Fünf Tage vor dem Supercup gegen Bayern München zeigte sich Borussia Dortmunds Trainer Jürgen Klopp voller Respekt vor den Veränderungen beim großen Rivalen. Zugleich stellte der BVB-Coach den eigenen Neuzugängen ein positives Zwischenzeugnis aus, appellierte aber zugleich an die gesamte Mannschaft, in der kommenden Saison wieder mehr Bereitschaft zur Defensivarbeit zu zeigen.
"Wir möchten gerne das maximal Mögliche für uns herauspressen", fasste Klopp im Interview mit dem "Kicker" seine Ziele für die kommende Saison zusammen. Allerdings warnte der 46-Jährige seine Spieler und die Öffentlichkeit davor, "uns mit der fantastischen Punkteausbeute der Bayern auch nur im Ansatz zu vergleichen", die es geschafft hätten, "den außergewöhnlichen Kader der vergangenen Saison noch einmal zu verbessern."
Für den BVB gehe es allein darum, sich zu steigern, erläuterte Klopp: "Wir wollen für alle Mannschaften wieder der unangenehmste Gegner sein, den sie haben können." Damit dies gelingt, will Klopp in der neuen Saison wieder vermehrt das Gegenpressing der Meisterjahre 2011 und 2012 sehen, für das zuletzt "bei dem einen Spieler ein bisschen die Gewohnheit, bei dem anderen die Bereitschaft gefehlt" habe.
Mehr Druck durch die Neuen
Für die Rückkehr dieser Bereitschaft sollen nicht zuletzt die Neuzugänge sorgen, durch die der Konkurrenzkampf im Kader noch einmal zugenommen habe: "Mit Sokratis, Henrikh Mkhitaryan und Pierre-Emerick Aubameyang sind drei Neue gekommen, die sofort spielen könnten. Davon erhoffe ich mir, dass alle die Notwendigkeit erkennen, wieder einen Schritt mehr machen zu müssen."
Sokratis ist für Klopp ein "superaktiver Verteidiger" und "konsequenter Zweikämpfer", dessen größtes Manko noch das Timing beim Rausrücken sei. An Dortmunds neuer Nummer zehn Mkhitaryan schätzt Klopp besonders seine Bewegung "von der Zehn weg rein in die Räume hinter der letzten Linie. Dass ein Stürmer entgegenkommt und der Zehner da reinmarschiert."
"Aubameyang muss marschieren ohne Ende"
Beim dritten Stareinkauf im Bunde, Flügelstürmer Aubameyang sei "ungewöhnlich, dass ein Spieler mit diesem Tempo in der letzten Aktion so ruhig bleibt." Allerdings müsse sich der Gabuner noch auf die extreme defensive Laufarbeit einstellen, so Klopp: "Es ist alles besprochen: Auch er muss marschieren ohne Ende. Wir sind eben sehr speziell in Dortmund, wir nehmen keinen Offensivspieler aus der Verantwortung."
Dass der BVB mit Aubameyang keinen Profi von der Stange verpflichtet hat, wurde auch Klopp rasch klar: "Dass die Jungs nicht mehr mit einer Ente zum Training kommen, sondern mit eher dicken Autos, ist mir auch aufgefallen. Anfangs trug Aubameyang durchaus außergewöhnliche Schuhe. Das habe ich am ersten Tag nicht registriert, erst am zweiten Tag gesehen und bin dann eingeschritten."
Transfers wohl abgeschlossen
Klopp räumte ein, dass der BVB auch bei Malaga-Star Isco, der mittlerweile bei Real Madrid unterschrieben hat, im Frühling einen Vorstoß unternommen hatte: "Nachgedacht haben wir über ihn schon. Wir sind ja nicht doof. Wir haben auch Thiago gesehen." Es sei aber relativ zügig klar gewesen, "dass wir in das Rennen um Isco nicht einsteigen konnten."
Generell sei nicht davon auszugehen, dass Borussia Dortmund auf dem Transfermarkt noch einmal aktiv wird. Das gelte auch für die Abwehr, in der viele Experten zumindest in der Breite Bedarf sehen. Klopp stellte aber klar, dass der Verein diese Positionen bewusst nicht extern besetzen will.
Defensivalternativen in den eigenen Reihen
So besitze der BVB auf der Rechtsverteidigerposition "interne Optionen mit Kevin Großkreutz, Sokratis, Oliver Kirch und Erik Durm", die den bis Jahresende verletzten Lukasz Piszczek ersetzen könnten. Auf der linken Seite "haben wir uns auf Kevin Großkreutz und Jannik Bandowski" als Alternativen zu Marcel Schmelzer festgelegt.
Im Zentrum genießen Koray Günter und Marian Sarr, die Klopp für "die beiden größten Innenverteidiger-Talente Deutschlands" in ihren Jahrgängen hält, das Vertrauen der sportlichen Leitung. Klopps Botschaft an die jungen Spieler: "Die Lücken sind da. Jetzt liegt es an den Jungs, wie sie da rein- und durchflutschen. Die wahnsinnige Bereitschaft, sich darauf einzulassen, haben sie."
Der BVB trifft am Samstag im DFL-Supercup im heimischen Signal-Iduna-Park auf Triple-Sieger Bayern München. In der ersten DFB-Pokalrunde reist Dortmund am 3. August zum SV Wilhelmshaven. Zum Bundesligastart tritt die Borussia am 10. August beim FC Augsburg an.
Jürgen Klopp im Steckbrief
spox