Pinola: "Ich bin nicht normal"

Von Interview: Haruka Gruber
Javier Pinola blieb im Sommer trotz eines Angebots von Schalke in Nürnberg
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SPOX: Sie sind in Deutschland wahrscheinlich bekannter als in Ihrer Heimat. Bedauerlich?

Pinola: Es war damals zu früh, als Teenager von Chacarita Juniors, einem kleinen argentinischen Verein, gleich zu einem Topklub wie Atletico Madrid zu wechseln. Ich hätte erst in Argentinien zu einem größeren Klub wechseln und mir einen Namen machen sollen. Ich war einfach zu unreif und habe in Madrid viele Fehler gemacht.

SPOX: Was für Fehler?

Pinola: Ich habe mich nicht professionell verhalten. Ich bin fünf Minuten vor dem Training gekommen und bin gleich danach sofort wieder gefahren, statt mich zu dehnen oder in den Kraftraum zu gehen. Dazu die falsche Ernährung. Ich habe erst in Nürnberg gelernt, was es heißt, wie ein Profi zu leben.

SPOX: Sie wurden von Atletico zurück nach Argentinien verliehen, bevor Sie in Nürnberg gelandet sind. Wie verliefen die ersten Monate in Deutschland?

Pinola: Im Grunde wusste ich nicht viel von Nürnberg, außer dass ich mal den Namen gehört hatte, weil vorher einige Argentinier, Sergio Zarate, Martin Mandra und Sergio Bustos, hier gespielt haben. Das Einleben verlief schwierig, was dadurch erschwert wurde, dass ich die Sprache nicht konnte und mit Wolfgang Wolf der Trainer, der mich haben wollte, nach wenigen Wochen entlassen wurde. Doch dann kam Hans Meyer und wir haben schnell eine besondere Beziehung zueinander aufgebaut. Er hat sich sehr um mich gekümmert und mich motiviert, schneller deutsch zu lernen, damit ich seine Witze verstehe. (lacht)

SPOX: Wie kommt es, dass Sie sich in Deutschland so gut eingelebt haben? In Nürnberg sind Sie die Bezugsperson für die Südamerikaner wie etwa in der letzten Saison für Breno.

Pinola: Alles hängt mit der Sprache zusammen. Breno zum Beispiel kann zwar schon deutsch sprechen, aber er hat sich nicht getraut und war anfangs bei uns nicht so in den Gesprächen integriert. Ich möchte deswegen ein Vorbild sein und zeigen, wie wichtig es ist, sich mitteilen zu können. Außerdem mag ich die deutsche Mentalität und die deutsche Sprache.

SPOX: Sie mögen die deutsche Sprache?

Pinola: Ja, sie ist sehr schön, auch wenn einige etwas anderes behaupten. Meine Kinder lassen einem zwar keine Zeit, aber wenn sie etwas älter und selbstständiger sind, möchte ich meine Deutschkenntnisse vertiefen und irgendwann soweit sein, Bücher im deutschen Original zu lesen.

SPOX: In Nürnberg gelten Sie als Vorzeigeprofi, in der restlichen Liga jedoch hängt Ihnen ein zweifelhafter Ruf nach, den Sie mit der Spuckattacke gegen Bayerns Bastian Schweinsteiger im November letzen Jahres bestätigt zu haben scheinen. Woher kommen Ihre zwei Gesichter?

Pinola: Ich schäme mich nach wie vor wegen meines Blackouts. Ich hatte eine gute Saison gespielt und nur zwei Gelbe Karten gesehen - und dann kam das. Es war der schlimmste Fehler meines Lebens, so etwas ist mir noch nie passiert. Alleine wenn ich an den Blick meiner Frau denke, die so sauer und tief enttäuscht von mir war, würde ich den Tag am liebsten ausradieren. Ich habe meiner Frau versprochen, dass ich mich als Mensch verbessern werde, damit sie mich niemals wieder so sehen muss.

SPOX: Sie sprachen eingangs von der neu gefundenen Lockerheit. Wie lässt sich entsprechend Ihr Ausraster erklären?

Pinola: In einem Bundesliga-Spiel kommt es häufig vor, dass man unfair angegangen wird, aber gegen Schweinsteiger war es härter als üblich. Innerhalb von 15 Minuten hatte er zwei, drei Aktionen gegen mich. Alle haben das gesehen. In meinem Kopf ist daraufhin etwas umgesprungen und ich hatte den Blackout. Das soll aber keine Ausrede sein. Was ich gemacht habe, ist unverzeihlich.

SPOX: Wie sehr stört es Sie, dass Sie das Klischee über sich bedient haben?

Pinola: In Argentinien wird man als Fußballer mit einem Gedanken aufgezogen: Der Gegner will immer etwas stehlen, was einem gehört, und man muss sich entsprechend verteidigen. Deswegen spiele ich auch so impulsiv und aggressiv. Aber jeder sollte wissen, dass ich nie schmutzig spiele. Die Öffentlichkeit und auch einige Schiedsrichter glauben, dass Spieler wie ich, Maik Franz oder Mark van Bommel andauernd foulen würden, deswegen nehmen es sich auch einige Gegner heraus, nach einem Zweikampf lange liegen zu bleiben und sich bemitleiden zu lassen. Wenn mein Ruf dazu führt, dass andere schauspielern können, nervt es mich.

SPOX: Gibt es Bundesliga-Profis, die Sie mit der Schauspielerei besonders nerven?

Pinola: Mir fällt schon der eine oder andere Name ein. Aber wenn ich sie verpetze, verhalte ich mich selbst nicht besser als diese ganzen Schauspieler.

Ein argentinischer Franke: Javier Pinola im Steckbrief

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