Hans-Joachim Watzke war beim Verbleib von Robert Lewandowski bei Borussia Dortmund nach eigener Aussage tonangebend. Im Interview mit der "WAZ" sprach er außerdem über Unterschiede zu Bayern München und die Ziele des BVB in dieser Saison.
Erst kürzlich sorgte Robert Lewandowski mit erneuter Kritik an der Vereinsführung von Borussia Dortmund für Aufruhr. Er warf den BVB-Bossen vor, ihr Wort gebrochen zu haben.
Nun verriet Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke im Interview mit der "WAZ", dass hauptsächlich er für den gescheiterten Wechsel von Lewandowski zum FC Bayern München verantwortlich war. "Natürlich habe ich mich mit unserem Sportdirektor Michael Zorc und Trainer Jürgen Klopp beraten, aber letztendlich ist es vor allem meine Entscheidung gewesen, dass er beim BVB bleibt", so Watzke.
Wut über die jüngsten Äußerungen des Polen empfindet der BVB-Boss jedoch nicht: "Dass er mir die Entscheidung dann übel nimmt und nicht einem seiner Kollegen, ist doch normal." Den Vorwurf, der Verein habe Lewandowski versprochene Prämien vorenthalten, wollte er jedoch nicht kommentieren.
Watzke vom Zeitpunkt des Götze-Wechsels überrascht
Auch den Abschied von Mario Götze betrachtet Watzke besonnen. Ihn habe der Wechsel des Youngsters "emotional nicht so sehr beschäftigt wie den einen oder anderen". Der BVB-Geschäftsführer war "vom Zeitpunkt überrascht, aber nicht von der Destination. Mario Götze hat für einen 21-Jährigen die erstaunliche Reife gehabt, uns das selbst ins Gesicht zu sagen. Davor habe ich Respekt."
Götzes Nachfolger bei den Schwarz-Gelben soll Henrikh Mkhitaryan werden. Der Armenier kam für 25 Millionen Euro von Schachtjor Donezk und begeistert Watzke schon jetzt - nicht zuletzt aufgrund seiner Sprachkenntnisse. "Beim Turnier in Mönchengladbach sitzt er neben mir auf der Tribüne, als die Mannschaften und der Schiedsrichter auf den Platz kommen", erzählte Watzke. "Auf einmal sagt Henrikh: 'Es geht los. Es ist angerichtet'. Ich habe mich kaputtgelacht, das fand ich sensationell."
CL-Halbfinale "komplett unrealistisch"
Mit Mkhitaryan und Co. plant der BVB-Geschäftsführer erneut den direkten Einzug in die Königsklasse. Allerdings sieht er die Borussia im internationalen Vergleich noch hinterher hinken. "Es wäre komplett unrealistisch zu glauben, dass wir 2013/2014 wieder ins Halbfinale oder Finale der Champions League kommen", stellte Watzke klar. Hintergrund sei der geringe Etat der Dortmunder im Vergleich zu finanziell schlagkräftigen Größen wie Manchester City, Chelsea und Co.
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Mit dem zunehmenden Erfolg der Schwarz-Gelben sieht Watzke jedoch auch eine wachsende Antipathie gegenüber dem BVB. "Bislang war das ja bei uns so, dass uns die Meisten gut fanden. Das wird mit dem zunehmenden Erfolg weniger. Wir werden in den nächsten Jahren nicht mehr Everybody's Darling sein", so Watzke.
Watzke: Bayern hat schon immer eine Ausnahmestellung beansprucht
Allerdings wolle man unbedingt den eigenen Weg weiter verfolgen und sich nicht an der Philosophie anderer Vereine orientieren. Ohnehin sieht Watzke beispielsweise mit dem FC Bayern wenig Gemeinsamkeiten. Das sei unter anderem traditionell begründet.
"Wir haben einen anderen Weg, das ist auch durch die Wurzeln bedingt. Das Land Bayern hat für sich schon immer in der deutschen Geschichte eine Ausnahmestellung beansprucht", meinte Watzke und deutete auf "politische Weichenstellungen speziell unter Franz-Josef Strauß und Edmund Stoiber" hin. "Das war in den 50er Jahren nicht so - zufälligerweise war da auch nie ein bayerischer Klub Deutscher Meister. Wir in NRW haben nicht so viel Grund zu überbordendem Selbstbewusstsein."
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