Van Gaal sieht beim FC Bayern keine Krise

SID
Louis van Gaal ist seit Juli 2009 Trainer beim FC Bayern München
© Getty

Trainer Louis van Gaal bleibt angesichts des schlechten Saisonstarts von Bayern München weiter erstaunlich gelassen. Eine Krise mochte der Niederländer auch bei seinem Auftritt im "Aktuellen Sportstudio" des "ZDF" nicht erkennen.

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Louis van Gaal hat die Ruhe weg. Bayern München dümpelt in der Fußball-Bundesliga auf Rang 12 herum, bereits 13 Punkte beträgt der Rückstand auf Tabellenführer Mainz 05.

Die Nervosität in der Chefetage ist deutlich spürbar - beinahe täglich formulieren Vorstandsvorsitzender, Präsident oder Sportdirektor zunehmend energisch ihre Forderungen nach einer Wende.

Auch Torhüter Jörg Butt will erkannt haben: "Die Situation ist dramatisch." Und der Trainer? Bleibt entspannt. "Da ist keine Krise in Bayern München", betonte van Gaal auf Niederländisch-Deutsch am Samstag im "Aktuellen Sportstudio".

Ein "mentales Problem"

Er habe davor gewarnt, dass der FC Bayern Probleme bekommen werde, betonte van Gaal auch kurz vor Mitternacht im "ZDF". Dass es in der Bundesliga nicht wie gewünscht vorwärts gehe, sei ein "mentales Problem", sagte er.

Seinen Spielern würden derzeit noch "fünf Prozent" fehlen. Wenn es um etwas gehe, wie etwa im Endspiel um den Supercup, im DFB-Pokal oder in der Champions League, seien sie konzentriert, stellte der Niederländer fest.

"Bei wichtigen Spielen können sie sich fokussieren, in der Bundesliga müssen sie das wieder lernen", erklärte van Gaal, nahm die Spieler aber auch in Schutz: "Menschen sind keine Maschinen."

Auch Torhüter Butt allerdings findet, dass die Zeit der Ausreden und des Lamentierens nun vorbei sein müsse. "Wir müssen nun Lösungen finden. Und zwar schnell. Die Situation ist dramatisch", sagte der 36-Jährige in einem Interview der "Bild am Sonntag". Auch Butt glaubt, dass der FC Bayern derzeit ein mentales Problem hat.

Spieler müssen mehr Initiative zeigen

"Der letzte Tick Entschlossenheit fehlt", sagte er, deshalb müsse nun jeder Spieler "mehr Initiative ergreifen und für sich Lösungen finden, um wieder an die Normalform heranzukommen. Keiner kann mit sich zufrieden sein." Butt behauptet auch: "Wir haben nicht rechtzeitig den Ernst der Lage erkannt."

Van Gaal hob noch einmal hervor, dass er vor den Problemen gewarnt habe. "Geschichte wiederholt sich", sagte er im ZDF, und so wiederholte er auch die Geschichte von 1974.

Damals, erinnerte der 59-Jährige, habe Deutschland gegen die Niederlande das WM-Endspiel gewonnen, danach habe der FC Bayern "mit Franz Beckenbauer, Gerd Müller, Sepp Maier und Uli Hoeneß" ebenfalls keine gute Zeit in der Bundesliga gehabt: In der Tat belegten die Münchner am Saisonende 1975 Rang 10 - gewannen dafür allerdings, als es drauf ankam, zum zweiten Mal nach 1974 den Europapokal der Landesmeister.

Während Butt betonte, es sei "nicht immer nur Pech, wenn man die Spiele nicht gewinnt, wir haben uns die Pleiten selbst zuzuschreiben", beklagte van Gaal zum wiederholten Male die Chancenverwertung seiner Mannschaft.

Problem ist die Chancenverwertung

Deutschland habe gegen die Türkei (3:0) "fünf Chancen kreiert und hat drei Tore geschossen, und das ist was fehlt bei Bayern München", sagte der Trainer.

Zudem: Auch seine Münchner Spieler seien am Freitag aber auch "90 Minuten konzentriert" gewesen, und auch "das fehlt bei Bayern München." Er versuche alles, betonte van Gaal, damit die Bayern diesen Fokus "gegen jeden Gegner und jede Woche haben."

Keine Unzufriedenheit mit der Abwehr

Mit seiner Mannschaft, die in der Bundesliga immerhin mit nur acht Gegentreffern die drittbeste Abwehr nach Borussia Dortmund (5) und Mainz (7) stellt, ist van Gaal insgesamt nicht mal unzufrieden.

"Ich glaube nicht, dass wir schlecht spielen. Ich bin enttäuscht, wenn wir schlecht spielen, aber wenn wir verlieren, bedeutet das noch nicht, dass wir schlecht spielen", sagte er und versicherte: "In der Bundesliga ist noch alles offen."

Das sieht Torhüter Butt ähnlich, "mit Sicherheit", sei die Meisterschaft noch möglich, "weil die Saison noch relativ jung ist", sagte er: "Aber es wird brutal schwer für uns."

Van Gaal übrigens schließt nicht mehr aus, auch nach dem Ablauf seines gerade bis 2012 verlängerten Vertrags bei den Bayern zu bleiben. Noch immer habe er zwar das Ziel, danach Nationaltrainer zu werden, oberste Prämisse aber sei der Erfolg. "Ich will etwas gewinnen. Wenn kein gutes Land kommt, werde ich das nicht machen, und vielleicht werde ich, wenn Bayern München das will, dann auch noch bei Bayern München bleiben."

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