Uli Hoeneß war nicht aufzuhalten. Knallhart, gehässig, fast schon schmierig rechnete der Präsident des FC Bayern mit Louis van Gaal ab. Bei aller begründeten Skepsis gegenüber dem narzisstischen Trainer - die Schließung der Akte van Gaal lief den Bossen aus dem Ruder.
Vor fast genau einem Monat einigte man sich mit van Gaal noch auf einen (fragwürdigen) Kompromiss, obwohl die sportliche Situation nahezu identisch war. Damals wurde van Gaal nur aus Mangel an Alternativen am Netz gelassen, verbunden mit der Hoffnung, der Coach werde in seinen letzten Wochen als Bayern-Trainer keinen Totalschaden anrichten.
Aus Überzeugung durfte van Gaal damals nicht bleiben, jetzt wurde er aus Überzeugung entlassen. Die schwachen Leistungen in den letzten Bundesligaspielen gegen Freiburg, Mönchengladbach und Nürnberg wurden dem Niederländer zum Verhängnis.
Die Spieler kamen in Hoeneß' Tirade ungeschoren davon. Schlimmer noch: sie wurden von ihrem Präsidenten mit jeder Menge Alibis ausgestattet. Van Gaal habe sie in eine Zwangsjacke gepresst, ihnen sukzessive den Spaß an ihrem Beruf genommen und mit Thomas Kraft eine Pfeife ins Tor gestellt, die alle verunsichert und auch noch einen Teil der Fans gegen den Präsidenten aufgebracht hat. Starker Tobak.
Nach dem 6:0 gegen den Hamburger SV, Spiel 1 auf van Gaals Good-bye-Tour, betonten die Spieler noch ihre uneingeschränkte Solidarität zum Coach. Doch die heile Welt war nur Schein. Ein beträchtlicher Teil der Mannschaft soll sich in den letzten ein, zwei Wochen beim Vorstand ausgeweint haben: Van Gaal oder wir.
Hoeneß verriet der Öffentlichkeit am Sonntag die hinterlistigen Machenschaften der Spieler. Von wegen Solidarität. Mannschaft und Trainer ein Herz und eine Seele? Alles Lüge.
Wären die Spieler auf dem Platz ähnlich engagiert zu Werke gegangen, wäre die sportliche Situation nicht so prekär. Die Aussicht, in der nächsten Saison Europa League spielen zu müssen, ist offenbar nicht abschreckend genug.
Seit Mitte März können sich die Bayern ganz auf die Liga konzentrieren, wie 16 andere Mannschaften auch. Was sie seit dem Champions-League-K.o. gegen Inter ablieferten, ist einfach schlecht. Die Mannschaft irrt führungslos umher, sich selbst überlassen von den Kapitänen Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger.
Arjen Robben nervt mit seinem Abschiedsgerede und holt sich in Nürnberg die Rote Karte ab, weil er sich nach Schlusspfiff nicht benehmen kann.
Die Spieler sind die großen Verlierer in der Bayern-Posse um Louis van Gaal.
Louis van Gaal im Steckbrief
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