Abstieg? Kein Thema! Drei Niederlagen in vier Spielen, 14 Gegentore, Tabellenletzter in der Bundesliga - der HSV legte den schlechtesten Saisonstart seit 39 Jahren hin und rief damit Klub-Legenden wie Uwe Seeler und Manni Kaltz auf den Plan.
"Ich mache mir schon ein paar Gedanken. Ich hoffe, dass der Verein das schnellstens in den Griff kriegt. Man weiß ja, wie gefährlich die Bundesliga ist und was alles passieren kann", philosophierte Uns Uwe unter der Woche. Und auch Kaltz stimmte ein: "Den Umbruch anzugehen, war richtig, aber wir werden sehen, wie es ausgeht", so der Erfinder der Bananen-Flanke: "Ich hoffe nicht, dass sie am Ende in die Relegation müssen."
Blog Zweckmäßigkeit - ein Lagebericht zum HSV
Bedenken, die Klubboss Edgar Jarchow jedoch nicht teilt. "Mit dem Thema Abstieg befasse ich mich überhaupt nicht", stellte der FDP-Politiker vor dem richtungsweisenden Spiel gegen den Nordrivalen Werder Bremen klar. Jarchow weiter: "Das habe ich bisher nicht getan und werde es auch weiterhin nicht tun. Und das wird beim HSV auch überhaupt kein Thema sein!"
Die Mannschaft sei kurz vor Transferschluss entscheidend verstärkt worden: "Die Qualität unseres Kaders ist nochmals gestiegen. Insgesamt ist sie so hoch, dass der Abstieg in dieser Saison überhaupt kein Thema sein darf!" Ob er bei einer Niederlage in Bremen weiter so gelassen bleibt...
F*** HSV: Dass die Fans im Norden bereits heiß gelaufen sind, konnte man auf einem Rasenstück vor dem Bremer Weserstadion "bewundern". Werder-Anhänger hatten dort Schmähungen wie "Tod und Hass dem HSV" oder "Fuck HSV" ins Grün geätzt.
Die Verantwortlichen des SVW wollen mit der Aktion nichts zu tun haben. "Das ist ein dumme Aktion auf Kosten der Allgemeinheit", ließ Bremens Medien-Direktor Tino Polster verlauten. "Von solchen Fans distanziert sich Werder Bremen. Wir hoffen darauf, dass das Derby trotz dieser Provokation friedlich abläuft, denn beide Vereine und die Behörden haben gemeinsam alles für einen reibungslosen Ablauf unternommen."
Keinen Bock auf Neuanfang: Mit dem FC Malaga musste Joris Mathijsen am Samstag in der Primera Division eine Niederlage gegen Sevilla einstecken. Im "Bild"-Interview blickte er danach auf seinen Abgang beim HSV zurück und äußerte sich auch zur aktuellen Situation bei seinem Ex-Klub.
"Ja, es tut mir schon sehr weh, wenn ich Hamburg auf Platz 18 stehen sehe. Echt bitter ist das", zeigte sich der Niederländer enttäuscht über die Lage bei den Rothosen. Trotzdem sei er nicht froh, sich frühzeitig verabschiedet zu haben: "Ich hatte einfach keine Lust mehr, jedes Jahr einen neuen Trainer zu haben und den x-ten Neuanfang mit einzuläuten." Am Wochenende werde er aber natürlich auf das Spiel des HSV schauen.
Kampfansage von Ilicevic: In der Liga noch gesperrt, schickte HSV-Neuzugang Ivo Ilicevic schon mal eine Kampfansage an seine Konkurrenten bei den Hanseaten. "Konkurrenz ist ganz normal. Aber ich bin zum HSV gekommen, um mich durchzusetzen - und nicht, um auf der Bank zu sitzen", tönte der 24-Jährige gegenüber der "MOPO" nach dem Testspiel gegen den FC Luzern.
Gegen die Schweizer hatte besonders Marcell Jansen auf sich aufmerksam gemacht. "Er ist schön marschiert, hat in der zweiten Hälfte richtig Druck gemacht", lobte Coach Oenning. Ilicevic wird sich also (gezwungenermaßen) noch gedulden müssen.
Zu schnell, zu extrem: Werder Trainer Thomas Schaaf drückte nach dem guten Saisonstart im "Bild"-Interview jetzt auf die Euphoriebremse. "Das ist mir zu schnell und zu extrem. Unser Weg bleibt, von Spiel zu Spiel zu schauen", wiegelte der 50-Jährige Fragen über die mögliche Eroberung der Tabellenspitze ab.
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Schaaf weiter: "Wir haben uns mit den Siegen Stück für Stück Selbstvertrauen und Sicherheit zurück geholt. Genau das fehlte in der letzten Saison. Die bisherigen Spiele zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Mehr noch nicht. "Auch über seine mögliche Vertragsverlängerung sei noch keine Entscheidung gefallen. "Ich habe bisher noch keine Zeit gehabt, darüber nachzudenken. Ich bin so mit der Aktualität beschäftigt, dass dafür kein Platz ist", so der Langzeittrainer der Grün-Weißen.
Mitleid mit dem HSV? Nicht mit Willi Lemke: Wie zu erwarten, hat Werder-Aufsichtsratschef und Ex-Manager Willi Lemke kein Mitleid mit dem Hamburger SV. Im Gegenteil: "Ich bin froh dass wir selbst nicht da unten hängen", sagte Lemke der "Kreiszeitung".
Die Partie sei für ihn nach wie vor ein absoluter Schlager. "Natürlich, das ist doch eine alte sportliche Rivalität, da habe ich immer ein ganz besonderes Kribbeln. Das Stadion wird ausverkauft, die Stimmung riesig sein. Und für unsere Mannschaft wird das Spiel noch schwieriger als die Partie in Leverkusen werden, so ist das nun einmal bei einem Derby."
Bundesliga 2011/2012 - der 5. Spieltag