Der beste Schweinsteiger aller Zeiten

Von Thomas Gaber
Bastian Schweinsteiger, FC Bayern München
© getty

Bastian Schweinsteiger wurde für seine Spielweise kritisiert und liefert Woche für Woche den Gegenbeweis. Er war für den FC Bayern nie wertvoller. Er profitiert von der Zusammenarbeit mit Javi Martinez und schickt eine "Warnung" an Pep Guardiola.

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Eigentlich wollte Bastian Schweinsteiger nicht mehr auf die Kritik von Olaf Thon und Günter Netzer an ihm und seiner Spielweise eingehen. Nach dem Pokal-Sieg gegen Dortmund konnte er sich ein bissigen Kommentar aber nicht verkneifen.

"Ich habe viele Querpässe gespielt und nicht den Weg nach vorne gesucht. Deswegen war es gut", sagte Schweinsteiger.

Sarkasmus ist eine charmante Art, auf Kritik zu reagieren. Aber nicht mal das hat Schweinsteiger nötig, vielmehr sollte er den Nörglern dankbar sein. Seit der alberne Vorwurf im Raum steht, sein Stil sei leicht antiquiert und nicht kompatibel mit den Anforderungen des modernen Spiels, reiht Schweinsteiger klasse Spiel an klasse Spiel.

Großer Wirkungskreis

Er liefert exakt den Gegenbeweis. Schweinsteiger hat sein Spiel modifiziert. Immer häufiger zieht er dem Quer- den Risikopass vor, in Hoffenheim schlug er sieben lange Diagonalbälle, sechs erreichten den Mitspieler.

In fast jedem Spiel gehört er zu den zweikampfstärksten Spielern, die durchschnittliche Anzahl seiner Ballkontakte hat er im Vergleich zur letzten Saison auf hohem Niveau gehalten.

Sein Kopfballspiel und das Ausführen von Standards, insbesondere von direkten Freistößen, hat er optimiert. Sein Wirkungskreis ist riesig, seine Präsenz auf dem Platz jederzeit wahrnehmbar.

In der Defensive handelt Schweinsteiger oft intuitiv. Im Pokalspiel gegen den BVB war erkennbar, dass das Bayern-Mittelfeld nicht kategorisch ins Gegenpressing ging, sondern situationsabhängig, was besonders in der ersten Halbzeit perfekt funktionierte: Dortmund kam nur auf 67 Prozent bei der Passgenauigkeit.

Ideale Zusammenarbeit mit Martinez

Schweinsteiger profitiert dabei enorm von der Zusammenarbeit mit Javi Martinez. Beide Sechser sind spielstark und proaktiv, beide beherrschen den Aufbau nach der Ballaufnahme aus der Viererkette, können aber auch als Box-to-Box-Player agieren. Und beide können bei gegnerischem Ballbesitz jagen oder lose Bälle einsammeln.

Schweinsteiger orientiert sich in der Balleroberung an Martinez, der das Verdichten des Raumes und das Erhöhen des Drucks auf den Ball perfekt beherrscht. Beide Spieler meistern das breite Aufgaben-Spektrum im zentralen Mittelfeld, wodurch ihre Stärken besser ins Bayern-Spiel einfließen und sie sich nur bedingt ergänzen müssen.

Sportvorstand Matthias Sammer sieht in der Spielintelligenz Schweinsteigers größte Stärke: "Er ist ein unglaublicher Spieler. Er hat unglaublich feine Antennen, um ein Spiel zu lesen und den richtigen Takt vorzugeben."

Blog: Analyse - Schweini überzeugt auch in Hoffenheim

Trainer Jupp Heynckes lässt keine Gelegenheit aus, Schweinsteigers Stellenwert für den FC Bayern darzulegen. Er bezeichnete ihn als "besten Mittelfeldspieler der Welt neben Sergio Busquets" und als "großen Strategen", der wie ein Regisseur arbeitet. Drehbuch hier, Matchplan da.

Die Meinung des Trainers ist die einzige, die Schweinsteiger akzeptiert und mit der er sich befasst. "Die Leute können mich kritisieren, das ist mir egal. Die einzige Kritik, die mich interessiert, ist die von meinem Trainer", sagte er dem "Focus".

Guardiola muss sich anpassen

Der wird bald nicht mehr Heynckes, sondern Guardiola heißen. Schweinsteiger will ihn mit offenen Armen empfangen, setzt aber voraus, dass sich Guardiola anpasst - und nicht umgekehrt.

"Ich bin gespannt darauf, wie Guardiola seine Fähigkeiten mit der Bayern-DNA verbindet. Ich glaube nicht, dass sich das Barca-System eins zu eins auf den FC Bayern übertragen lässt. Bei Barca sind alle mit dem Kurzpass-Spiel aufgewachsen, haben 'Tiki-Taka' mit der Muttermilch aufgesogen. Wir hingegen haben mit dem 'Mia san mia' eine eigene Identität, auf die wir stolz sein können."

Neue Spieler heißt Schweinsteiger willkommen, schränkt aber auch hier ein: "Sollten wir uns mit dem einen oder anderen Spieler verstärken, dann bringt nicht Pep Guardiola ihn mit, sondern der FC Bayern verpflichtet ihn. Der FC Bayern steht über allem - über dem Trainer und den Spielern."

Vertraglich ist Schweinsteiger bis 2016 an den FC Bayern gebunden. Sein größter Wunsch ist nach wie vor der Gewinn der Champions League. Er selbst schafft die Voraussetzungen dafür. Bastian Schweinsteiger war nie wertvoller für seinen Stammverein.

Bastian Schweinsteiger im Steckbrief