Altbewährtes und ein neues System

Von Stefan Rommel
Thomas Schaaf ist seit 1999 Cheftrainer bei Werder. Zuvor coachte er das Amateurteam der Bremer
© Getty
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Werder im 4-4-2:

Die Ausweich-Variante, die nur noch in seltenen Fällen zum Einsatz kommt. Zuletzt funktionierte die Aufteilung in der sehr starken ersten Halbzeit beim Test gegen Fulham aber sehr gut.

Besonders die Doppel-Sechs und Hunt fanden gut zueinander, das Bremer Eigengewächs interpretierte seine Rolle ähnlich wie Özil, auf halblinks oder im Zentrum hinter den Spitzen. Weitere Alternativen für die Offensive sind Borowski und Jensen.

Eine wichtigere Rolle im Offensivspiel kommt hier den Außenverteidigern zu, die mehr nach vorne machen müssen. In der Zentrale fehlt ein Spieler, was auch für die beiden Sechser mehr Arbeit bedeutet, zudem kann es wegen der geänderten Raumaufteilung öfter nicht mit den Abständen zwischen den Mannschaftsteilen oder einzelnen Spielern passen.

Ein Vorteil für das traditionell offensiv geprägte Bremer Spiel ist der zweite Stürmer als Unterstützung für Pizarro. Almeida passt derzeit am besten zum Peruaner, weil er neben Pizza noch Robustheit, Schnelligkeit und Wucht mitbringt.

Der Portugiese pokert derzeit auch um einen neuen Vertrag, Gerüchte etwa über einen Wechsel zu Lazio Rom scheinen eher bewusst gestreut als wirklich ernsthaft zu sein. Die Bereitschaft Almeidas, bei Werder zu bleiben, ist auf jeden Fall da.

Arnautovic ist Pizarro vom Spielertyp sehr ähnlich und annähernd so schussgewaltig wie Almeida. Seine Eskapaden verschlechtern die Chancen des Österreichers aber enorm. Marin als zweite Spitze, wie zum Beginn der letzten Saison öfters probiert, kommt eher nicht mehr in Frage.

Werder im 4-3-3:

Trainer Schaaf ließ in der Vorbereitung noch ein System einstudieren, das allerdings gerade für eine Mannschaft wie Werder Bremen viele Gefahren in der Rückwärtsbewegung birgt.

Besonders gegen Fulham war es geradezu offensichtlich, wie nach der Umstellung von 4-4-2 auf 4-3-3 die Balance zwischen den Mannschaftsteilen völlig weg war und die alten Werder-Klassiker auftraten: Eine zu hoch stehende Abwehr, ohne Unterstützung aus dem defensiven Mittelfeld.

Die Folge waren zu viele Kontersituationen für den Gegner, der die Bremer einige Male förmlich überrannte, um dann zu Eins-zu-eins-Situationen vor Wiese zu kommen.

Offensiv könnte die Variante enorm viel Druck auf den Gegner ausüben. Mit Marin (links), Arnautovic (rechts) und Pizarro (zentral) wirbeln vorne drei Spieler, dahinter lenkt Özil (oder Hunt) das Spiel aus der Mitte.

Jetzt sind aber zwei echte Abräumer dahinter nötig, die nur Bargfrede und Frings heißen können. Für Borowski , Jensen oder Hunt bleibt dann kein Platz - auch wenn Hunt in der Vorbereitung selbst auf der Position ganz gute Ansätze zeigte.

Die Abwehr muss sich auf mehr Arbeit einstellen. Prödl, der die komplette Vorbereitung absolviert hat, war damit gegen Fulham aber ziemlich überfordert und Sinnbild der Bremer Orientierungslosigkeit.

Allerdings darf man auch nicht vergessen, dass die Offensivspieler ihren defensiven Aufgaben so gut wie gar nicht mehr nachkamen und die Abwehr nur die letzte Instanz war, die dem Gegner dann vollkommen chancenlos ausgeliefert ist.

Nach derzeitigem Stand der Dinge kann das 4-3-3 keine Variante zum Spielbeginn sein, weil es viel zu risikoreich ist. Außerdem konnte der Plan durch die kurze Vorbereitung, einige Verletzungen und den verspäteten Einstieg der WM-Teilnehmer nicht optimal einstudiert werden.

Sehr wahrscheinlich will Schaaf mit dem 4-3-3 die Möglichkeit haben, auf bestimmte Spielsituationen (einen Rückstand) mit spielerischen Mitteln zu antworten und die gute alte Brechstange nur noch in Ausnahmefällen bemühen.

Dann ist eine Umstellung auf 4-3-3 durchaus sinnvoll, die Spieler kennen das System und ihre Lauf- und Passwege dann zumindest in Ansätzen. Werder will nach dem festgefahrenen 4-4-2 mit Raute noch um eine Option flexibler werden.

Hier geht es zurück zu Teil eins: Werder im 4-2-3-1