alternative. Schindzielorz und Cigerci werden wohl erstmal im zweiten Glied stehen. Bleiben also noch Kahlenberg und Hasebe. Wobei der Däne in seiner Bundesligazeit bisher seine Qualitäten noch nicht zeigen konnte. Alternativ könnte der gelernte Offensivmann auch auf dem rechten Flügel eingesetzt werden.
Mainz 05: Ivanschitz vs. Simak
Das Ziel der FSV-Führung war klar: Im Sommer sollte durch Zugänge der Konkurrenzkampf intensiviert werden. Das interessanteste Duell der Vorbereitung findet jedoch zwischen zwei Spielern statt, die bereits letzte Saison unter Vertrag standen. Wer wird der neue Spielmacher? Während drei der vier Positionen in der Offensive wohl fest vergeben sind (Bance als Mittelstürmer, Holtby und Schürrle auf den Außen), bewerben sich mit Ivanschitz und Simak die zwei prominentesten Namen im Kader um den Posten des Zehners. Der Österreicher Ivanschitz begann letzte Saison überragend, konnte das Niveau jedoch nicht halten, der Tscheche Simak wiederum wusste seit seinem Wechsel im Winter nur selten zu überzeugen, zeigte jedoch in der Vorbereitung gute Ansätze.
Eintracht Frankfurt: Altintop vs. Gekas vs. Amanatidis vs. Fenin
In der Winterpause bettelte Skibbe um einen neuen Stürmer und bekam Altintop. Im Sommer gesellte sich noch Gekas hinzu. Und mit den genesenen Amanatidis und Fenin hat Skibbe auf einmal ein Luxusproblem. Zumal die Eintracht in der Mehrzahl der Spiele mit nur einem Stürmer agierte. Es ist aber nicht unwahrscheinlich, dass Skibbe in Zukunft auf ein 4-4-2 setzt. Trotzdem müssten dann noch zwei der vier Angreifer in den saueren Apfel beißen. Altintop und Gekas haben Schalke bzw. Leverkusen nicht verlassen, um sich in Frankfurt auf die Bank zu setzen. Und auch Amanatidis ist kein Typ, der ohne Murren draußen Platz nimmt. Ebenso wie Fenin, der in seinem dritten Bundesligajahr endlich den Durchbruch schaffen will. Es gibt also Konfliktpotenzial.
1899 Hoffenheim: Ibertsberger vs. Beck
Welch ein Musterschüler: In den vergangenen Wochen wurde Eichner von Mäzen Hopp gerne und oft gelobt. Eichner sei zu wichtig für den Verein und charakterlich ein Vorbild, weswegen er nicht abgegeben werden dürfte, riet (oder befiel) Hopp der sportlichen Führung. Eichner hat in der Vorsaison enorm an Profil gewonnen, gehört zu den Meinungsführern - und hat einen Stammplatz hinten links womöglich sicher. Was Folgen hat für die letztes Jahr gesetzten Ibertsberger und Beck, die sich dann um den Posten des Rechtsverteidigers balgen müssten. Ibertsbergers Vorteil: Während Beck nur rechts einsetzbar ist, kann der Österreicher auch links, sollte Eichner dort schwächeln.
Borussia Mönchengladbach: Idrissou vs. Bobadilla und de Camargo
Ursprünglich war Idrissou eher als sinnvolle Ergänzung vorgesehen und sollte in Gladbach wohl vor allem die Rolle von Rob Friend übernehmen: auf der Bank. Nun hat der 30-jährige WM-Fahrer aber plötzlich unverhofft die Chance, sich einen Stammplatz zu erkämpfen. Vier Wochen hat er dafür Zeit, denn solange werden Bobadilla und de Camargo noch verletzt fehlen. Damit könnte sich Idrissou in der Anfangsphase einen entscheidenden Vorteil verschaffen und zumindest einen seiner Konkurrenten überholen. Nutzt er diese Chance nicht konsequent, droht ihm aber wohl bald wieder die Bank.
Teil I: Von Bayern bis Stuttgart
Teil III: Von Köln bis St. Pauli
1. FC Köln: Novakovic vs. Ionita
Novakovic hat ein schwaches Jahr hinter sich. Nur sechs Tore erzielte der slowenische Nationalstürmer und blieb damit deutlich hinter seiner Marke aus dem ersten Bundesligajahr (16). Dazu kommt sein angespanntes Verhältnis zu Trainer Soldo. Auch mit seinem Sturmpartner Podolski fand er die komplette Saison keine Abstimmung auf dem Platz. Von hinten drängt der rumänische Neuzugang Ionita. Egal, ob im 4-4-2 oder im 4-2-3-1, beide zusammen werden wohl kaum stürmen. Novakovic darf sich keine Aussetzer wie vergangene Saison erlauben, sonst verliert er seinen Stammplatz an Ionita.
SC Freiburg: Makiadi vs. Rosenthal
Makiadi wanderte im Laufe der vergangenen Saison vom Sturmzentrum immer weiter nach hinten. In diesem Jahr droht ihm die Bank. Vor der Abwehr streiten sich Schuster, Banovic und Flum um den Platz im 4-1-4-1. Einer aus dem Trio rückt eine Reihe nach vorn. Auf den Außen haben Jäger und Nicu im Moment die Nase vorn. Und als kreativer Kopf hat Rosenthal momentan die besten Karten.
Hannover 96: Fromlowitz vs. Miller
Fromlowitz war nach dem Selbstmord von Robert Enke bereits in der abgelaufenen Rückrunde die Nummer eins, er bekommt für die neue Saison auch das entsprechende Trikot. Allerdings fehlt ihm das 100-prozentige Vertrauen aus der sportlichen Führung, was dem 24-Jährigen auch immer wieder mal anzumerken war. Auch in der laufenden Vorbereitung wirkte er nicht immer sicher. Allerdings leistete sich auch sein Konkurrent, Neuverpflichtung Miller, gleich im ersten Testspiel einen Patzer. Außerdem stören Probleme mit dem Sprunggelenk die Vorbereitung des 28-Jährigen. Im Moment hat wohl Fromlowitz leicht die Nase vorn.
1. FC Nürnberg: Vierkampf der Youngster
Mit Vehemenz baute der Club im Sommer den Kader um und trimmte ihn auf Jugendlichkeit. Sauter (18), Mak (19) und Ekici (20) wurden unter anderem verpflichtet - und sie alle hoffen wie auch die anderen Youngsters wie Gündogan (19) und Frantz (23) auf einen Stammplatz im Mittelfeld. Da Nürnberg im 4-2-3-1 auflaufen wird, ist es ein Fünfkampf um die maximal drei zur Verfügung stehenden Positionen in der Dreier-Offensivreihe. Gündogan immerhin kann auch auf die Doppelsechs ausweichen, wo die Konkurrenz mit Simons und den ebenfalls jungen Cohen (21) und Hegeler (22) aber auch nicht viel kleiner ist.
1. FC Kaiserslautern: Rodnei vs. Simunek
Mit dem Innenverteidiger-Duo Amedick und Rodnei stellte Kaiserslautern die beste Abwehr der abgelaufenen Zweitliga-Saison. Amedick gilt als Kapitän weiter als gesetzt. Rodnei allerdings muss sich im neuen Jahr gegen einen tschechischen Nationalspieler zur Wehr setzen, der auch bereits 52 Bundesliga-Spiele an Erfahrung mitbringt: Jan Simunek wechselte aus Wolfsburg in die Pfalz. Der 23-Jährige hat allerdings ein echtes Seuchen-Jahr hinter sich, wirkte bei den Wölfen zuletzt völlig verunsichert und musste zeitweise Spielpraxis bei der zweiten Mannschaft sammeln. Er dürfte daher zunächst als klarer Herausforderer in das Duell gegen Rodnei gehen.
FC St. Pauli: Hain vs. Kessler vs. Pliquett
"Ich habe noch nie Erbhöfe angemeldet. Der Kampf um die Nummer eins geht jetzt wieder von vorne los!" Das Zitat stammt erstaunlicherweise von Hain. Der 37-jährige Routinier war in der Aufstiegssaison selbst die Nummer eins und hat die Erfahrung 152 Bundesliga- und 192 Zweitliga-Einsätzen als zusätzliches Faustpfand. Trotzdem ist er sich der Konkurrenzsituation bewusst. Mit der Köln-Leihgabe Kessler sitzt ihm ein ambitionierter Youngster im Nacken. Und auch Zwei-Meter-Mann Benedikt Pliquett will sich einen Stammplatz erobern. Sportchef Schulte erklärt das Rennen für eröffnet: "Alle haben die gleiche Chance, am ersten Spieltag im Tor zu stehen."