FC Schalke 04
Das ist gut: Trotz des dritten Trainers innerhalb eines halben Jahres zeigt die Mannschaft eine gewisse Stabilität. Bundesliga-Platz vier mit nur einem Punkt Rückstand auf den Zweiten Bremen, die gute Ausgangslage in Europa League und DFB-Pokal, das alles ist bemerkenswert angesichts der Umstände. Huntelaar trifft konstanter als in der Vorsaison, Fuchs erwies sich zuletzt als die gewünschte Verstärkung und Raul genießt wieder mehr Freiheiten als unter Rangnick und dürfte dies mit Leistungen wie in der vergangenen Champions-League-Saison zurückzahlen.
Das ist schlecht: Das meist benutzte Wort auf Schalke lautet "Balance": Weil die Mannschaft ein Mischwesen ist aus dem pragmatisch-defensiven Magath und dem dogmatisch-offensiven Rangnick, fehlt eine Identität und die richtige Mischung aus Verteidigen und Angreifen. 17 geschossene Tore sind bester Wert hinter den Bayern, 13 Gegentore hingegen sind der Minuswert unter den besten elf Teams. Ein Hauptgrund liegt im defensiven Mittelfeld, wo auch Stevens noch nicht die Idealbesetzung fand.
Hier lauern die Gefahren: Derzeit lebt Stevens noch davon, dass er mit seiner positiven Herangehensweise ein Gefühl des Aufbruchs entfachte und den nicht verwendeten Spielern Zuspruch gibt (Jones, Kluge, Jurado). Aber auf Dauer wird auch er merken, dass das Kader-Fundament zwar ordentlich ist, es jedoch zu viele ähnliche Spielertypen gibt. Es fehlt ein zweiter dynamischer Flügel neben Farfan, genauso eine Entlastung für Huntelaar/Raul. Und es wird sich zeigen müssen, ob Torwart Fährmann aus der Kritik an ihm Kraft schöpft - oder doch kapituliert.
Borussia Mönchengladbach
Das ist gut: Der 1. FC Kaiserslautern gewann am 1. Spieltag der Saison 1997/98 beim FC Bayern mit 1:0 und wurde am Ende deutscher Meister. Teil I des Lauterer Kunststücks gelang in dieser Saison den Gladbachern. Auch wenn Teil II utopisch ist: der Sieg in München hat den Fohlen Flügel verliehen. Trainer Lucien Favre ist ein Glücksfall für die Borussia. Mit nahezu dem gleichen Personal, das im Mai den Abstieg in die 2. Liga gerade so verhindern konnte, steht die Mannschaft auf Platz drei. Favre hat Gladbach ein kompaktes 4-4-2 verpasst, in dem auch die Stürmer und Marco Reus durch viel Laufarbeit Defensivaufgaben verrichten müssen. Die Abwehr vor dem starken Torhüter ter Stegen ist die zweitbeste der Liga (erst 4 Gegentreffer).
Das ist schlecht: In sieben von acht Spielen erzielte die Borussia maximal ein Tor. Drei der neun Saisontreffer waren Elfmeter. Von allen Mannschaften in der oberen Tabellenhälfte spielen sich die Fohlen die wenigsten Großchancen heraus. Zudem blieben die Neuzugänge bislang blass.
Hier lauern die Gefahren: Gladbach hat das Maximum aus dem ersten Viertel der Saison herausgeholt. Bei vier von fünf Siegen reichte ein Tor. Favre wird deshalb auch nicht müde zu behaupten, "dass wir noch eine schwere Saison vor uns haben." Beim 0:1 in Freiburg liefeten die Gladbacher zuletzt eine schwache Leistung ab. Eine gewisse Abhängigkeit von Marco Reus ist zu nicht zu übersehen. Dennoch: Mit dem Abstieg werden die Fohlen in dieser Saison nichts zu tun haben.
Werder Bremen
Das ist gut: Die Mannschaft funktioniert auch wieder als solche, die Punktausbeute ist in Ordnung. Viele der Neuen - Sokratis, Ignjovski, Wolf - haben gut eingeschlagen; Sorgenkinder wie Marin oder Arnautovic konzentrieren sich wieder auf ihre Leistungen auf dem Platz. Die Abgänge wichtiger Spieler wie Frings oder Mertesacker konnten schnell kompensiert werden. Und Werder hat offenbar wieder eine vernünftige Balance gefunden zwischen aggressivem Offensivfußball und geordneter Defensive.
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Das ist schlecht: Auch wenn es zwei unterschiedliche Begebenheiten waren, sind zwei Rote Karten (für Wiese und Arnautovic) nach acht Spielen doch zu viel. Problemkinder gibt es trotz des Aufschwungs aber auch: Wagner versandet in der zweiten Mannschaft, Wesley sucht schon seit Monaten nach seiner Form, Borowski kommt mit einer Verletzung nach der nächsten überhaupt nicht mehr auf die Beine.
Hier lauern die Gefahren: So erfreulich Pizarros Form auch ist - letztlich ist die Mannschaft schon wieder ziemlich vom Peruaner abhängig. Das birgt beim verletzungsanfälligen Pizarro natürlich auch Gefahren. Bisher war der Spielplan recht human, die ganz dicken Brocken kommen erst noch (u.a. Dortmund, Gladbach, Bayern, Schalke). Dann wird sich auch zeigen, wie anfällig die Mittelfeldraute mit nur einem Sechser gegen die starken Mannschaften ist.
FC Bayern München
Das ist gut: So ziemlich alles. Die Bayern finden unter Heynckes die nahezu perfekte Balance zwischen Defensive und Offensive. Neuer ist seit über 1000 Minuten ohne Gegentor, der Angriff mit 21 Toren der beste der Liga. Das Offensivspiel der Bayern ist nicht mehr auf pausenlosen Ballbesitz ausgelegt, sondern auf Geradlinigkeit und Effizienz. Die Münchner erarbeiteten sich doppelt so viele Großchancen wie in der letzten Saison. Mit Ausnahme von Robben sind alle Stammspieler in einer körperlichen Topverfassung. Die Neuzugänge Neuer und Boateng überzeugen, Rafinha ist auf gutem Weg und Petersen erweist sich als brauchbarer Joker. Zudem funktioniert Heynckes' Rotationsprinzip.
Das ist schlecht: Wenn es einen "Kritikpunkt" gibt, dann am ehesten die Linkslastigkeit. Lahm und Ribery dominieren im Vergleich zu Rafinha/Boateng und Müller. Bayerns letzter Gegner Hoffenheim doppelte Ribery konsequent und nahm den Franzosen aus dem Spiel. Müller ist zudem kein klassischer Außenspieler.
Hier lauern die Gefahren: Robben bereitet dem FC Bayern große Sorgen. Der Niederländer schleppt sich mit mehreren Verletzungen durch die Saison und wird nach seiner Leisten-OP erneut voraussichtlich zwei bis drei Wochen ausfallen. Heynckes steht die vielleicht schwierigste Aufgabe seiner dritten Etappe als Bayern-Trainer noch bevor: die Integration von Robben in eine funktionierende Mannschaft. Der tragische Fall Breno hat beim FC Bayern für Unruhe gesorgt, die Leistungen der Spieler aber nicht beeinflusst.