"Für uns war die Reise nach Neu-Delhi ein Riesenerfolg", sagte Marketingvorstand Andreas Jung der Nachrichtenagentur "dapd". 25.000 Zuschauer verfolgten das 4:0 (4:0) des Rekordmeisters gegen die indische Nationalmannschaft am Dienstagabend, mehr als die Hälfte der Plätze im Nehru-Jawaharlal-Stadion blieb aber leer.
"Das macht nix. Indien ist ein Fußball-Entwicklungsland. Zu anderen Spielen kommen nicht mal 1.000 Fans", sagte Jung. Die 4.400 Flugkilometer Umweg, die die Bayern für den 32-Stunden-Trip nach Delhi in Kauf genommen haben, waren langfristig gesehen notwendig: "Indien ist für die Zukunft ein wichtiger Markt. Und wir haben hier einen Namen."
"Guter Sparring-Partner" - mehr nicht
Im Jahr 2020 soll der Subkontinent laut Prognosen im Rennen um die größte Volkswirtschaft der Welt dabei sein. Würde ein indischer Spieler in der Bundesliga spielen, dürften potenziell 1,2 Milliarden Landsleute nach Deutschland blicken. Beim uninspirierten Auftritt der "Banghra Boys" spielte sich aber sicherlich keiner der indischen Hoffnungsträger ins Münchner Blickfeld.
Idol Baichung Bhutia wurde bei der Partie offiziell verabschiedet - und selbst er konnte sich vor einigen Jahren nicht in der dritten englischen Liga durchsetzen. "Das Niveau in Deutschland ist sehr hoch. Man muss außergewöhnliches Talent haben", sagte Heynckes auf die Frage eines aufgeregten indischen Journalisten, wer ihn besonders beeindruckt habe. Arjen Robben sprach etwas beschönigt von einem "guten Sparring-Partner".
Auch wenn derartige Reisen für die Spieler eine zusätzliche Last sind - Marketing-Mann Jung plant weitere Projekte. "Wir können nicht jedes Jahr in jedes interessante Land reisen", sagte der 50-Jährige. Auf lange Sicht sei aber neben dem mittleren Osten, China und Japan auch Nordamerika an der Reihe. "Wir müssen dort mehr tun", forderte Jung, der einen ähnlichen PR-Reiseplan, wie ihn Real Madrid zwischen den Spielzeiten hat, aber ablehnt.
"Das Team durch die Welt zu schicken, bringt nichts. Wir müssen Verantwortung zeigen, Werte vermitteln." Wie in Indien sollen auch auf den anderen Märkten beispielsweise von Bayern organisierte Jugendturniere die Marke stärken.
Auch in Indien ist die Premier League die Nummer 1 - Bayern 6.
In Indien rangiert Bayern München mit einem Bekanntheitsgrad von rund 25 Prozent auf Rang sechs der internationalen Fußball-Klubs. Die englische Premier League ist wie in Japan nicht zu überholen. Dass Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger und Co. aber dennoch Prominentenstatus haben, zeigten die teils abstrusen Szenen des Kurztrips. Bei der Ankunft nahm die Mannschaft den Ausgang für Staatsgäste. Auf einer der zahlreichen Pressekonferenzen tummelten sich über 60 Fotografen, um das beste Bild zu ergattern.
Von Indien, auf dessen "Kultur und Leute" die Spieler laut Kapitän Lahm besonders neugierig waren, konnten die Spieler außerhalb der Busfahrten nichts sehen. Ein kleiner Spaziergang an der Hotelanlage brachte Superstar Franck Ribery aber zumindest "zum Nachdenken. Das Leben ist so schwer hier für die Leute", sagte der Franzose. Der Kontrast zum millionenschweren Doha sei "der Wahnsinn".
Hätten die Bayern neben den PR-Terminen Zeit für einen Ausflug gehabt, hätten sie auf dem "Main Bazar" im Herzen Neu-Delhis zwischen Kühen, streunenden Hunden und unzähligen Menschen folgende Szene gesehen: Sieben freudige junge Inder im Bayern-Trikot. Geht es nach Jung, sollen es immer mehr werden.
Der FC Bayern München im Steckbrief