Die Ankunft des Weihnachtsmannes

Von Tim Frische
Teemu Pukki erzielte in Hannover seine ersten beiden Tore für Schalke 04
© Getty

Er ist der erste Finne im Trikot des FC Schalke 04. Seit dem 31. August steht Teemu Pukki bei den Königsblauen unter Vertrag. Drei Tore in 180 Minuten reichten dem 21-Jährigen, um Schalke von sich zu überzeugen. In Hannover stand Pukki nun erstmals in der Startelf und traf prompt doppelt. In Finnland hat man hohe Erwartungen in ihn. Sein erster Versuch im Ausland ging allerdings in die Hose.

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Für Pukki ist es bereits der zweite Versuch, sich bei einem großen Klub durchzusetzen. Gegen Hannover stand der Stürmer zum ersten Mal in der Startelf - und nutzte seine Chance. Trotzdem könnte er sich schon bald wieder auf der Ersatzbank wiederfinden.

Wenn in den hiesigen Lebensmittelgeschäften Printen, Lebkuchenherzen und Marzipankugeln Hochkonjunktur haben, Glühwein Bier als Lieblingsgetränk der Deutschen ablöst und glitzender Kitsch als wertvolles Geschenk für die Liebsten angepriesen wird, dann weiß so ziemlich jeder, dass die Vorweihnachtszeit begonnen hat.

In Gelsenkirchen hatte diese hingegen schon im Spätsommer dieses Jahres begonnen. Denn da der Fußball-Gott im vergangenen Jahrzehnt nicht immer auf Schalker Seite zu stehen schien, sicherten sich die Königsblauen am 31. August für geschätzte 1,3 Millionen Euro sicherheitshalber die Dienste eines anderen übernatürlichen Wesens: des Weihnachtsmannes. So lässt sich zumindest "Joulupukki" vom Finnischen ins Deutsche übersetzen.

Drei Tore in der Europa League

Den Weihnachtsmann kennt in Deutschland natürlich jedes Kind, Teemu Pukki hingegen war lange Zeit wohl nur wenigen Fußballkennern bekannt. Am 18. August änderte sich das. Beim Playoff-Spiel zur Europa League gastierte der FC Schalke 04 beim finnischen Meister HJK Helsinki - und verlor sensationell mit 0:2. Hauptsächlich dafür verantwortlich: Teemu Pukki.

Mit einem Traumtor, als er auf der rechten Angriffsseite in Robben-Manier in die Mitte zog, Kyriakos Papadopoulos aussteigen ließ und das Leder in den linken Winkel schlenzte, besorgte er die Führung für die Gastgeber. In der zweiten Halbzeit erhöhte der 21-jährige Stürmer dann noch zum 2:0-Endstand für den Außenseiter.

Dass sein grandioser Auftritt keine Eintagsfliege war, zeigte der Blondschopf eine Woche später, als er die Hintermannschaft der Königsblauen beim Rückspiel in der Schalke-Arena erneut austanzte und den Ball an Ralf Fährmann vorbei zum zwischenzeitlichen 1:1 einnetzte.

Auch wenn es am Ende für die Finnen nicht zur Qualifikation zur Europa League reichte, waren die beiden Auftritte für Pukki ein Erfolg. Der finnische Nationalspieler schoss sich mit seinen drei Treffern in den Fokus des deutschen Pokalsiegers - sechs Tage später erfolgte der Wechsel aus Skandinavien ins Ruhrgebiet.

Heldt: "Jung, interessant und mit großem Potenzial"

"Er ist ein sehr junger und sehr interessanter Spieler mit großem Potenzial", sagte Schalke-Manager Horst Heldt nach der Verpflichtung des Angreifers. "Er hat in beiden Spielen gegen uns gezeigt, wozu er in der Lage ist. Wir hoffen, dass er für unser Team eine Verstärkung sein wird."

Auch Pukki selbst gab sich selbstbewusst und hatte große Hoffnung, sich auch beim FC Schalke beweisen zu dürfen. "Ralf Rangnick hat mir zugesichert, dass er mich nicht als Bankdrücker gekauft hat. Ich soll und werde meine Spiele bekommen", sagte Pukki wenige Tage nach seinem Wechsel der finnischen Zeitung "Ilta Sanomat".

Diese Hoffnung bestätigte sich allerdings weder unter Rangnick noch unter dem neuen Trainer Huub Stevens. Bis zum vergangenen Wochenende. Zuvor reichte es für Pukki zu lediglich drei Kurzeinsätzen in Bundesliga und Pokal, durch Klaas-Jan Huntelaars Verletzung rückte er gegen Hannover nun erstmals in die Startelf. Mit zwei Treffern sicherte der Finne Schalke einen Punkt und empfahl sich für weitere Aufgaben.

Pukki bleibt bescheiden

Doch ob in naher Zukunft weitere Startelfeinsätze hinzukommen, scheint fraglich. Mit Huntelaar und Raul hat der Finne eine schier übermächtige Konkurrenz vor der Nase.

"Ich bin sehr glücklich über die zwei Tore - aber ein kleines bisschen enttäuscht, dass ich nicht noch ein drittes Tor gemacht habe. Ich will so oft wie möglich spielen, weiß aber, dass Klaas die erste Wahl ist", gibt sich Pukki nach seiner Gala gegen 96 bescheiden.

Stevens war von der Leistung seines Schützlings begeistert. "Dieses Spiel war ihm auf den Leib geschneidert. Ich hatte ihn gegen Helsinki gesehen, wie er da gegen Schalke gespielt und seine Tore gemacht hat. Da habe ich gedacht: Das kann er gegen Hannover auch machen. Wie er sich bewegt, hat er ständig für Gefahr gesorgt."

Bereits vor der Partie gegen Hannover, machte der Trainer Pukki Hoffnung. "Seine Entwicklung ist gut. In den ersten Wochen war ich nicht so zufrieden, aber er hat sich sehr gesteigert. Er ist einer von den Spielern, die sich weiterentwickeln können."

Pasanen: Stürmer oder Zehner

Durch seinen Doppelpack gegen Hannover ist Pukki im Schalker Sturm nun zumindest vorerst die dritte Option: Im Gegensatz zum bislang enttäuschenden Ciprian Marica nutze der Finne seine Chance und zog im internen Ranking am ehemaligen Stuttgarter vorbei.

Zudem ist Pukki flexibler einsetzbar als der Rumäne. "Für mich ist er sowohl Stürmer als auch ein torgefährlicher Zehner", erklärt Pukkis finnischer Nationalmannschaftskollege Petri Pasanen im Gespräch mit SPOX.

Sollte Huntelaar bereits in der kommenden Woche wieder fit sein, könnte Pukki zumindest als Einwechselspieler auch eine Option für eine der beiden Außenpositionen in Schalkes 4-2-3-1-System sein, die momentan von Jefferson Farfan und Julian Draxler bekleidet werden.

Erster Versuch in Sevilla gescheitert

Pasanen sieht in der großen Konkurrenz in Schalkes Offensive nicht nur Nachteile für seinen Landsmann. "Man muss verstehen, dass man sich in jeder Woche beweisen muss. Er wird im Training von seinen erfahrenen Mitspielern lernen und er muss dann seine Spielzeit, die er bekommt, auch nutzen."

Für Pukki ist es bereits der zweite Versuch, sich bei einem großen internationalen Verein durchzusetzen. Im Januar 2008 wechselte der damals erst 17-Jährige zum FC Sevilla, schaffte dort allerdings den Durchbruch nicht.

Sein Einsatz am 25. Januar 2009 gegen Racing Santander, als er in der 62. Minute eingewechselt wurde, sollte der einzige im Trikot der ersten Mannschaft der Andalusier sein. Im August 2010 zog Pukki die Konsequenzen und wechselte zurück in seine Heimat.

Hohe Erwartungen in Finnland

Beim finnischen Rekordmeister HJK Helsinki erzielte Pukki in der finnischen Veikkausliiga 13 Treffer in 24 Partien. Sein Länderspieldebüt feierte der Stürmer im Januar 2009 beim 1:5 gegen Japan, als er für sein Vorbild Jari Litmanen eingewechselt wurde.

"Er ist der größte Fußballer in unserem Land, deshalb auch mein Vorbild", ließ Pukki die Schalker Fans beim Chat auf Facebook zuletzt wissen.

Durch den Wechsel in die Bundesliga sind die ohnehin schon großen Hoffnungen in den sechsfachen Nationalspieler in der Heimat noch weiter gestiegen. "Er ist ein Shooting-Star geworden und die Erwartungen sind auch sehr hoch. Er muss auch damit klar kommen und sich auf Fußball konzentrieren", sagt Pasanen.

Sollte er dies verinnerlichen, traut der Verteidiger seinem Landsmann eine große Karriere zu. "Wenn er seine Leistung in der Bundesliga bringt, dann kann er auch in der finnischen Nationalmannschaft seinen Weg machen. Bei Schalke hat er alles, was er braucht, um ein Topstürmer zu werden."

Teemu Pukki im Steckbrief

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