Zeit, dass sich was dreht

Von Oliver Wittenburg
Cacau kam in der Vorrunde in allen 17 Spielen zum Einsatz und erzielte vier Treffer
© Getty
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Thomas Hitzlsperger, VfL Wolfsburg

Voller Euphorie stellte sich Hitzlsperger der Herausforderung Wolfsburg nach zwei unruhigen Jahren, in denen seine erfolgreiche Zeit in Stuttgart ein jähes Ende genommen hatte, er in der Nationalelf den Anschluss verlor, nicht über eine Reservistenrolle bei Lazio Rom hinauskam und schließlich mit West Ham United aus der Premier League abstieg. Von Magath bekam der inzwischen 29-Jährige einen Dreijahresvertrag und die Rückennummer zehn. Ein klares Signal.

Hitzlsperger bezeichnete den VfL als ambitionierten Verein, "mit dem man oben mitspielen kann. Genau das habe ich gesucht." Auch bei Bundestrainer Jogi Löw wollte er sich wieder in Erinnerung rufen.

Mit dem Hitzlsperger aus Stuttgarter Tagen hätte Wolfsburg womöglich keine so enttäuschende Vorrunde gespielt, doch der Körper spielte nicht mit. Knieprobleme, die schließlich eine OP im November unausweichlich machten, ließen ihn über fünf Einsätze nicht hinauskommen.

Und die Vorzeichen für die Rückrunde sind auch nicht gerade günstig: Wegen Waden- und Achillessehnenproblemen wird er beim Trainingslager in Dubai (7. bis 16. Januar) wohl fehlen. Sein Comeback steht noch in den Sternen. Zudem hat sich die Konkurrenzsituation im Wolfsburger Mittelfeld mit der Verpflichtung des Tschechen Petr Jiracek noch einmal verschärft.

Michael Mancienne, Hamburger SV

Nach der radikalen Kaderentschlackung im Sommer kaufte der HSV im Vergleich zur Ära Hoffmann bescheiden ein. Bis kurz vor Toreschluss noch Ivo Ilicevic aus Kaiserslautern geholt wurde, war Michael Mancienne der Top-Einkauf der Hanseaten. Dem englischen Juniorennationalspieler, gelobt für seine Vielseitigkeit in der Defensive und immerhin mit der Erfahrung von 50 Premier-League-Spielen ausgestattet, wurde zugetraut, den HSV sofort zu verstärken und eine der Säulen des neuen Teams zu werden.

Doch der 23-Jährige ging mit dem Rest des Teams in der katastrophalen Anfangsphase der Saison unter. So war er seinen Stammplatz nach dem sechsten Spieltag bereits los und durfte nur noch einmal von Beginn an ran, weil Rajkovic und Bruma gleichzeitig ausfielen. Unter Fink ist er nur noch Innenverteidiger Nr. 4.

Der neue HSV-Trainer hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben, auch wenn die Aussage, Mancienne müsse noch lernen, ernüchternd für den Angesprochenen klingen muss. In der Rückrunde wird sich an der Hackordnung in der Defensive zunächst nichts ändern, denn die hat sich ohne den mal phlegmatisch, mal zappelig-nervös wirkenden Briten deutlich gebessert.

Dass Mancienne auch ein Opfer des unruhigen Saisonstarts unter dem glücklosen Ex-Coach Oenning war, darf man nicht übersehen, aber seine Aussichten für die Rückrunde sind bescheiden.

Lucas Barrios, Borussia Dortmund

Zuletzt überschlugen sich die Meldungen über Lucas Barrios, nachdem er laut und öffentlich sein Reservistendasein beklagte und dem Verein mitteilte, dass er sich verändern wolle. Doch trotz aller Gerüchte ist beim BVB bislang kein Angebot für den Stürmer eingegangen, wie Sportdirektor Zorc wissen ließ. In der vergangenen Saison war Barrios unumstößlich Stürmer Nr. 1 bei Klopp, doch eine schwere Muskelverletzung, die er sich im Sommer bei der Copa America zugezogen hatte, zwang ihn zu einer langen Pause.

Erst Ende September stieg er wieder in der Bundesliga ein, kam aber zunächst über Kurzeinsätze nicht hinaus, weil sein Vertreter Lewandowski ein Klassespiel nach dem anderen ablieferte. Klopp argumentierte: "Für Lucas und für mich ist die Situation nicht leicht. Denn er ist ein herausragender Stürmer. Aber was derzeit funktioniert, muss ich einfach am Laufen halten."

Barrios' Startelf-Comeback beim Derbysieg über Schalke war vielversprechend, doch der Trainer setzte ihn anschließend gleich wieder auf die Bank. Ob Barrios seine Aussichten auf mehr Spielanteile in der Rückrunde durch seine Wechselabsichten verbessert hat, darf bezweifelt werden.

Sportlich bringt der 27-Jährige alles mit, um den Konkurrenzkampf mit Lewandowski aufzunehmen und auch seinen Platz im Sturm zurückzugewinnen. Stellt er sich der Situation jedoch nicht, wonach es derzeit aussieht, dann ist eine Trennung - früher oder später - die logische Konsequenz. Übrigens: Die Meistersaison hat ja gezeigt, dass es nicht Barrios ODER Lewandowski heißen muss, sondern durchaus auch Barrios UND Lewandowski.

Per Nilsson, 1. FC Nürnberg

Im Sommer war klar: Youngster Wollscheid und Routinier Nilsson bilden nach dem Abschied von Kapitän Wolf das neue Innenverteidiger-Duo beim Club. Allerdings verhinderten Achillessehnenprobleme beim Schweden eine optimale Vorbereitung und so ging Hecking schließlich mit Wollscheid und Neuzugang Klose in die Saison.

Nilsson erholte sich überhaupt nicht mehr und musste im September operiert werden. Danach war schnell klar: Hinrunde gelaufen. Doch inzwischen ist der 29-Jährige wieder voll da und kann die Vorbereitung unter Vollbelastung mitmachen. Und seine Aussichten auf einen Stammplatz stehen durchaus nicht schlecht.

Klose patzte zum Ende der Hinrunde wiederholt und wurde nach 13 Einsätzen in der Startelf vom soliden Maroh ersetzt. Nilsson wird Ansprüche auf den Platz neben Wollscheid anmelden und könnte der jungen Mannschaft mit seiner Erfahrung mehr Sicherheit und Stabilität im Abstiegskampf verleihen.

Für den Club wäre ein Nilsson in alter Stärke auch mittel- bis langfristig ein wichtiger Zugewinn, schließlich verlässt Shooting-Star Wollscheid den Verein im Sommer Richtung Leverkusen.

Andreas Hinkel, SC Freiburg

Nach über einem Jahr ohne einen Pflichtspieleinsatz - Celtic hatte seinen Vertrag nach einem Kreuzbandriss nicht verlängert - unterschrieb Hinkel im Oktober beim SC Freiburg. Dass der 29-Jährige nach so langer Wettkampfpause nicht auf Anhieb Bäume ausreißen würde, war zu erwarten.

Doch dass ihn Youngster Schmid in den letzten fünf Spielen der Hinrunde aus der Startformation verdrängen würde, war doch ernüchternd. Zumal Schmid nicht nur unerfahren, sondern auch gelernter Mittelfeldspieler ist.

Dennoch ist die Personalie Hinkel erst dann objektiv zu bewerten, wenn er die Vorbereitung auf die Rückrunde absolviert hat und sich auf Augenhöhe mit potenziellen Konkurrenten messen kann.

Auch wenn der ehemalige Nationalspieler betont, dass der Klassenerhalt mit Freiburg absolute Priorität genieße, geht es für ihn auch um seine berufliche Zukunft. Sein Vertrag läuft nur bis zum Saisonende, bis dahin muss er sich für eine Weiterbeschäftigung im Breisgau oder aber für andere Klubs empfohlen haben.

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