Der Newcomer: Marco Reus
Er stand schon letzte Saison im Fokus. Aber er war lange Zeit der Unvollendete. In die Nationalmannschaft wurde er einige Male berufen - zumindest auf die Bank schaffte er es nie. Er verletzte sich regelmäßig oder wurde krank.
Im Klub spielte er eingezwängt in ein System, das seine Stärken verschluckte. Dazu kam die sportliche Krise der Borussia, die schnurstracks auf die zweite Liga zu marschierte. Mitte Februar trat dann Lucien Favre in sein sportliches Leben und seitdem wird Marco Reus förmlich von Woche zu Woche besser.Mit fünf Toren in der Rückrunde war er Garant für den Klassenerhalt. Sicherlich waren der existentielle Druck und das gute Gefühl, eine beinahe ausweglose Situation noch gemeistert zu haben im Nachklapp die Zutaten für einen fantastisch schnellen Reifeprozess.
Reus ist auf dem besten Weg, sich aus seinem grandiosen Talent in einen kompletten Spieler zu verwandeln. Seine Geschwindigkeit mit dem Ball am Fuß ist in der Liga kaum erreicht, die Top-Stars Franck Ribery oder Arjen Robben spielen da in derselben Liga. Reus ist vielleicht noch einen Tick dahinter - weit weg ist er davon nicht mehr.
Favres Offensivkonzept ist ausgelegt auf Reus' Schnelligkeit und hohes Risiko. Mit einem Kontakt soll der Ball im vorderen Angriffsdrittel gespielt werden. Dass der 22-Jährige dabei auch einige sehr gute Gelegenheiten ungenutzt ließ, darf seiner Unerfahrenheit geschuldet werden.
Dass Reus aber auch hier sehr schnell lernt, zeigen die letzten Spieltage. Die letzten vier Gladbacher Tore erzielte Reus alleine, was zu insgesamt sechs Punkten für die Borussia gereichte. In der derzeitigen Form und mit schon sieben Saisontoren ist Reus nicht nur die Lebensversicherung der Fohlen, sondern auch ein ernsthafter Kandidat für einen Platz im DFB-Team.
Von den vielen deutschen Talenten hat Reus in dieser Saison den größten Sprung gemacht. Auch wenn er noch nicht am Ende seiner Entwicklung steht.