Rot-Weiß-Roter FCB

Von Christian Bernhard
Bayern-Coach Louis van Gaal gibt Anweisungen an David Alaba (l.)
© Imago

Elf Österreicher stehen mittlerweile beim FC Bayern unter Vertrag und eifern dem Beispiel von David Alaba nach, der es in den Profikader geschafft hat. Ein Zufall? Oder steckt mehr dahinter? SPOX hat sich bei Insidern umgehört.

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Louis van Gaal hatte es schwer. Der Bayern-Trainer war mit seinem Team im Trainingslager - hatte aber nur acht Profis dabei. Keine guten Voraussetzungen, um die neue Saison vorzubereiten.

Verstärkung kam Mitte der letzten Woche aus Frankreich. Dort weilte David Alaba mit der österreichischen Nationalmannschaft bei der U-19-EM. Bis er nach zwei Spielen vom FCB zurückbeordert wurde.

Mit Alaba stieß nicht nur Profispieler Nummer neun zum Team an den Gardasee, sondern auch ein großes Vorbild für zehn seiner Landsmänner beim FCB.

Denn mittlerweile stehen stolze elf Österreicher beim Rekordmeister unter Vertrag - von den Profis bis zum U-13-Team. Eine komplette rot-weiß-rote Elf.

"Kein Zufall"

Ein Zufall? Oder steckt mehr dahinter? "Kein Zufall", sagt Willi Ruttensteiner, Sportdirektor des österreichischen Fußballverbandes ÖFB im Gespräch mit SPOX.

"Auf der einen Seite fruchtet unsere Jugendarbeit schön langsam. Auf der anderen Seite hat der FCB sehr gute Verbindungen zu Österreich, beobachtet diese Entwicklung messerscharf - und pickt sich immer sehr gute Spieler heraus." Nicht umsonst sprach die "Süddeutsche Zeitung" kürzlich von einer "transalpinen Wertschöpfungskette".

Ruttensteiner ist der Hauptverantwortliche des ÖFB-Jugendsektors, er hat die Nachwuchsarbeit in den letzten Jahren stark forcieren lassen. Das Vorzeigeprogramm ist das "Projekt 12", in welchem 37 Spieler vom Jahrgang 1988 aufwärts stehen. Viele davon spielen bei renommierten ausländischen Vereinen wie Arsenal oder Chelsea. Doch kein Verein hat so viele davon unter Vertrag, wie der FC Bayern. Fünf an der Zahl.

Bayern-Augen in der Alpenrepublik

"Man sieht aktuell bei der U-19-EM, dass die Österreicher sehr gute Arbeit leisten. Dieser Jahrgang mit Alaba und Knasmüllner ist wirklich gut", stellt Bayern-Sportdirektor Christian Nerlinger fest.

Kein Wunder, dass der FCB seine Augen in der Alpenrepublik besonders geschärft hat. "Die Bayern kennen die Spieler sehr, sehr früh, schon bevor sie in unseren Jugend-Nationalmannschaften spielen", erzählt Ruttensteiner.

Einmal in München angekommen, kommt den jungen Österreichern nicht nur die Nähe zur Heimat zugute. "Wir haben die gleiche Sprache, die gleiche Kultur, die selben Werte", sagt FCB-Nachwuchschef Werner Kern auf "fcb.de" - und schickt in der "SZ" gleich ein Lob Richtung Österreich hinterher: "Die machen da drüben einen super Job. Die Spieler sind für alles veranlagt, alles gute Fußballer, die können mit der Kugel umgehen, haben ein Auge fürs Spiel."

Ex-Profi Harald Cerny als Bezugsperson

Mit Harald Cerny haben die Österreicher zudem eine Bezugsperson im Verein. Der Ex-FCB-Spieler ist seit der vergangenen Spielzeit im Trainerstab der Münchner und wird sich in der anstehenden Saison um das U-16-Team kümmern.

Cerny schwärmt von seinen jungen Landsmännern: "Die Jungs, die hierher kamen, sind in ihren Mannschaften alle Leistungsträger. Sie sind Spieler, die den Unterschied ausmachen können, Spieler mit großem Potenzial."

So wie Christoph Knasmüllner, der in der vergangenen Saison bei den Amateuren für Aufsehen gesorgt hatte und von seinem Ex-Coach Mehmet Scholl als "außergewöhnlicher Spieler" bezeichnet wurde. Oder der 16-jährige Kevin Friesenbichler, der von Kern als "ein Typ Mario Gomez" beschrieben wird.

Nachwuchs-Exodus sorgt für Frust bei der Austria

Des einen Freud ist aber auch des andern Leid. Alaba, Knasmüllner und Friesenbichler zum Beispiel haben allesamt ihre Wurzeln bei der Wiener Austria. Jetzt sorgen sie bei den Bayern für Furore.

"Es ist schon schade, wenn dir gerade die besten Spieler weggeschnappt werden. Von unserer Seite steckt ja auch ein großes wirtschaftliches Engagement in der Jugendförderung. Auf der anderen Seite ist es auch eine Auszeichnung für unsere Arbeit", sagt Ralf Muhr, Sportlicher Leiter der Jugend-Akademie von Austria Wien.

Es ist eben ein "zweischneidiges Schwert" - auch für die Spieler selbst. Denn die Eingewöhnungszeit fernab vom Elternhaus ist für die jungen Spieler oft nicht einfach. Selbst Knasmüllner, der als nächster Kandidat für die FCB-Profis gilt, stand laut Muhr bereits kurz vor der Rückkehr nach Hause: "Bei Christoph war es ganz knapp, er war schon kurz vor dem Absprung. Seine Einstellung hat den Bayern nicht immer gepasst, aber er hat die Kurve bekommen."

Jetzt träumt Knasmüllner davon, Alabas Weg einzuschlagen. Einen Weg, den Ruttensteiner nur gutheißen kann: "Wir wissen: Wenn ein Talent zu den Bayern geht, ist es dort bestens aufgehoben. In München können sie zu guten Spielern reifen."

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