Jetzt geht es für den FC Bayern München so richtig los: Am Sonntag hat der Rekordmeister die Vorbereitungen in Trainingslager im Trentino aufgenommen. Die Bayern wollen nicht nur Kondition tanken, sondern wichtige Fragen klären. Die augenscheinlich größte Sorge haben die Münchener aber schon in der Heimat geklärt.
Sonnetanken am Gardasee, Urlaubsstimmung, Entspannung: Von wegen. Für die Mannschaft des FC Bayern beginnt im Trentino die wichtigste Phase der Saisonvorbereitung. Jupp Heynckes bittet den gesamten Kader zum Trainingslager.
SPOX wird den FC Bayern auf Schritt und Tritt verfolgen. Dabei wollen die Münchener nicht nur körperlich fit werden, sondern auch die Weichen für die neue Saison stellen. Einig Fragen sind offen, doch die größte Baustelle ist bereits abgeschlossen. Fünf Fragen zum Aufgalopp beim FC Bayern:
1. Ist das "Problem" Manuel Neuer endgültig gelöst?
Es waren nur noch wenige Minuten bis zum ersten Auftritt vor den Fans des FC Bayern: Der Rekordmeister hatte die Fans zur Saisoneröffnungsfeier eingeladen und Neuzugang Manuel Neuer sollte nach der ersten Vorstellungsrunde mit den Medien nun erstmals auch vor die Fans treten.
Die Fans, die zum Teil heftig gegen ihn protestierten, als er als Schalke-Torhüter in München zu Gast war, ob seiner früheren Mitgliedschaft der Schalker Ultragruppierung "Buerschenschaft". "Ich bin schon gespannt, was mich erwartet", gab Neuer kurz vor seinem ersten Auftritt zu.
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Doch alle - zuletzt immer leise gewordenen - Befürchtungen bewahrheiteten sich nicht. Manuel Neuer wurde von den rund 30.000 Fans herzlich empfangen und erhielt bei den wenigen harmlosen Aktionen beim Show-Training frenetischen Beifall. Die eigentliche Mammutaufgabe bewältigte aber zuvor schon der Vorstand um Karl-Heinz Rummenigge.
Gemeinsam mit Karl Hopfner, Christian Nerlinger und Kapitän Philipp Lahm setzte sich der Bayern-Boss mit zehn Fan-Vertretern zusammen. Mit dabei waren auch Abgesandte der Ultra-Gruppierung "Schickeria", die als größte Neuer-Widersacher galten. Doch das Gespräch, moderiert durch Krisenberater Wolfgang Salewski, verlief ganz nach den Vorstellungen des FC Bayern.
Rummenigge sprach von einem Gespräch mit "guter Qualität" in einer "guten Atmosphäre" und fügte an: "Ich bin vorsichtig optimistisch, dass gewisse Dinge nicht mehr vorkommen werden. Das Thema ist aus meiner Sicht beendet." Bayerns Finanzboss Hopfner nickte zustimmend. Auch Bayern-Kapitän Philipp Lahm berichtete den Medien, aber auch der Mannschaft von "sachlichen Gesprächen".
Neuer selbst war bei den Gesprächen nicht dabei, hörte aber gespannt zu, als Lahm von den Gesprächen mit den Fans berichtete. Neuer selbst, so seine Aussage, habe die Thematik eh länger nicht mehr beschäftigt. "Als ich bei der Nationalmannschaft war und die Pressekonferenz zum Wechsel gab, spürte ich schon die größte Erleichterung".
Neuer betonte, dass die ersten Reaktionen auf seinen ersten Trainingstag beim FC Bayern durchaus positiv waren: "Ich habe viele SMSen bekommen, aber da war nichts Kritisches dabei." Die Bayern haben das Problem Neuer schnell gelöst - zur Freude aller Beteiligten.
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2. Werden sich die Bayern weiter verstärken?
Die Frage ist schlicht mit "Ja" zu beantworten, doch geräuschlos geht das Vorhaben des Rekordmeisters nicht vonstatten. Die nackten Fakten: Die Wunschspieler Jerome Boateng und Arturo Vidal sind bei Manchester City bzw. bei Bayer Leverkusen vertraglich gebunden und sind - wenn überhaupt - nur gegen eine relativ hohe Ablösesumme zu haben.
Im Fall Vidal äußern sich die Leverkusener dahingehend, den Chilenen innerhalb Deutschlands überhaupt nicht verkaufen zu wollen. Doch Karl-Heinz Rummenigges Aussagen lassen vermuten, dass es auch bei Vidal zumindest eine Schmerzensgrenze in Leverkusen gibt: "Gewisse Kollegen in Westdeutschland und England sollten die Preisvorstellungen nicht zu hoch schrauben."
Der FC Bayern verhandelt weiter und auch Jupp Heynckes hofft offen auf "den einen oder anderen Transfer, den wir noch tätigen." Die Verantwortlichen des FC Bayern wollen für ihre Wunschspieler aber nicht jeden Preis bezahlen.
Im Fall Boateng herrscht derzeit sogar Funkstille, der FC Bayern lässt (vorerst) die Verhandlungen mit den Engländern ruhen. Einen Anstoß erhoffen sich die Münchener von den ersten großen Transfers in Europa. "Dann kommt der Stein ins Rollen", sagt Rummenigge und verweist auf die letzten Jahre.
Bis auf Manuel Neuer sei auf dem europäischen Transfermarkt in ähnlicher Größenordnung auch noch nichts passiert. Dennoch: Sollte sich an den Vorstellungen Manchester Citys in Sachen Boateng nichts gravierend ändern, werden sich die Bayern nach Alternativen umsehen.
"Wir werden ein vernünftiges Wirtschaften beibehalten. Wenn astronomische Summen aufgerufen werden, werden wir den Markt sondieren", sagt Christian Nerlinger über Boateng, der mit den Bayern längst einig ist und auf grünes Licht von den Klubs hofft.
Namen wie Gabriel Milito (FC Barcelona) und Alex (FC Chelsea) wurden bereits gehandelt. Dass Manchester Uniteds Rio Ferdinand per Twitter Bilder vom Münchener Flughafen postete, sorgte für heitere Gerüchte, doch die Preisklasse des Engländers ist mitnichten niedriger als bei Boateng.
Sollte Vidal in der Tat keine Freigabe erhalten, werden die Bayern mit dem vorhandenen Personal in die Saison gehen. Dann dürfte auch Hoffenheim-Rückkehrer David Alaba endgültig nicht mehr für ein Leihgeschäft verfügbar sein.
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3. Welche Spielphilosophie entwickelt Jupp Heynckes?
"Was macht Jupp Heynckes besser als Louis van Gaal?" Als diese Frage am Samstag beim Medien-Kickoff gestellt wurde, verzog sich die bis dahin fröhliche Miene des Jupp Heynckes.
"Ich will diese Frage nicht beantworten", so der neue Bayern-Trainer. "Ich kenne Louis van Gaal schon lange. Wir sind beide lange im Geschäft, lieben den Fußball und haben eine erfolgreiche Karriere."
Trotz der vielen Gemeinsamkeiten erhofft man sich dennoch ein "neues FC Bayern" von Heynckes. Auffällig ist dabei, wie inflationär die Verantwortlichen den Begriff "Spaß" verwenden. Präsident Uli Hoeneß sprach von "Spaß" auf dem Trainingsplatz und innerhalb der Mannschaft.
Karl-Heinz Rummenigge spricht von "Spaß", wenn er von den Erwartungen an die Mannschaft in der neuen Saison spricht. Der Bayern-Boss will beim Zuschauen Spaß haben, aber das Siegen ganz nebenbei nicht außer Acht lassen. Zumal die titellose Saison 2010/11 allgegenwärtig ist.
Heynckes muss die Balance finden: Weiter möglichst ansehnlich spielen lassen, aber gleichzeitig auch den erhofften Titel zurück nach München holen. Ein Kraftakt, an dem van Gaal nach gelungenem ersten Jahr in der zweiten Saison beim FC Bayern gescheitert ist.
Heynckes wird im Trainingslager an der Ausrichtung schrauben. "Uns fehlte in der vergangenen Saison die Kompaktheit, doch das wurde in den letzten Spielen besser", sagt Bastian Schweinsteiger. Besser wurde es vor allem als Andries Jonker eingesprungen war und van Gaals Ausrichtung einen Tick mehr Defensive verpasste.
Heynckes ist kein Defensivfanatiker, aber auch in Leverkusen war die Spielcharakteristik eher schnörkellos als gewagt. Wenn die Bayern früh erfolgreiche Ergebnisse einfahren, wird man sich auch nicht lange mit der "Schönheit" des Bayernspiels befassen. Finanzchef Karl Hopfner bringt das Wesentliche auf den Punkt: "Man sitzt nur ruhig und entspannt auf der Tribüne, wenn man Erfolg hat."
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4. Wer schafft den Durchbruch?
Beim FC Bayern will man eigentlich nicht zurückblicken - ständige Vergleiche mit der Ära Louis van Gaal sollen nicht überstrapaziert werden. Dennoch sollte es auch in Sachen Kadernutzung eine Umdenke geben.
Heynckes will die Kaderbreite des FC Bayern aktiver nutzen als van Gaal, der nur im Notfall seine zementierte Top-Elf aufbrach, um frische Kräfte zu bringen. Der eine oder andere Name macht sich Hoffnung, in die Heynckes'sche Rotation zu rutschen.
Da wäre Toni Kroos, den Heynckes noch in Leverkusen kennen- und schätzen gelernt hatte. Doch die Position, die Heynckes für Kroos bei Bayer vorgesehen hatte, ist bei Bayern fest vergeben: Links ist Franck Ribery gesetzt.
Fraglich ist auch, ob Heynckes Kroos als zentralen Mittelfeldspieler vorsieht. Bastian Schweinsteiger ist im Zentrum gesetzt: Sollte es beim 4-2-3-1 bleiben, kämpfen um den Platz neben Schweinsteiger Kroos, Anatolij Tymoschtschuk, Luiz Gustavo, David Alaba und vielleicht sogar Arturo Vidal.
Eine Systemumstellung, die Heynckes in gewissen Spielen und Phasen nicht ausschließen will, könnte Kroos zu Gute kommen: Beispielsweise eine Raute im Mittelfeld. Doch auch da stellen sich wieder einige Konkurrenten auf.
Ein neues System würde auch Spielern wie Nils Petersen oder Ivica Olic in die Karten spielen. In einem 4-4-2 wären sie die idealen Partner für Mario Gomez. Petersen hat sich erst kürzlich vorsichtig für eine Doppelspitze ausgesprochen, doch ob die Grundformation der Bayern so aussehen wird, darf bezweifelt werden.
Interessant gestalten könnte sich der Konkurrenzkampf, wenn ab Mitte Juli Takashi Usami in den Kader stößt. Ein behutsames Aufbauen und Abwarten scheint beim Japaner, der von Gamba Osaka kommt, nicht der Fall zu sein.
Bayern-Präsident Uli Hoeneß spricht offen von der Möglichkeit eines Stammplatzes - und das nicht nur aus sportlicher Sicht.
Mit Usami würden die Bayern noch präsenter auf dem lukrativen asiatischen Markt: "Das wird uns nur dann was bringen, wenn der Spieler auch nachhaltig bei uns spielen wird", sagt Hoeneß. "Wenn Usami Stammspieler werden würde, was sich jeder wünscht, wäre das eine feine Sache."
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5. Wie führt sich Jupp Heynckes ein?
Jupp Heynckes hat es früh geschafft, die Begeisterung der Spieler für sich zu gewinnen. Sämtliche Spieler, die nach dem Trainingsstart mediale Auftritte hatten, sprachen unisono positiv über "Don Jupp" und seine Art, den Spielern zu begegnen.
Ivica Olic war begeistert, als der neue Trainer in der Sommerpause durchklingelte, um den Fitnessstand des Kroaten abzufragen und seine Unterstützung kundzutun. "Das war ein schönes Gefühl", sagte Olic. Auch Petersen lobte, wie Heynckes auf die Spieler zugeht.
Petersen-Vater Andreas, Trainer von Germania Halberstadt und ständiger Begleiter des Sohnemanns in den ersten Tagen an der Säbener Straße, nahm sich schnell zurück, was die Tipps und Kritiken betraf. "Er weiß, dass ich in guten Händen bin", so Petersen.
Doch besonders zu den Führungsspielern wie Bastian Schweinsteiger oder Philipp Lahm suchte er früh den Kontakt. Mit Schweinsteiger gab es regen Telefonverkehr während der Sommerpause.
"Jupp Heynckes ist ein sehr erfahrener Trainer. Er kennt den Verein bestens und weiß, wie das Geschäft läuft. Er bringt Ruhe in den Verein", lobt Schweinsteiger gegenüber SPOX.
Heynckes hat sich verändert: "Es ist sicher so, dass ich in den Jahren etwas moderater und ausgeglichener geworden", so Heynckes am Samstag.
Von oberster Etage gibt es lobende Worte über den "einzigen Trainer, den wir wollten" (Rummenigge): "Die Vorfreude ist groß. Ich bin der Meinung, dass wir jetzt einen Trainer haben, der mit allen im Verein kommunizieren wird, der alle mit einbezieht", so Uli Hoeneß. Eine kleine Warnung schickt er aber dennoch hinterher: "Natürlich muss er am Ende den Kopf hinhalten."
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