Ein "Geißbock" schaltet auf stur: Trotz immer lauter werdenden Rücktrittsforderungen klebt Manager Michael Meier beim 1. FC Köln weiter an seinem Stuhl. "Ich habe eine klare Position: Ich laufe nicht vor Problemen weg", sagte Meier zwei Tage vor der erwartet stürmischen Mitgliederversammlung des Tabellenschlusslichts am Mittwoch: "Außerdem bin ich kein Politiker. Ich habe eine vertragliche Situation und kann deswegen nicht einfach von meinem Amt zurücktreten."
Ungeachtet von Meiers Unlust auf die "Sündenbock"-Rolle allerdings braut sich über dem 61-Jährigen nach dem Derby-Desaster am vergangenen Samstag gegen Borussia Mönchengladbach (0:4) und dem Absturz ans Tabellenende einiges zusammen. Kredit und Vertrauen jedenfalls hat der frühere Manager von Borussia Dortmund besonders wegen seiner misslungenen Personalpolitik, aber auch wegen der finanziell auch nicht sonderlich rosigen Situation (24 Millionen Euro Verbindlichkeiten) längst komplett verspielt.
Meier zeigt sich kämpferisch
Denoch will der Manager partout nicht das Bauernopfer für die wütenden Mitglieder geben und signalisiert Kampfbereitschaft. "Es ist ja am Mittwoch kein Fan-Treffen, sondern eine Versammlung der Mitglieder. Da kann man argumentieren, wie es zu Platz 18, was hoffentlich nur eine Momentaufnahme ist, kommen konnte, und wie wir da wieder rauskommen wollen."
Ob Meier dazu vor den erwarteten 2000 Anhängern in der Kölner Messe überhaupt noch die Gelegenheit hat, erschien zu Wochenbeginn zumindest fraglich.
Nach der öffentlich gewordenen Kritik an Meier durch den FC-Verwaltungsrat mosern neben den Fans vor allem auch die Sponsoren immer unverhohlener, die Medien berichteten schon ungeduldig über interne Rücktrittsforderungen an Meier verbunden mit Abfindungsangeboten, und Kölns zermürbter und ebenfalls nicht mehr unumstritten erscheindender Präsident Wolfgang Overath schweigt zur brisanten Personalie Meier nur noch vielsagend.
Aber auch ohne viele Worte ist beim ersten Bundesliga-Meister die Notwendigkeit von einschneidenden Veränderungen offenkundig, will und soll FC-Ikone Overath nicht selbst aus dem Amt gefegt werden. Nachdem der Trainer-Wechsel von Zvonimir Soldo zu Frank Schaefer bislang weitgehend fruchtlos geblieben ist und Meier nicht zum Rücktritt zu bewegen erscheint, kommt für Overath als Ultima ratio beinahe nur noch die Entmachtung des ungeliebten Managers durch die Installierung eines neuen Sportdirektors infrage.
Meier: "Entscheidung nicht in meiner Hand"
Meier: "Die Entscheidung über solch eine Personalfrage liegt nicht in meiner Hand, sondern muss von den Gesellschaftern und dem Präsidium getroffen werden."
Ausgeschlossen wird rund ums Geißbockheim inzwischen allerdings auch nicht mehr, dass Overath selbst am Mittwoch die Brocken nach nicht ganz sieben Jahren - womöglich auch spontan - hinschmeißt. Am Weltmeister von 1974 nagt die Kritik nach zwei Abstiegen, der Trennung von sieben Trainern und massiv angewachsenen Schulden jedenfalls sehr. Ein Abgang Overaths jedoch würde das FC-Chaos in Ermangelung geeigneter Nachfolger nur verschlimmern.
Denn auch in der Trainer-Frage kann sich der Klub weiterhin zu keinen langfristigen Bekenntnissen zu Schaefer durchringen. Zwar zitierte der "Kicker" Meier zu Wochenbeginn, dass der der Coach auch über das Punktspiel am nächsten Wochenende beim VfB Stuttgart auf der Bank sitzen würde, doch eine unmissverständliche Job-Garantie wollte der Manager denn doch nicht aussprechen: "Frank Schaefer hat einen Vertrag als U23-Trainer bis 30. Juni 2011, und die Kompetenzen als Trainer der Profi-Mannschaft sind dazu gekommen. Da kann man doch nicht nach jedem Spiel neu über die Position des Trainers diskutieren."
Medien: Meier noch vor Mittwoch weg