Champions-League-Erfahrung im Abstiegskampf

Von Adrian Bohrdt
Milan Petrzela (l.) konnte sein Können bereits gegen Milan und Co. unter Beweis stellen
© Getty

Mit Aristide Bance hat sich der FC Augsburg im Sturmzentrum prominent verstärkt. Mit Vorlagen füttern soll ihn Milan Petrzela. Der tschechische EM-Teilnehmer kann einiges an Erfahrung vorweisen, dennoch ist der Wechsel in die Bundesliga etwas Besonderes für ihn.

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Milan Petrzela kennt die großen Fußballtempel Europas. In allen Quali-, sowie allen Gruppenspielen der abgelaufenen Champions-League-Saison stand der 29-Jährige in der Startelf von Viktoria Pilsen, darunter beim 0:2 im Camp Nou gegen den FC Barcelona, sowie beim 0:2 im San Siro gegen Milan.

Auch in die Europameisterschaft in Polen und der Ukrainer durfte der Rechtsfuß mit seinem elften Länderspiel reinschnuppern - beim 1:4 seiner Tschechen gegen Russland kam er in der Schlussviertelstunde zum Einsatz.

Geboren 1983 in Prag, durchlief Petrzela in der Jugend zahlreiche kleine tschechische Vereine, ehe er 2003 schließlich beim damaligen Zweitligisten FK Drnovice landete, wo er den Sprung in die erste Mannschaft schaffte.

Über den 1. FC Slovacko ging es für den Flügelspieler im Sommer 2006 zum tschechischen Vorzeigeklub Sparta Prag, von wo er aber direkt an den FK Jablonec ausgeliehen wurde. Für den Hauptstadtklub Sparta absolvierte er lediglich drei Pflichtspiele - alle drei von der Bank, und alle drei ohne Tor oder Sieg.

Erster Wechsel ins Ausland

Der endgültige Durchbruch gelang Petrzela erst bei Viktoria Pilsen. 134 Spiele absolvierte der Tscheche für Pilsen und wurde, nach nur drei Profi-Toren zuvor, endlich auch torgefährlicher: 23 Tore und 22 Assists kann er aus seiner Zeit bei Pilsen vorweisen, allein 19 dieser Scorer-Punkte gelangen ihm in der vergangenen Saison.

Der Wechsel in die Bundesliga ist für den 29-Jährigen aber trotz aller Erfahrung Neuland: Zum ersten Mal wird der gebürtige Prager für einen nicht-tschechischen Verein spielen. Landsmann Jan Moravek, den Augsburg im Mai fest von Schalke verpflichtete, soll das Einleben in Deutschland und beim FC Augsburg leichter machen.

"Ich bin sicher, dass ich mich gerade auch durch meinen tschechischen Mitspieler Jan Moravek schnell ins Team einfügen und wohl fühlen werde", so Petrzela nach seiner Vertragsunterschrift. Beim FCA soll der Mittelfeldspieler seine Torgefahr einbringen, gleichzeitig aber auch den neuen Stürmerstar Bance mit Flanken füttern.

EM-Fahrer statt Absteiger

In der Fugger-Stadt hat man nach der letzten Saison erkannt, dass die Offensive verstärkt werden muss. 36 erzielte Tore bedeuteten in der vergangenen Spielzeit nach dem HSV und Absteiger Kaiserslautern den schlechtesten Wert der Liga; es war vor allem die starke Defensive, die Augsburgs Klassenerhalt ermöglichte.

Wunschkandidat für die offensive Außenbahn war lange Zeit Slawomir Peszko vom Absteiger aus Köln. Der sollte ablösefrei kommen, bis Köln am 29. Juni die Option zog und den Vertrag des 27-Jährigen zu Erstligakonditionen verlängerte - ein Schachzug, um eine Ablösesumme zu kassieren.

Die Augsburger hatten aber einen Trumpf in der Hinterhand, verpflichteten Petrzela nur vier Tage später von Pilsen. "Mit ihm konnten wir einen Mittelfeldspieler verpflichten, der beide Außenbahnen bekleiden und unter anderem durch seine Schnelligkeit beleben kann", zeigte FCA-Manager Manfred Paula sich zufrieden.

Vertrauen in den neuen Verein

Eines kann man dem Neuzugang zweifellos nicht vorwerfen: Fehlendes Vertrauen in die neue Aufgabe. Petrzela hat beim FCA einen Drei-Jahres-Vertrag unterschrieben, der unabhängig von der Spielklassenzugehörigkeit gültig ist.

Ohnehin überwiegt beim 29-Jährigen die Vorfreude auf die neue Aufgabe: "Ich freue mich, dass der Wechsel zum FC Augsburg geklappt hat, denn die Bundesliga ist eine interessante Herausforderung für jeden Spieler", erklärte Petrzela bei seiner Vorstellung in Augsburg.

Immerhin habe der Champions-League-erprobte Spieler auch andere Optionen gehabt, wenn man dessen Berater Viktor Kolar Glauben schenkt: "Um Milan haben mehrere europäische Vereine geworben, aber er wollte unbedingt in der Bundesliga spielen."

Extra-Urlaub nach der Unterschrift

Nach der Unterzeichnung des Vertrages durfte sich der Neu-Augsburger aber nochmals in den Urlaub verabschieden. "Wir wollen ihm nach seiner EM-Teilnahme noch eine Woche Urlaub gewähren, damit er dann erholt bei uns die Vorbereitung aufnehmen kann", so Paula.

Trainer Markus Weinzierl freut sich jedenfalls schon auf seine beiden prominenten Neuzugänge in der Offensive. Dazu begrüßte der 37-Jährige sechs weitere Neue. "Es war eine intensive Phase. Aber wir tun uns leichter als im Vorjahr, weil der FCA für die Spieler interessanter geworden ist", erörterte Manfred Paula. Milan Petrzela ist das beste Beispiel.

Milan Petrzela im Steckbrief