Eine kurze Körpertäuschung, ein schneller Antritt und weg war Thomas Müller. "Das ist gut, Müller, das ist sehr gut", brüllte Louis van Gaal mit voller Inbrunst.
Dabei hatte Müller lediglich den bemitleidenswerten Breno auf dem falschen Fuß erwischt. Keine große Kunst - Breno musste sich nämlich zeitgleich drei Spielern entgegenwerfen.
Drei gegen Eins
Van Gaal packte ein für die Verteidiger grausames Spiel aus: Drei gegen Eins. Drei Spieler übten direkte Kurzpässe und durften sich dann aussuchen, ob sie eine Ziellinie durch simples Passspiel rund um den einzigen Gegenspieler oder ein Dribbling erreichen.
Links vorbei, rechts vorbei oder halt der Doppelpass. Eigentlich albern - fand auch Mark van Bommel. "Trainer, das ist nicht gut, das ist drei gegen eins", echauffierte sich der Kapitän. Van Gaal überhörte van Bommels Kritik bewusst. Er fand's Wahnsinn.
"Ja, Francky, Sie können das immer so machen", "Sehr gut Schweini, YEAH", "Ohhh, ist das gut, Müller". Van Gaal legte sich mächtig ins Zeug, seine Stimme schaffte ungeahnte Oktaven.
Breno glänzt
Ein tolles Spiel für die Offensivabteilung, ein Graus für die Defensive. Aber Ribery und Co. haben die Rechnung ohne Tymoschtschuk und Breno gemacht. Tymo schob die körperlich unterlegenen Müller und Ribery einfach immer wieder aus der Bahn, wenn die es wagten, ihn im direkten Duell zu hänseln.
Breno glänzte derweil mit herzhaften, kompromisslosen Grätschen und einer exzellenten Antizipation. "Boah, Breno, Animal Breno!" - van Gaal war komplett aus dem Häuschen.
Breno, das Tier, Breno, das Monster, Breno, der Unbesiegbare, Hulk Breno. Brasilien King-Kong Breno - in Anlehnung an den Schwergewichtsboxer Israel King-Kong Garcia.
Secret Service für Gustavo
Luiz Gustavo hat seine erste Begegnung mit Earthquake Breno noch vor sich. Dienstagvormittag wird er erstmals Bekanntschaft mit seinen neuen Kollegen auf dem Platz machen. Den ersten Kampf hat der Neuzugang aus Hoffenheim schon mal gewonnen.
Dr. Richard Kimble ist ein Schwachmat gegen Gustavo, wenn es um eine erfolgreiche Flucht geht. Zig Fotografen, Kameraleute und Schreiberlinge (inklusive mir) riegelten den Doha'schen Flughafen ab, um Gustavo am Abend im Empfang zu nehmen. Der Secret Service hätte seine Leute nicht besser postieren können - überall ein Mann von uns.
Feuer in der Hotelbar
Gustavo stieg einfach an einem nicht zugänglichen Mini-Terminal aus dem Flieger und ins Auto. Eine wilde Verfolgungsjagd auf den Highways beginnt. Gustavo, Sportdirektor Nerlinger und Pressechef Hörwick in einer schwarzen Limousine, die Journalistenmeute hinterher.
Und wieder "verarscht" uns der Brasilianer. 40 Minuten warten wir in der Hotellobby, ehe Gustavo aufschlägt. Ein paar Fotos, ein übermüdeter Blick und ab ins Hotelzimmer. Kein Wort zu seinem Wechsel.
Der Tag endet dann doch noch passabel für mich. In der Hotelbar fängt der Mülleimer Feuer, fiese, giftige Rauchschwaden ziehen durch.
Sensationell, wie oberlässig der Barkeeper in aller Seelenruhe Wasser in den Eimer kippt und uns dabei angrinst, als hätte er eine leidenschaftliche Nacht mit Gisele Bündchen verbracht. Ein echter Mann. Einer für van Gaal.