Takashi Usami ist 19 Jahre jung, spricht kein Wort deutsch oder englisch und ist auf absehbare Zeit nur als Ergänzungsspieler beim deutschen Rekordmeister Bayern München eingeplant. Und doch sorgte der Japaner bei seiner Vorstellung für mehr Wirbel als Manuel Neuer, Jerome Boateng, Nils Petersen und Rafinha zusammen.
Als fünfter und bislang letzter Neuzugang wurde Usami nicht an der Säbener Straße, sondern in den geräumigen Hallen der Allianz Arena präsentiert.
Fußball "made in Japan" ist derzeit in - könnte man meinen. Doch die bayerische Ausgabe des Asien-Imports hat sich mehr vorgenommen, als nur auf der Welle des Dortmunder Meisterspielers Shinji Kagawa oder der Frauen-Weltmeisterinnen mitzuschwimmen.
Kagawa ist ein guter Freund
Natürlich habe er den Sieg im Finale gegen die USA gesehen, erzählte Usami und fügte pflichtbewusst hinzu: "Ich bin sehr stolz auf die Frauen." Mit Kagawa sieht er sich bereits auf Augenhöhe: "Er ist ein sehr guter Freund. Ich bin ja beinahe genauso alt wie er."
Seine eigenen Ziele und sein Selbstvertrauen sind allerdings deutlich größer - was als einigermaßen untypisch für einen Asiaten gelten darf. "Ribery und Robben haben ähnliche Anlagen wie ich", sagte Usami über die Konkurrenten, die ihm den Weg in die Startelf wohl auf Dauer versperren werden. Dennoch will er "möglichst viel spielen und möglichst viele Tore schießen".
Usami weiß um seine Qualitäten - in seiner Heimat ist er bereits ein gefeierter Star und hat einen Ausrüstervertrag über acht Jahre unterschrieben. Während seiner Zeit bei Gamba Osaka stand er sogar schon im Kader der Nationalmannschaft.
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Ob er allerdings schon in seiner ersten Bundesligasaison eine Verstärkung sein kann, muss er noch beweisen - sich selbst und vor allem den Bayern-Bossen. Die haben den dribbelstarken Offensivspieler für ein Jahr mit anschließender Kaufoption ausgeliehen.
Kein reiner Marketing-Schachzug
Sportdirektor Christian Nerlinger ist überzeugt, dass der erste Japaner in der Geschichte des FC Bayern München nicht nur ein Marketing-Schachzug ist, um den lukrativen asiatischen Markt zu besetzen.
"Wir waren grundsätzlich daran interessiert, einen 'Backup' für unsere Flügelzange zu bekommen", sagte er. Usami mache auf ihn einen positiven und aufgeweckten Eindruck. "Und er nimmt eine rasante Entwicklung", erklärte Nerlinger.
In der ersten Trainingseinheit wirkte Usami, der in den kommenden Wochen auf Schritt und Tritt von einem Dolmetscher begleitet wird, noch wie ein Fremdkörper. Die Wendigkeit und die enge Ballführung überzeugten jedoch von der ersten Minute an.
"Das ist mein Stil und den werde ich auch in Deutschland durchziehen", sagte Usami. Warnende Worte gab ihm unterdessen Nerlinger mit auf den Weg: "Der Schritt in die Bundesliga ist gewaltig und auch ein Wechsel der Kultur. Ich glaube jedoch, dass Usami ein schneller Lerner ist."
Die erste Kostprobe seiner Fortschritte nach wenigen Tagen in München wird Usami beim Liga-total-Cup am Dienstag (20.15 Uhr im LIVE-TICKER) gegen den Hamburger SV geben. Hält er Wort, wird sich der Rummel um den bayerischen Asien-Import wohl noch steigern.