Der Aufsichtsrat des Hamburger SV hat sich für Matthias Sammer als neuen Sportdirektor ausgesprochen. In den nächsten Tagen soll der Europameister von 1996 ein Angebot erhalten. DFB-Präsident Theo Zwanziger hatte einen Wechsel von Sammer zum HSV zuvor nicht ausgeschlossen.
Beim Hamburger SV rückt die große Lösung immer näher. Der neuformierte Aufsichtsrat des früheren Europapokalsiegers hat sich für Matthias Sammer als neuen Sportdirektor ausgesprochen.
"Der Aufsichtsrat ist voll überzeugt von ihm und der Art und Weise, wie er Fußball lebt. Der HSV will ihm ein Angebot machen, dann muss er sehen, ob er beim DFB rauskommt", sagte Alexander Otto, der stellvertretende Aufsichtsratvorsitzende, nach der konstituierenden Sitzung am Dienstag.
Zwanziger: "Angebot des HSV ernst zu nehmen"
Sammer, der seit dem 1. April 2006 Sportdirektor beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) ist, soll beim HSV der neue starke Mann werden. Allerdings hat der 43-Jährige beim DFB noch einen Vertrag bis 2013.
DFB-Präsident Theo Zwanziger hatte einen Wechsel Sammers zum HSV aber zuvor schon nicht kategorisch ausgeschlossen und die Spekulationen um einen baldigen Abschied vom DFB weiter genährt.
"Wenn es das Hamburger Angebot wirklich gibt, ist es sicherlich ernst zu nehmen. Ich bin gespannt, wie Matthias Sammer darauf reagieren wird", sagte Zwanziger am Dienstag in Berlin am Rande einer Veranstaltung gegen Rechtsextremismus.
Sammer bei Einigung in den Vorstand
Allerdings betonte der Verbands-Boss zugleich, dass er noch kein entsprechendes Gespräch mit Sammer geführt habe. Der Sportdirektor des DFB wird seit Tagen mit den Hamburgern in Verbindung gebracht und soll beim HSV das vermeintliche Kompetenz-Vakuum im sportlichen Bereich füllen.
Im Falle einer Einigung mit den Hanseaten würde Sammer auch in den Vorstand des Bundesligasiebten rücken. Beim DFB hatte der ehemalige Dortmunder Meistertrainer im vergangenen Jahr bei einem Kompetenzgerangel mit Bundestrainer Joachim Löw über die Zuständigkeit für die U21 nach einem Machtwort von Zwanziger den Kürzeren gezogen.
Dennoch war von Sammer noch zu Jahresbeginn ein Bekenntnis zum DFB zu hören. Zuletzt äußerte er sich auch vor dem Hintergrund des HSV-Interesses zurückhaltender.
"Derzeit habe ich nicht vor, um eine Freigabe zu bitten. Aber was in den kommenden Tagen passiert, ist reine Spekulation. Ich bin mit dem Hamburger SV immer im Austausch gewesen, mal mehr, mal weniger", hatte Sammer am Montag bei der DFB-Trainertagung in Neu-Isenburg gesagt.
Sammer statt Reinhardt
Bei den Hamburgern dürfte man die Äußerungen von Zwanziger und Sammer mit Wohlwollen aufgenommen haben. Dementsprechend war die Personalie Sammer am Dienstagabend bei der Sitzung des neu zusammengesetzten Aufsichtsrats im heimischen Stadion ganz oben auf der Agenda.
Eine Verpflichtung Sammers würde den Hamburgern fraglos gut zu Gesicht stehen. Der derzeitige Sportchef Bastian Reinhardt ist seit seinem Amtsantritt im vergangenen Mai nicht unumstritten und verfügt noch nicht über das Profil eines starken Mannes. Sammer könnte diese Rolle hingegen problemlos übernehmen und mit seiner großen sportlichen Kompetenz paaren.
Auch für den zuletzt stark in die Kritik geratenen HSV-Chef Bernd Hoffmann, der sich vor dem derzeitigen Flirt mit dem renommierten Wunschkandiaten, bereits vergeblich um eine Rückkehr Günter Netzers zu den Hamburgern bemüht hatte, wäre ein Enagement Sammers ein wichtiger Erfolg.
Hoffmanns Chancen auf die Verlängerung seines am 31. Dezember auslaufenden Vertrages würden sich angesichts eines solchen Coups wohl sprunghaft erhöhen - auch wenn die Kontrolleure dieses Thema vorerst hinten anstellt.
Becker: "Stehen nicht unter Zeitdruck"
"Wir stehen nicht unter Zeitdruck. Der Aufsichtsrat muss sich ja erst einmal beschnuppern", meinte Becker und schloss schon vor der Sitzung am Dienstagabend richtungsweisende Entscheidungen in dieser Frage aus.
Die Thematik Sammer scheint Vorrang zu genießen. Billig dürfte die Verpflichtung des potenziellen neuen Managers jedoch nicht werden. Angeblich soll Sammer im Falle einer Einigung mit einem Jahressalär von 2,5 Millionen Euro zum Top-Verdiener im Vorstand werden.
Ob der DFB-Sportdirektor bei seinem Amtsantritt wie zuletzt spekuliert HSV-Ikone Horst Hrubesch in verantwortlicher Funkion als Trainer oder Nachwuchskoordinator mitbringen würde, scheint derweil fraglich.
"Ich weiß von nichts", sagte der DFB-Juniorencoach und spottete über die ins Kraut schießenden Gerüchte: "Das ist alles so spannend. Ich habe über die Medien sogar schon mein Gehalt beim HSV erfahren. Meine Zukunft ist gesichert."