Ein Kommentar von SPOX-Redakteur Daniel Börlein
Zum Glück ist diese Saison vorbei.
In den letzten Wochen musste man sich viel zu oft mit Dingen beschäftigen, mit denen man sich im Zusammenhang mit Fußball eigentlich gar nicht beschäftigen will. Da waren die Vorfälle beim Spiel des 1. FC Köln gegen den FC Bayern vor zehn Tagen, als sich die Spieler genötigt sahen, direkt nach dem Schlusspfiff in die Kabine zu flüchten, weil einige (wenige) FC-Anhänger drohten, den Platz zu stürmen.
Da waren die Ausschreitungen einiger vermeintlicher KSC-Fans am Montagabend während und nach dem Relegationsspiel gegen Jahn Regensburg, bei dem nur das Einschreiten der Polizei einen Platzsturm verhinderte. Und da sind nun die Ereignisse im Spiel zwischen Düsseldorf und Hertha BSC, die die Bundesliga-Rückkehr der Fortuna in den Hintergrund drängen.
Statt sich mit Fußball auseinanderzusetzen, muss man sich inzwischen bei manchen Partien schon eine halbe Stunde vor Spielende Gedanken darüber machen, welche Folgen ein möglicher Spielausgang haben könnte. Das ist unerträglich. Es macht den Fußball kaputt.
"Fußball-Mafia DFB!" skandieren Fans gerne, wenn sie sich ungerecht behandelt fühlen. Die wahre Mafia befindet sich momentan allerdings auf den Zuschauerrängen. Regelmäßig wurden zuletzt Grenzen überschritten, Absprachen gebrochen und Regeln missachtet.
Freilich folgte der Platzsturm in Düsseldorf aufgrund eines fehlinterpretierten Pfiffes. Doch was hatten die Zuschauer eigentlich direkt am Spielfeldrand verloren? Sich Zutritt zum Innenraum zu verschaffen, ist, wenn nicht vom Verein gestattet, schlichtweg widerrechtlich. Viele scheint das nicht zu interessieren.
Auch der Einsatz von Pyrotechnik ist in Fankurven mittlerweile offenbar Alltag. Ob beim Pokalfinale in Berlin oder nun in Düsseldorf - bengalische Feuer, Rauchbomben und Böller gehören inzwischen dazu. Wer dagegen aufbegehrt, wird als kleinkariert abgetan. Dass Pyrotechnik allerdings gesundheitsgefährdend und deshalb in deutschen Stadien verboten ist, ist einigen Zuschauern offenbar egal.
Die Konsequenz: DFB und DFL müssen handeln - und die Schraube womöglich zurückdrehen. Wenn einige Zuschauer sich nicht an die unsichtbare Grenze zwischen Spielfeld und Tribüne halten, werden zwangsläufig wieder Zäune hochgezogen, Stehplätze abgeschafft und die Polizeipräsenz verstärkt werden. Auch verschärfte Stadionkontrollen und ein Alkoholverbot in und um das Stadion herum sind denkbar.
All das wird den Fußball in deutschen Stadien massiv beeinträchtigen und ihm viel seiner Attraktivität kosten. Für all das sind allerdings alleine diejenigen verantwortlich, die sich über bestehende Regeln hinwegsetzen. Die Masse der Fans leidet unter der Unvernunft einiger Weniger.
Das sagen die SPOX-User
Facebook-Userin Maria Köhler: "Ich stand wie in jedem Spiel diese Saison im Hertha-Block und habe zum allerersten Mal das Stadion vor Abpfiff verlassen. Nämlich als nach dem 2:1 die Bengalos kreuz und quer aus dem Block - auch aus dem Oberrang - geworfen wurden. Ich hatte Angst. Ich habe den Block aus Angst verlassen. So etwas möchte ich in einem Fußballstadion nie wieder fühlen."
Facebook-User Kristof Hoppen: "Ich persönlich denke nicht, dass man mit einem Eintrittsticket auch das Recht erwirbt auf den Platz zu stürmen. Meines Erachtens sollten Hundertschaften für sowas bereit stehen, so viele Adressen wie möglich der Beteiligten aufnehmen und sie wegen Hausfriedensbruch anzeigen. Ein Fußballstadion ist ein Privatgrundstück und kein Gast ist berechtigt, den Rasen zu betreten. Und wegen dieser Bengalo-Nummern: Es ist und bleibt für Umstehende sehr gefährlich, die Brandwunden können verheerend sein. Feuer und Qualm haben nichts mit Atmo zu tun. Dafür reichen Banner und Gesänge."
mySPOX-User Die Kartoffel: "Gerade die Tatsache, dass inzwischen in allen Ecken Deutschlands Fangruppen mutwillig Spielunterbrechungen verursachen, Polizisten oder gegnerische Fans attackieren, sei es außerhalb des Stadions oder durch das Abdrängen von Bussen und dass solche Aktionen bei Kommentaren auf Seiten wie Spox oder Medien wie Facebook viel zu viele Befürworter finden, zeigen, dass die Fankultur in einem gewissen Sinne eskaliert und die Ultragruppen immer mehr in ein gegenseitiges "sich überbieten wollen" übergehen und sich gegenseitig hochschaukeln."
mySPOX-User Rumo: "Eine Verschärfung von Sicherheitsmaßnahmen in jedweder Form wird von vielen Fangruppierungen und auch von vielen Einzelpersonen bzw. Stadionbesuchern sicherlich nicht gewünscht. Die Verschärfung solcher Maßnahmen bedeutet neben einer Einschränkung von Freiräumen und Einschnitten in die Privatsphäre eines jeden Einzelnen auch eine finanzielle Mehrbelastung für die jeweiligen Vereine und für den Staat. Vergessen darf man auch die hunderten, wenn nicht gar tausenden Polizeibeamten, die sich wegen der Notwendigkeit solcher Sicherheitsmaßnahmen jedes Wochenende zu den Spielen begeben müssen. An sich sollte es im Interesse aller Parteien sein, die Sicherheitsmaßnahmen so weit als möglich zu reduzieren und nicht zu verschärfen."
Düsseldorf - Hertha BSC: Daten und Fakten