"Wir haben keine klare Linie gesehen"

SPOX
18. September 201309:01
Dienstagmittag: Thorsten Fink verlässt das Vereinsgelände des HSVgetty
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Nach der Entlassung von Trainer Thorsten Fink hat sich der Hamburger SV zu den Gründen geäußert. Auf einer Pressekonferenz am Dienstagmittag erklärten Sportchef Oliver Kreuzer und Vorstandschef Carl-Edgar Jarchow, man habe Fink den sportlichen "Turnaround" nicht zugetraut und eine "klare Linie" vermisst. Man sehe sich nun nach einem geeigneten Nachfolger um, übergangsweise betreuen U-23-Coach Rodolfo Cardoso und Otto Addo (U 19) die Mannschaft.

Fink hatte den HSV vor zwei Jahren übernommen und die Hanseaten in seiner ersten Saison vor dem Abstieg bewahrt.

Zuletzt blieben die Ergebnisse beim HSV aber aus. "Die Entscheidung ist allen Beteiligten schwergefallen. Aber die Gründe liegen auf der Hand", sagte HSV-Vorstandschef Jarchow, "es geht um die sportliche Zukunft des HSV."

Nach dem 2:6 bei Borussia Dortmund rutschte der selbsternannte Europa-League-Aspirant auf Rang 15 in der Tabelle ab. Die Trennung von Fink ist die zweite Trainer-Entlassung der laufenden Bundesliga-Saison. Zuvor hatte der VfB Stuttgart Bruno Labbadia gefeuert.

"Immer ein kleines Wirrwarr"

"Wir haben nicht überzeugt, es gab keine klare Linie, es war immer ein kleines Wirrwarr zu sehen", erklärte Kreuzer. "Diese Inkonstanz wollten wir in diesem Jahr beheben, das ist uns nicht gelungen. Wir haben nicht mehr geglaubt, dass er den Turnaround schafft."

Finks Vertrag beim HSV lief noch bis kommenden Sommer. Ein Nachfolger ist noch nicht bekannt. Zunächst sollen Amateur-Trainer Rodolfo Esteban Cardoso und Jugend-Coach Otto Addo das Team auf das brisante Nordderby gegen Werder Bremen am Samstag vorbereiten.

"Mein Job ist es, die Mannschaft so gut wie möglich auf das Heimspiel gegen Werder Bremen vorzubereiten", sagte Cardoso bei seiner Vorstellung als vorübergehender Cheftrainer am Dienstagnachmittag: "Wir müssen gucken, wer jetzt mit dem Herzen und dem Kopf dabei ist."

Babbel kein Thema

Parallel zur Vorbereitung auf das Nordderby läuft "mit Nachdruck" die Suche nach einem neuen Cheftrainer. Kreuzer: "Wann wir ihn präsentieren können, kann ich noch nicht sagen. Es kann schnell gehen, es kann aber auch noch ein paar Tage dauern."

Als mögliche Kandidaten für die Fink-Nachfolge kursierten die Namen von Ex-HSV-Profi Markus Babbel, des früheren St.-Pauli-Coaches Holger Stanislawski sowie des vor kurzem beim 1. FC Kaiserslautern entlassenen Franco Foda.

Angesprochen auf Babbel musste Kreuzer schmunzeln. Er wolle den Namen nicht kommentieren, könne aber ausschließen, dass es eine Kontaktaufnahme gegeben habe: "Ich habe nicht mit Markus Babbel gesprochen."

Magath wundert sich

Auch Felix Magath wurde immer wieder ins Gespräch gebracht. Der frühere HSV-Profi nahm sich am Dienstag aber gleich selbst aus dem Spiel: "Ich stehe als Trainer für den HSV nicht zur Verfügung", sagte Magath der "Bild-Zeitung".

Die Trainerentlassung kann der 60-Jährige nicht nachvollziehen: "Noch im Mai haben Aufsichtsrat-Boss Ertel und Jarchow als Vorstands-Vorsitzender erklärt, dass Fink der richtige Mann für den HSV sei und jetzt ist er es nach nur fünf Spielen nicht mehr? Da kann ich mich nur noch wundern."

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Fink wünscht alles Gute

Fink reagierte äußerlich entspannt auf seine Entlassung und wünschte seinem Ex-Verein "alles Gute" für die Zukunft.

"Ich bin stolz, hier Trainer gewesen zu sein, der HSV ist ein großer Klub", sagte Fink nach seiner Demission vor der HSV-Arena: "Ich hoffe, dass der Verein Erfolg haben wird, er ist mir ans Herz gewachsen. Die Mannschaft hat das Zeug, etwas zu erreichen."

Van der Vaart "total schockiert"

Spielmacher Rafael van der Vaart zeigte sich von der Trennung überrascht. "Ich bin total schockiert. Das hätte ich nie für möglich gehalten. Ich dachte, dass der Coach auch gegen Werder auf der Trainerbank sitzen würde. Davon bin ich felsenfest ausgegangen", sagte der Niederländer der "Bild".

Und weiter: "Ich verstehe den Zeitpunkt nicht so ganz. Wir haben als Mannschaft eine große Teilschuld an der Misere. Unsere zahlreichen Klatschen in der jüngsten Vergangenheit haben den Trainer den Job gekostet."

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Kreuzer rüffelt VdV

Kreuzer wiederum missfielen van der Vaarts Einlassungen sehr: "Ich war sehr verwundert über sein Statement. Er soll erst einmal schauen, dass er gut Fußball spielt", sagte Kreuzer und wies seinen Starspieler zurecht.

Van der Vaart habe die Entscheidung der Klub-Führung zu "akzeptieren", eine solche Aussage stehe ihm "nicht zu".

Seite 2: Die Pressekonferenz im LIVE-TICKER

12.08 Uhr: Das war's von der außerordentlichen PK des HSV zur Trainerentlassung von Thorsten Fink.

12.07 Uhr: Am Nachmittag wird auch noch Interimstrainer Rodolfo Cardozo Stellung zur momentanen Situation beziehen.

12.05 Uhr: Der Holländer hatte die Entlassung Finks öffentlich bedauert. SPOX

12.05 Uhr: "Rafael steht zu diesem Thema eigentlich kein Statement zu", kommentiert er die Aussage von Rafael van der Vaart.

12.03 Uhr: Kreuzer kann sich durchaus vorstellen Teile des Trainerteams weiterhin zu beschäftigen.

12.02 Uhr: Auf Felix Magath angesprochen äußert sich Carl Jarchow knapp: "Wir werden uns auf die Suche machen und die Entscheidung wird nicht von außen finanziert werden."

12.01 Uhr: Über das Thema Markus Babbel musste der Sportchef nur schmunzeln: "Ich habe nicht mit Markus Babbel telefoniert."

11.59 Uhr: "Wir haben über viele Dinge gesprochen. Dinge, die ich anders entschieden hätte. Aber am Ende des Tages trifft der Trainer die Entscheidungen", verteidigt Kreuzer den Vorwurf seiner Mitverantwortung.

11.58 Uhr: "Ob er das Feuer nicht mehr hatte, das kann nur er (Fink) uns beantworten. Seine Entscheidungen waren etwas unglücklich. Sie haben dazu beigetragen, dass wir teilweise so hoch verloren haben." erläutert Kreuzer weiter.

11.57 Uhr: Fink war nach Angaben des Sportchefs "überrascht" von der Entlassung.

11.55 Uhr: "Natürlich war nicht ausschlaggebend, dass Thorsten am Sonntag nach München geflogen ist", relativiert Kreuzer seine Kritik an Fink. Vielmehr bemängelt er das sportliche Auftreten und die Inkonstanz des Teams. Er sei nicht mehr überzeugt gewesen, dass Fink der "Turnaround" gelingen würde.

11.54 Uhr: Jarchow möchte Kontinuität in den Verein bringen, jedoch erschien ihm die Trennung von Fink dennoch richtig. SPOX

11.52 Uhr: "Das Nachmittagstraining wird Rodolfo Cardozo und Otto Addo leiten, die das Team interimsweise übernehmen werden", berichtet Kreuzer.

11.51 Uhr: Nun übernimmt Kreuzer das Wort. Er stimmt Jarchow zu: "Die Entscheidung ist uns nicht leicht gefallen, speziell mir. Denn ich hatte zu Thorsten Fink ein sehr gutes Verhältnis und ich hoffe, dass bleibt auch jetzt noch bestehen."

11.50 Uhr: Jarchow weiter:"Die Entscheidung ist im Vorstand einstimmig getroffen worden."

11.49 Uhr: Jedoch beginnt zunächst Sportvorstand Carl Jarchow. Er lobt die Zusammenarbeit mit Fink:"Wir hatten ein gutes Verhältnis. Es war eine schwere Entscheidung uns von ihm zu trennen."

11.48 Uhr: Jetzt geht es los! Oliver Kreuzer betritt das Podium des gut gefüllten HSV-Presseraums.

11.40 Uhr: Im Vorfeld der Entlassung gab HSV-Vorstandschef Carl Jarchow schon einen sehr kritischen Kommentar zum Zustand der Mannschaft ab: "In Dortmund hat sich das Debakel von Hoffenheim wiederholt - die Defensive ist unser Schwachpunkt, diese Fehler müssen wir umgehend abstellen."

11.35 Uhr: Der Beginn der PK scheint sich noch ein wenig zu verzögern. Infos zum aktuellen Tagesgeschen gibt's bei "Rund um den Ball"

11.31 Uhr: Rafael van der Vaart zeigte sich überrascht über die Entlassung: "Oha, vor dem heißen Nordderby gegen Werder. Ich verstehe den Zeitpunkt nicht so ganz."

11.26 Uhr: Schon am Sonntagmorgen äußerte sich Sportchef Oliver Kreuzer kritisch zu Fink: "Das ist ziemlich unglücklich zu dem Zeitpunkt, das werden wir nochmal besprechen", und nahm dabei Bezug auf das Fehlen des Trainers beim Auslaufen der Mannschaft. Fink zog es vor, seine Familie in München zu besuchen.

11.22 Uhr: Nach dem 2:6-Debakel in Dortmund hat der HSV die Reißleine gezogen und Trainer Thorsten Fink entlassen. Dies bestätigte der Coach bereits vor der Pressekonferenz gegenüber dem "NDR".

Team-Steckbrief HSV