DFL-Chef Christian Seifert geht einmal mehr auf Konfrontationskurs zu Fußball-Bundestrainer Joachim Löw. "Wenn man über Profifußball spricht, darf man nicht nur Resultate und Ballkontakt-Zeiten betrachten, sondern muss leider auch fragen, wie diese Ergebnisse zustande kommen. Es kann nicht der Weg der Bundesliga sein, wie etwa in Spanien, zwei Klubs hochzurüsten und den Rest der Liga vor die Insolvenz zu stellen", sagte Seifert der "Bild"-Zeitung.
Löw hatte zuletzt bemängelt, dass die Bundesliga im Vergleich mit den europäischen Topligen Spanien und England hinterherhinke.
Seifert: "Sieg mit Milliarden-Verlusten erkauft"
Laut Seifert greift die sportliche Betrachtung der Bundesliga durch Löw zu kurz. "Jürgen Klopp, Thomas Tuchel, Robin Dutt und andere Liga-Trainer wissen, dass es finanzielle Rahmenbedingungen gibt, die eine wesentliche Rolle spielen. Der Bundestrainer eines wohlhabenden Verbandes mag das Privileg haben, darüber nicht nachdenken zu müssen", sagte Seifert.
"Es ist eine Tatsache, dass England und Spanien in der Fünf-Jahres-Wertung vor uns stehen. Es ist aber auch eine Tatsache, dass viele Siege mit Milliarden-Verlusten erkauft wurden. Das ist so, als würde man die Bestzeit eines gedopten Sprinters als neue Zielmarke ausgeben. Man muss aufpassen, dass man sich nicht falsche Vorbilder nimmt", so der DFL-Chef weiter.
Seifert befürwortet Financial Fair Play
Deshalb befürwortet Seifert auch, dass die Europäische Fußball-Union (UEFA) mit Beginn der kommenden Saison das Financial Fair Play für die internationalen Klubwettbewerbe einführt.
Nach Angaben von Liga-Präsident Reinhard Rauball, ist das deutsche Lizenzierungsverfahren sogar Vorbild für das Financial Fair Play. "Dieses Modell ist der Schlüssel für den Erfolg der Bundesliga. Es ist ja kein Zufall, dass die UEFA die Grundzüge unseres Lizenzierungssystems als Basis für ihr Financial Fair Play verwendet hat", sagte Dortmunds Präsident Rauball.
Rauball untermauerte mit Blick auf die Kritik von Löw an dem Niveau der Bundesliga, dass bei der WM in Südafrika alle deutschen Spieler aus der Bundesliga kamen. "In Südafrika standen zum Beispiel im Nationalteam doch alles Spieler aus der Bundesliga, deswegen kann so falsch nicht sein, wie in der Bundesliga gespielt und trainiert wird", sagte Rauball.
Wie Seifert wünscht er sich für die Zukunft, dass sich Stars wie Mesut Özil für einen Bundesligisten und gegen einen Wechsel ins Ausland entscheiden.
Sorgen wegen Fan-Randale
Sorgen bereiten Rauball und Seifert die zuletzt zunehmenden Ausschreitungen gewaltbereiter Fans.
"Die Bilder, die wir zuletzt gesehen haben, will keiner sehen. In Relation zu 612 Spielen und 17 Millionen Menschen in den Stadien geschieht zwar vergleichsweise wenig. Aber niemand darf solche Auswüchse bagatellisieren", sagte Seifert.
Zudem erklärte er, dass es deshalb wieder zu einem Verbot der Stehplätze kommen könnte: "Ich schließe nicht aus, dass wir wieder mit solchen Forderungen konfrontiert werden, falls es zu weiteren Vorfällen dieser Art kommt. Wenn wir die Fankultur inklusive der Stehplätze erhalten wollen, müssen sich die großen Fangruppierungen zu Wort melden und sich die große Mehrheit der friedlichen Anhänger von Gewalt distanzieren."
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