Am Montag starteten vier Bundesligisten in die Vorbereitung auf die Bundesliga-Saison 2012/2013: Borussia Mönchengladbach, der VfB Stuttgart, der VfL Wolfsburg und der Hamburger SV. Vor allem in Gladbach ist die Euphorie nach der erfolgreichen Saison groß. Beim HSV und in Stuttgart waren die Personalplanungen das große Thema, während Wolfsburg über Spielmacher Diego sprach.
Borussia Mönchengladbach
Die Ära nach Marco Reus begann für den Bundesligisten Borussia Mönchengladbach mit einem lockeren Aufwärmtraining. Auch ohne den zum Deutschen Meister Borussia Dortmund abgewanderten Stürmer steht die Borussia bei den Fans hoch im Kurs. Nach der beeindruckenden Leistung in der vergangenen Saison und dem vierten Tabellenplatz kamen am Montag rund 1.000 Fans zum Aufgalopp.Mit dabei waren die drei Zugänge Granit Xhaka (FC Basel), Alvaro Dominguez (Atletico Madrid) und Peniel Mlapa (Hoffenheim). Branimir Hrgota vom schwedischen Zweitligisten Jönköpings Södra IF stößt am Mittwoch zum Team. Trainer Lucien Favre begrüßte am Tag nach dem spektakulären EM-Finale zwischen Spanien und Italien (4:0) bei sommerlichen Temperaturen von 25 Grad Celsius insgesamt 24 Spieler.
Der Coach hielt sich mit Ansagen am ersten Tag aber noch zurück. "Ich werde in den nächsten Tagen viele Gespräche führen, auf uns wartet eine Menge Arbeit", sagte der Favre, dessen Vertrag 2013 ausläuft. Neben Reus hatten von den Leistungsträgern noch Dante (Bayern München) und Roman Neustädter (Schalke 04) den Klub verlassen.
Xhaka träumte von Bundesliga
Xhaka war von seinem neuen Team hellauf begeistert. "Ich freue mich auf die Bundesliga. Davon habe ich schon immer geträumt", sagte der 19-Jährige. Nach 16 Jahren spielt die Borussia erstmals wieder international. Wird in den Playoffs die Teilnahme an der Champions League verpasst, bleibt immer noch die Europa League.
Ein Stürmer soll noch verpflichtet werden. Im Gespräch ist Luuk de Jong (21) aus Enschede. Der dürfte nicht ganz billig sein. "Wir sind in guten Gesprächen. Aber es kann sein, dass es sich noch eine Weile zieht", sagte Gladbachs Sportdirektor Max Eberl.
Bonhof rechnet mit Rückschlag
Rainer Bonhof rechnet in diesem Jahr dennoch mit einem Rückschlag. "Jeder hat gesehen, welche Platzierung wir erreicht haben. Es weiß aber auch jeder, dass wir uns nun zwischen Platz fünf und neun stabilisieren wollen", sagte der Gladbacher Vize-Präsident der "Rheinischen Post" (Montagausgabe).
Hamburger SV
Neben Gladbach hat auch der HSV am Montag das Training für die neue Saison aufgenommen. Dabei stand besonders Rene Adler im Fokus. "Man merkt, wie sehr der HSV alle begeistert und wie groß die Sehnsucht nach Erfolgen ist", sagte der 27-Jährige, "ich freue mich darauf, beim Neuaufbau mitmachen zu können."Mit Stabilisationsübungen, leichtem Aufwärmen und einem Trainingsspielchen begann Trainer Thorsten Fink die Vorbereitung auf die neue Saison. Neben dem ehemaligen Leverkusener Adler präsentierten sich auch die weiteren Zugänge Maximilian Beister (nach Ausleihe zurück von Fortuna Düsseldorf) und Artem Rudnev (Lech Posen) den Zuschauern an der HSV-Arena. 23 Feldspieler und vier Torhütern waren insgesamt dabei.
Intensiver Gesundheitscheck
Noch nicht auf dem Platz standen Paolo Guerrero, Jaroslav Drobny, Ivo Ilicevic, Gökhan Töre und Tomas Rincon, die noch Urlaub haben, sowie der verletzte Gojko Kacar. Sie werden erst nach und nach zum Kader stoßen. In den nächsten beiden Tagen folgen Laktattests bevor es ins Trainingslager nach Österreich geht. "Dort werden sich die Jungs quälen müssen", kündigte Fink an, "wir werden viel im Grundlagen-Ausdauerbereich arbeiten."
Adler wird all das mitmachen können, wenn denn die Prognosen der Ärzte korrekt sind. "Ich bin topfit", sagte der zehnmalige Nationalspieler. Nach zwölf Jahren in Leverkusen hat er den Westen Deutschlands verlassen und ist in den Norden gezogen. Auch gezwungenermaßen.
Durch seine langwierige Patellasehnenverletzung konnte Adler in der vergangenen Saison nicht ein Bundesligaspiel absolvieren. Bayer verpflichtete den jungen Bernd Leno vom VfB Stuttgart, der voll einschlug. "Er hat nicht schlecht gehalten", sagte Adler, "so ist es eben im Fußball." Adlers Vertrag lief aus, er war ablösefrei, nur die Zweifel an der Gesundheit blieben. Intensiv ließ der HSV ihn deshalb durchchecken. "Er ist jetzt absolut fit", sagte Sportchef Frank Arnesen.
Fünf-Jahres-Vertrag "ein beiderseitiges Statement"
Für fünf Jahre hat Rene Adler bei den Hamburgern unterschrieben. "Ein beiderseitiges Statement" nennt das der gebürtige Sachse, der schon mit 15 Jahren auch beim HSV im Gespräch war, sich dann aber für Bayer entschied. Adler glaubt an die Möglichkeiten in der Hansestadt: "Ich kenne mich ja mit Fußball etwas aus, mit diesem Kader, diesen Fans und dieser Stadt im Rücken kann man nicht unten rumspielen wie im letzten Jahr."
Das sieht auch Trainer Fink so: "Wir haben im letzten Jahr unser Potenzial nicht abgerufen und sind mit einem blauen Auge davon gekommen", sagte er zu dem knapp verhinderten Abstieg. "Unser Anspruch kann aber nicht sein, nur die Klasse zu erhalten. Wenn unser Kader Anfang der Saison komplett ist, kann ich mehr sagen, was wir erreichen können."
22 Spieler und drei bis vier Torhüter sollen es sein. Der HSV will noch Spieler abgeben und neue kaufen. Vor allem ein zentraler, offensiver Mittelfeldspieler soll her. Geld dafür ist aber kaum vorhanden. Der milliardenschwere Fan Klaus-Michael Kühne steht nur im Verbund mit anderen Investoren für eine Finanzspritze zur Verfügung. Die gibt es aber zur Zeit nicht. Die nähe Zukunft ist unklar, und dennoch erklärt Adler sicher: "Ich glaube, dass ich den Schritt nach Hamburg nicht bereuen werde."
Seite 2: Fredi Bobic ist gereizt und Diego meldet sich zum Auftakt krank
VfB Stuttgart
Als er im Stuttgarter Vereinszentrum zum Trainingsauftakt der Roten erschien, war Fredi Bobic gereizt. Die Wechselgerüchte um Serdar Tasci, die ungewissen Zukunftspläne von Cacau, die Verletzungsanfälligkeit von Neuzugang Tim Hoogland - all das war vor dem ersten Trainingstag der Schwaben am Montag in der Öffentlichkeit diskutiert worden. Doch der Sportdirektor stellte am Rande der Übungseinheiten klar: "Ich habe keine Lust, ständig Gerüchte zu dementieren."Dass Kapitän Serdar Tasci angeblich auf der Wunschliste des FC Barcelona stehe, habe er selbst auch nur gelesen. Ob der Bericht der spanischen Sportzeitung "Mundo Deportivo" der Wahrheit entspricht, "entzieht sich meiner Kenntnis", sagte der 40-Jährige.
Bobic sieht Zukunft von Cacau in Stuttgart
Auch das Thema Cacau hatte Bobic in letzter Zeit beschäftigt. Der 22-malige deutsche Nationalspieler hatte angekündigt, sich nach seinem Brasilien-Urlaub über seine Zukunft äußern zu wollen.
Am Montag war er zwar einer von 24 Spielern, die zu den Laktattests und Laufeinheiten erschienen, machte aber keine Angaben zu seinen künftigen Plänen. Der Deutsch-Brasilianer ist unzufrieden mit dem Verlust seines Stammplatzes. Bobic sieht seine Zukunft dennoch beim VfB: "Ich hatte vor dem Urlaub ein gutes Gespräch mit ihm und habe ein gutes Gefühl."
Bei Mittelfeldspieler Daniel Didavi war es mehr als ein gutes Gefühl. Noch am Nachmittag teilte Bobic die Verlängerung dessen Kontrakts bis 2016 mit: "Wir freuen uns, dass Daniel bei uns langfristig verlängert hat. Er ist ein Spieler aus unserer Talentschmiede, der sich stark entwickelt hat und unheimlich viel Potenzial besitzt."
Derzeit leidet Didavi allerdings an einem Knorpelschaden im Knie und wird dem VfB wohl die gesamte Hinrunde fehlen. "Ich arbeite hart an meinem Comeback und bin jetzt schon heiß auf meinen nächsten Einsatz im VfB-Trikot", sagte der 22-Jährige.
Hoogland soll am Dienstag vorgestellt werden
Tim Hoogland rechnet damit, ab Dienstag voll ins Training einsteigen zu können. Der Rechtsverteidiger hatte zuletzt mit etlichen Verletzungen zu kämpfen. Bobic ist sich aber sicher, dass er die sportmedizinische Untersuchung besteht: "Wir wollen ihn am Dienstag offiziell vorstellen."
Damit würde Hoogland auf Leihbasis vom FC Schalke 04 nach Stuttgart wechseln und den Konkurrenzkampf mit Gotoku Sakai beleben. Der 21-jährige Japaner wird bei Stuttgart einen Großteil der Saisonvorbereitung verpassen. Er nimmt mit Japan am Olympischen Fußballturnier teil, das vom 26. Juli bis zum 11. August dauert. "Er wird uns länger fehlen", sagte Bobic.
Auf EM-Teilnehmer William Kvist kann der VfB dagegen schon früher zurückgreifen. Er soll bereits am 9. Juli aus seinem Urlaub zurückkehren. Eine Nachricht, die Bobic gefallen dürfte.
VfL Wolfsburg
Erstes Auflaufen auch in Wolfsburg: Rätselraten um Mittelfeldstar Diego, der neue "Chef" Ivica Olic aber ist bereit. Der zuletzt an Atletico Madrid ausgeliehene Regisseur Diego meldete sich bei einer kurzen Stippvisite im Stadion bei Trainer Felix Magath gleich krank, begab sich dann unverzüglich wegen gesundheitlicher Probleme zum Mannschaftsarzt. Der Südamerikaner nährte damit Spekulationen, dass er den Ex-Meister in den nächsten Wochen verlassen wird.Magath sprach von einer Knieverletzung bei dem Brasilianer und kündigte eine eine Magnetresonanztomographie (MRT) am Dienstag an. "Wir benötigen Bilder, um eine genaue Diagnose zu bekommen", sagte Magath. Gleichzeitig stellte er klar, es handele sich dabei nicht um eine Hinhaltetaktik des Spielers bezüglich eines endgültigen Abgangs aus Wolfsburg: "Ich gehe davon aus, dass er hierbleibt. Er hat bei uns einen Vertrag."
Es sei Spekulation, so Magath, über eventuelle Angebote und einen dann möglichen Verkauf nachzudenken. Angeblich soll aber Atletico Madrid den teuren Star, der beim VfL bis einen 2014 Vertrag besitzt, doch behalten wollen und auch bezahlen können. Interesse vermeldete zudem auch Lok Moskau.
Sonderlob für Olic
Mit dabei bei der über zweistündigen Übungseinheit bei Regen waren die beiden neuen Topstürmer Ivica Olic (Bayern München) und Bas Dost (SC Heerenveen) sowie der neue Abwehrchef Emanuel Pogatetz (Hannover 96). Magath setzt in Olic nicht nur große Hoffnungen als Torjäger, sondern auch als Führungskraft. "Er hat gleich am ersten Tag alles richtig gemacht, sogar im Übungsspiel das Siegtor geschossen", sagte er und verteilte damit ein ungewohntes Sonderlob.
Die Kommandos für die Akteure hatte überwiegend der neue Assistenzcoach Andries Jonker, der zuletzt das Regionalliga-Team von Bayern München betreute, gegeben. Fast 500 Zuschauer waren aus Neugier trotz des misslichen Wetters gekommen, wegen der Abwesenheit von Diego freilich enttäuscht.
Bundesliga: Der Spielplan 2012/2013