Nerlinger: Neue Stars (noch) kein Thema

SID
Christian Nerlinger hält es für zu früh, um über Verstärkungen zu reden
© Getty

Der arme Fragesteller durfte gar nicht ausreden. "Wir haben drei Punkte Vorsprung", sagte Bayern Münchens Sportdirektor Christian Nerlinger am Samstagmittag in Doha (Katar) angesprochen auf den Titelrivalen Borussia Dortmund.

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"Außerdem das Torverhältnis", fügte er hinzu. Als der junge Mann wieder ansetzte, erinnerte Nerlinger rasch: "Und auch noch die Champions League." Statt so locker und entspannt auf dem geschwungenen Sofa im prunkvollen Raum des Mannschaftsquartiers sitzen zu bleiben wie zuvor, erstarrte Nerlinger gar. Man merkt nach dem geplatzten Reus-Transfer: Der Meister ist dem Rekordmeister ein Dorn im Auge.

Dass kommen würde, was 4.300 Kilometer entfernt in Mönchengladbach und Dortmund am Mittwoch passierte, wusste Nerlinger schon länger. "Ich war nicht überrascht", sagte er am Samstag und machte sportliche Gründe für die geplatzte Verpflichtung von Wunschkandidat Marco Reus verantwortlich.

"Wir haben in den Gesprächen mit offenen Karten gespielt. Da müssen wir uns selbst auch treu bleiben". Eine Stammplatzgarantie gab es für den 22-Jährigen nicht - "und wir können einen Spieler nicht gegen seinen Willen verpflichten." Rund 17,5 Millionen Euro rief Dortmund für den Ausnahmekönner auf, der bis 2017 gebunden ist - auch finanziell ein deutliches Zeichen.

Zwei Jahre ohne Titel? "Das kann nicht sein"

Die Ansage, die Nerlinger unter der Mittagssonne am Persischen Golf formulierte, konnte daher nicht deutlicher sein: "Einmal kann eine deutsche Meisterschaft am FC Bayern vorbeigehen, ein zweites Mal nicht." Bayern will die Nummer eins bleiben, auch wenn Nerlinger offiziell beteuert, die neue Stärke der Dortmunder als Reiz zu sehen.

"Ich freue mich auf dieses Duell, weil es nichts Schöneres gibt als einen großen Rivalen zu haben." Zumindest Bastian Schweinsteiger betonte jüngst, dass Bayern "immer eine höhere Qualität haben werde als Dortmund". Nerlinger jedoch formulierte vorsichtiger: "Wir wollen das versuchen."

Um das Projekt möglich zu machen, muss Nerlinger am Kader der kommenden Saison feilen. Sechs Verträge laufen aus, Präsident Uli Hoeneß betonte in der "Süddeutschen Zeitung" den Wunsch nach einem Innenverteidiger und einem Stürmer.

Nerlinger hingegen ist in diesen Tagen bemüht um souveräne Auftritte. Neben dem Trainingsplatz, in den Presserunden: Der einstige "Lehrling" will Profil zeigen - und wies Hoeneß deshalb zurück. "Jetzt von einem Innenverteidiger zu sprechen, ist nicht angebracht. Ich bemühe mich überhaupt noch nicht um neue Spieler."

"Es geht alles in die richtige Richtung"

Momentan rede er lieber "über unsere Stärken als unsere Schwächen. Wir wollen die Mannschaft jetzt erstmal starten lassen. Die Basis ist geschaffen. Mehr nicht." Nicht euphorisch, aber zufrieden sei man mit der Situation, dem Trainingslager, dem Personal. "Daniel van Buyten hat eine solide Hinrunde gespielt, auch das Kapitel Breno ist noch nicht zu", sagte Nerlinger. Das brasilianische Sorgenkind lobte er besonders: "Er zeigt sich als Alternative. Ich bin zuversichtlich."

Überhaupt glaubt Nerlinger, "dass alles in die richtige Richtung geht." Auch bei den anstehenden Verlängerungen mit den Führungsspielern Mario Gomez und Arjen Robben: "Bayern wird seine besten Spieler immer halten", sagte er ungewohnt deutlich.

Einen der Besten zu holen, ist in dieser Saison schon schief gegangen. "Aber am 20. Januar beginnt eine neue Zeitrechnung", sagte Nerlinger. Ein neues Kapitel des Dauerbrenners Bayern gegen Dortmund.

Der Kader des FC Bayern im Überblick

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