Trainingsauftakt beim FC Bayern am Montag. Noch sind die Nationalspieler nicht da und der neue Trainer Jupp Heynckes begrüßt nur einen Rumpfkader.
Die Neugier auf den neuen FC Bayern ist dennoch groß: Bei den Fans, die wieder zahlreich erschienen sind. Bei den Medien, die wissen wollen, was Jupp Heynckes anders macht. Und natürlich bei den Spielern.
Ivica Olic ging es nicht anders und die brennende Frage, die den Kroaten am ersten Trainingstag beschäftigte, war die Herkunft seines neuen Mitspielers Nils Petersen: "Das Erste, was ich Nils gefragt habe: 'Bist du Dänemark oder was?'", erzählt Olic und kann sich dann ein Lachen nicht verkneifen.
"Ich fange bei Null an"
"Der Name klingt sehr skandinavisch", verteidigt sich Olic. Petersen stellte klar, dass er Deutscher ist. Und ein ganz unbeschriebenes Blatt ist Petersen für Olic ohnehin nicht: "Ich weiß, dass er in der vergangenen Saison Torschützenkönig in der 2. Liga geworden ist. Und das ist ja nicht einfach."
Der Bayern-Stürmer hat ebenfalls keine einfache Zeit hinter sich. Anfang November 2010 wurde beim Kroaten ein Knorpelschaden sowie ein Außenmeniskusriss im linken Knie diagnostiziert: Sechs Monate Pause.
Nun ist Olic am Dienstag nach langer und quälender Vorbereitung erstmals wieder ins Mannschaftstraining zurückgekehrt. "Ich fange wieder bei Null an", sagt der Stürmer - nicht voller Sorge, sondern eher voller Freude, dass er wieder ein vollwertiges Mitglied der Mannschaft ist.
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"Nicht locker bleiben"
Olic ist nicht alleine: Auch sein dänisch-klingender Teamkollege Petersen ist quasi als neugeborener Spieler zum FC Bayern gewechselt. "In Cottbus hatte ich schon einen gewissen Status, ich habe Tore geschossen und war vollends akzeptiert. Da trainiert man anders und versucht, locker zu bleiben. Hier darf man nicht eine Sekunde locker bleiben", schildert Petersen.
Die Gemeinsamkeiten zwischen Olic und Petersen sind nicht von der Hand zu weisen, zumal beide Spieler auch noch Konkurrenten sind: Ob als "First-Pick-Backup" für den gesetzten Mario Gomez oder als Zweitstürmer neben den Torschützenkönig der vergangenen Saison: Heynckes wird eine Wahl zwischen Olic oder Petersen treffen müssen, zumal Takashi Usami wohl zu Beginn noch nicht zur Debatte stehen wird.
Bange ist beiden Spielern jedenfalls nicht. Olic kann mit dem "Aufstieg" zum zweiten bzw. dritten Stürmer sogar ganz gut leben. "Als ich vor zwei Jahren zum FC Bayern gewechselt bin, war ich sogar vierter oder fünfter Stürmer." Und einen Vorteil sieht er eh dabei: "So kann man in Ruhe arbeiten."
"Gomez ist der Beste"
Auch Petersen will sich nicht groß mit seiner Rolle beschäftigen, wobei sich der Youngster verbal offensiver ist als Olic. "Ich will so gut wie möglich trainieren, um in der Hierarchie soweit wie möglich oben zu sein. Ich möchte nicht nur im Training vier Sterne auf der Brust haben." Petersen will spielen.
Die Frage ist nur, welche Rolle ihm dabei zu Teil wird: gemeinsam mit Gomez im Sturm? Bayerns neuer Trainer Jupp Heynckes ist im Gegensatz zu Louis van Gaal kein Gegner der Doppelspitze und hat dies als mögliche Alternative für den FC Bayern 2011/12 in Aussicht gestellt.
Petersen hätte nichts dagegen: "Für mich in Cottbus war es praktisch mit zwei Mann vorne zu spielen. Im Training wird man sehen, ob es passt." Der Respekt vor Gomez ist groß: "28 Tore in der Bundesliga schießt man nicht einfach so. Mario Gomez ist sicher Deutschlands bester Stürmer."
Der Anruf von Heynckes
Doch auch mit Olic ist zu rechnen. Beim Audi Cup Ende Juli will er schon wieder spielen. "Vielleicht sogar früher", hofft Olic. Im Training präsentiert sich der Linksfuß nicht so, als hätte er die letzten Monate nur in der Reha verbracht. "Als wir im Training Fünf gegen Fünf gespielt haben, habe ich an nichts gedacht. Erst danach dachte ich: 'Oh, ich war ja verletzt.' Das war schön."
Und auch psychologisch gab es eine ungemein wichtige Unterstützung: Ein Anruf von Jupp Heynckes während der Sommerpause. Der Bayern-Trainer wollte wissen, wie es seinem "Duracell-Hasen" geht und sagte ihm Unterstützung zu.
Chaos in München
Die Begeisterung bei Olic war groß: "Ich war natürlich sehr froh. Ich hatte mit dem Trainer vorher nie gesprochen. Da habe ich gespürt, dass ich Unterstützung bekomme. Es war eine gute Nachricht, dass er mit mir rechnet."
Heynckes hat bereits früh die richtige Wellenlänge gefunden, zumal auch Petersen Heynckes' Handhabe lobt. "Ich komme mit dem Trainer sehr gut klar. Er gibt oft Tipps, viele Ratschläge. Er hat eine lockere Art. Bei ihm fahre ich positiv ins Training."
Ganz problemlos gestaltet sich Petersens neue Episode in München aber nicht. "Noch ist es ein Chaos, wenn ich mit meiner Freundin im Auto sitze. Ohne Navi kommen wir nicht weit. Neulich habe ich einen Parkplatz im Altstadtring gesucht. Ich habe gedacht, das ist ein Parkhaus."
Doch mit Problemen soll sich Petersen nicht aufhalten. "Wenn ich ihm helfen kann, helfe ich ihm gerne", sagt Olic. "Ich gebe alles, er gibt alles. Das ist das Beste für die Mannschaft."
Der Kader des FC Bayern