Marco Pezzaiuoli strahlte, als er von seinem ganz persönlichen Silvester-Knaller erzählte. "Da wurde ich per SMS informiert, dass sich etwas ereignet hat. Am Neujahrstag habe ich dann auf der Geschäftstelle die ersten Gespräche geführt", berichtete der 42-Jährige am Montag bei seiner Vorstellung als Trainer von 1899 Hoffenheim ganz stolz.
Der Mann mit dem komplizierten Namen, ein Freund des Bundestrainers Joachim Löw, startet mit Lob von höchster Stelle. Der Sohn eines italienischen Gastronoms und einer Niederländerin sei "fachlich hervorragend", sagte Löw der "Bild" und wurde fast schon überschwänglich.
Sammer: "Marco braucht Rückendeckung"
Der Nachfolger von Ralf Rangnick beschäftige "sich viel mit Taktik und weiß diese Dinge im Training umzusetzen. Es gelingt ihm, auch aufgrund seiner Kommunikationsfähigkeit, dass die Spieler ihm vertrauen. Er ist kompetent, menschlich und auch sehr durchsetzungsfähig", sagte Löw, der Pezzaiuoli 2006 beinahe zu seinem Assistenten gemacht hätte.
Damals war Pezzaiuoli aber noch nicht im Besitz der nötigen Lizenz. Mit einem Jahr Verzögerung kam er 2007 doch zum Deutschen Fußball-Bund (DFB) und holte 2009 mit der U-17-Auswahl den EM-Titel.
Förderer Joachim Löw
Einen gewaltigen Anteil an der Karriere hatte Löw. Er engagierte den gebürtigen Mannheimer, der seine aktive Karriere aufgrund eines Kreuzbandrisses schon mit 23 Jahren beendet hatte, in seiner Zeit als Coach beim Karlsruher SC und machte ihn dort zum Jugenkoordinator. "Joachim Löw und ich sind Freunde. Wir respektieren uns, ich bin begeistert von seiner Philosophie", sagte Pezzaiuoli.
Der Trainer, der direkt nach seiner Vorstellung mit der Mannschaft in den Charterflieger Richtung Trainingslager in La Manga stieg, wird Marcel Lucassen zu seinem Assistenten machen. Der Niederländer hatte zuletzt beim DFB und als Honorartrainer im Hoffenheimer Leistungszentrum gearbeitet.
Einen Tag, nachdem die Klub-Verantwortlichen im Trainingszentrum in Zuzenhausen ein recht unwürdiges Schauspiel rund um die Trennung von Rangnick geboten hatten, bemühte sich 1899-Manager Ernst Tanner um eine klare Linie. "Für mich war es eindeutig, wem ich die Nachfolge von Ralf Rangnick zutraue. Marco ist einer der besten Talentförderer in Deutschland. Es gab bei allen Beteiligten nicht den geringsten Zweifel, dass er der richtige Mann ist", sagte er.
Vertragslaufzeit noch ungeklärt
In La Manga, wo von den Profis nur der verletzte Stürmer Chinedu Obasi fehlen wird, soll auch die Vertragslaufzeit Pezzaiuolis, der im Juli 2010 nach Hoffenheim kam, geklärt werden. Tanner deutete bereits an, dass der Klub mit dem neuen Coach über das Saisonende hinaus zusammenarbeiten möchte. Pezzaiuolis derzeitiger Vertrag als Co-Trainer läuft bis 2014.
Pezzaiuoli, der unter anderem bei Marcello Lippi und Arsene Wenger lernte, traut sich ein langfristiges Engagement zu. "Wenn man Qualität hat, sollte man davon überzeugt sein. Ich bin sicher, wir werden erfolgreich sein", sagte der Coach, der seit einem Jahr in Heidelberg wohnt.
Schon zuvor kannte sich Marco Pezzaiuoli bestens in der Region rund um Hoffenheim aus. So kickte er unter anderem in Schwetzingen und Mannheim. Sein Name wird übrigens "Pezzajoli" ausgesprochen. Das aber, berichtete er, machten "schon in der Grundschule" alle falsch.
Pezzaiuoli: "Wir haben eine gute Ausgangsposition"
Nach seiner Zeit als Co-Trainer in Karlsruhe, wo er in der Saison 2002/03 für ein Spiel als Cheftrainer fungierte, folgten drei Jahre in Südkorea als Co-Trainer des ehemaligen Bundesligaspielers Bum-Kun Cha bei den Suwon Samsung Bluewings. Dort wurde Pezzaiuoli Meister und traf seine spätere Ehefrau, die Modedesignerin Je Won, mit der er zwei Kinder hat.
Nicht ganz so gut lief es nach seiner Rückkehr in die Heimat. Beim Südwest-Oberligisten Eintracht Trier legte Pezzaiuoli sein Amt nach nur sechs Wochen nieder. Besser soll es nun beim Tabellenachten der Bundesliga laufen.
"Wir haben eine gute Ausgangsposition. Die Möglichkeit ist da, einen internationalen Platz zu erreichen. Aber unser Anspruch kann nicht das internationale Geschäft sein. Wir sind erst im dritten Jahr in der Bundesliga, da müssen wir uns festigen", sagte Pezzaiuoli, der nur Spieler holen will, "wenn die uns wirklich verstärken".