VfL Wolfsburg: Während sich die Profis nach der dritten Niederlage im fünften Saisonspiel in der Bundesliga noch schwer tun, pflügt Wolfsburgs U 19 schon wieder unbeirrt durch die Staffel Nord/Nordost. Der deutsche Meister hat in fünf Spielen 15 Punkte geholt und dabei 24 Tore erzielt. Besonders auffällig dabei: Federico Palacios-Martinez. Der Angreifer hat die Hälfte aller Wolfsburger Treffer erzielt, steht momentan bei zwölf Toren. Damit führt er im landesweiten Vergleich die imaginäre Torjägerliste der A-Junioren schon wieder deutlich an. Dabei ist der Deutsch-Spanier, der momentan in der deutschen U 19 von Trainer Marcus Sorg stürmt, erst 18 Jahre jung. Palacios-Martinez ist blitzschnell, hat einen starken rechten Fuß und einen sehr fein ausgeprägten Torriecher. Die schmächtige Erscheinung bei nur 1,70 Metern Körpergröße ist dabei mehr Vorteil als Nachteil. In Leverkusen standen in Ivica Olic und Stefan Kutschke nur zwei gelernte Angreifer im Kader. Kevin Scheidhauer ist derzeit kein Thema, Bas Dost leidet noch an den Nachwehen seiner Syndesmosebandverletzung, Patrick Helmes spielt wieder in Köln. Trainer Dieter Hecking ist durchaus bekannt dafür, auch mal einen unbekannten Nachwuchsspieler ins kalte Wasser zu werfen - und aus der zweiten Mannschaft drängt sich nicht zwingend eine Alternative auf.
Hertha BSC: Gegen seinen "Lieblingsgegner" VfB Stuttgart erhoffte sich Maik Franz seine ganz persönliche Rückkehr in die Bundesliga. Knapp ein dreiviertel Jahr nach seinem Kreuzbandriss und nachdem er seine Rot-Sperre aus der letzten (Zweitliga-)Saison abgesessen hatte, freute sich der 32-Jährige auf sein Comeback - und wurde dann von Trainer Jos Luhukay noch nicht einmal in den 18er Kader berufen. Stattdessen spielte der junge John Anthony Brooks, der seine Sache defensiv wie offensiv gut machte. Und neben ihm Fabian Lustenberger, ein gelernter Sechser, durch den sich Luhukay im Abwehrzentrum aber mehr Stabilität und eine bessere Spieleröffnung versprach. Christoph Janker nahm als dritter potenzieller Innenverteidiger zumindest auf der Bank Platz. Eine herbe Enttäuschung für Franz, der sich eigentlich als logischen Ersatz des noch nicht ganz fitten Sebastian Langkamp gesehen hatte. Und der sich auf Dauer selbstredend als Stammspieler in der Berliner Viererkette sieht. Inwieweit die Nichtberücksichtigung ein Signal nun an den Spieler sein soll? Jedenfalls verdichten sich die Anzeichen, dass Franz es ziemlich schwer haben wird, dauerhaft in die Startformation zurückzukehren. Und als Bankdrücker oder Platzhalter dürfte sich Iron Maik sicherlich zu schade sein.
Eintracht Frankfurt: Nach dem Untergang in Berlin zum Saisonauftakt mit sechs Gegentoren hat sich die Eintracht gefangen. Im Vordergrund steht natürlich die herausragende Offensive der Mannschaft, die einen beachtlich schönen Stil pflegt und zu den spielstärksten Teams der Liga zählt. Das andere Geheimnis des zarten Frankfurter Aufwinds liegt aber in einer deutlich verbesserten Defensivarbeit.
Trotz des Fehlens von Kapitän und Mittelfeldchef Pirmin Schwegler hat Frankfurt seine Rückwärtsbewegung in den Griff bekommen. Lediglich ein (gegen Bayern) beziehungsweise zwei (gegen den BVB) Gegentore gegen die Übermannschaften der Liga und zwei Zu-Null-Spiele gegen Braunschweig und Bremen können sich durchaus sehen lassen. Für Abwehrchef Carlos Zambrano keine zufällige Entwicklung. "Natürlich sieht man zuerst unser attraktives Offensivspiel. Aber dass die gesamte Mannschaft nun besser gegen den Ball arbeitet, ist der Schlüssel. Letzte Saison hat die Balance einige Male nicht gestimmt, da waren wir einfach zu offensiv. Jetzt passt das sehr gut und das entlastet uns Abwehrspieler sehr", sagt der Peruaner im Gespräch mit SPOX. Die Maßnahme, in Marco Russ einen gelernten Innenverteidiger ins defensive Mittelfeld zu ziehen, entpuppt sich offenbar als Volltreffer. Russ nimmt am Offensivspiel kaum teil, dafür konnten gegen Bremen Tranquillo Barnetta und Sebastian Rode nach vorne fast nach Belieben schalten - immer in der Gewissheit, von Russ bestens abgesichert zu sein. Gute sechs Wochen fällt Schwegler nach seinem Innenbandriss noch aus. In Russ ist dem eigentlichen Ersatzmann Johannes Flum nun ein ernsthafter Konkurrent auf der Position erwachsen.
Werder Bremen: Die verheerende Vorstellung gegen Eintracht Frankfurt hat eine ganze Reihe Missstände aufgedeckt, so richtig augenscheinlich wurden neben den Problemen auf den Außenbahnen auch die im Defensivzentrum. Assani Lukimya schlief vor dem 0:1 und positionierte sich beim 0:2 nicht akkurat, sodass Frankfurts Vaclav Kadlec zweimal nur wenig Mühe hatte. Und Sebastian Prödl unterlief dann auch noch das Eigentor zum dritten Gegentreffer. Beide Innenverteidiger sahen also erneut nicht gut aus. Trainer Robin Dutt wird im Derby gegen den HSV deshalb ziemlich sicher umbauen.
Zugang Santiago Garcia dürfte ins Team und auf die ihm angedachte linke Abwehrseite rücken, Luca Caldirola damit endlich in die Innenverteidigung. Hierfür hatte sich bis vor zwei Wochen auch Mateo Pavlovic Hoffnungen gemacht. Dann wurde der Kroate aber ins Regionalliga-Team abgeschoben und harrt da seitdem der Dinge. Und obwohl sich jetzt Oliver Hüsing aus der zweiten Mannschaft, der zuletzt bei den Profis reinschnuppern und mittrainieren durfte, den Mittelfuß gebrochen hat, kommt Pavlovic bei den Profis nicht zum Zug. "U-23-Trainer Viktor Skripnik gibt mir Empfehlungen. Und in diesem Fall habe ich keine Empfehlung bekommen", begründete Dutt den Verzicht auf den 23-Jährigen. Pavlovic kommt auch unter dem neuen Trainer überhaupt nicht auf die Beine und langsam stellt man sich in Bremen die Frage, ob der kroatische Nationalspieler - im Winter für immerhin 1,2 Millionen Euro aus Zagreb gekommen - überhaupt entsprechendes Bundesligaformat besitzt. Lediglich vier Einsätze in der Liga geben darauf keine eindeutigen Rückschlüsse.
Eintracht Braunschweig: So schlecht es für die Eintracht bisher in der neuen Liga auch läuft - Ermin Bicakcic kann mit seiner ganz persönlichen Saison zufrieden sein. Der Bosnier hat im Gegensatz zu manch anderem im Team seine Ligatauglichkeit unter Beweis gestellt und ragt in einer biederen Braunschweiger Mannschaft selbst als Abwehrspieler heraus. Neben den Angreifern Domi Kumbela und Karim Bellarabi stellt Bicakcic so etwas wie einen Hoffnungsträger der Löwen dar. Was besonders an der Art des 23-Jährigen liegt: Bicakcic bringt nicht nur entsprechende fußballerische Qualitäten mit, sondern geht voran, besitzt die Eigenschaften eines Leaders, hat Willen und Biss und zeigt auch gegen die ganz großen keine falsche Bescheidenheit, sondern das richtige Maß an Aggressivität. Dass der VfB Stuttgart den damals 21-Jährigen im Winter 2012 an die Eintracht verkaufte, statt ihn wie viele andere Spieler auch zunächst auszuleihen, haben einige Experten nicht verstanden. Im Nachhinein kann man es durchaus als Fehler einstufen, das Eigengewächs (war seit 2005 beim VfB) so einfach hergegeben zu haben. Immerhin musste sich der VfB nach Bicakcic' Weggang durch Zukäufe von Felipe Lopes, Daniel Schwaab und Karim Haggui behelfen - statt dem eigenen Nachwuchs eine reelle Chance zu geben. Also macht Bicakcic in Braunschweig von sich reden. So sehr, dass er mittlerweile auf dem besten Weg ist, Stammspieler der bosnischen Nationalmannschaft zu werden. Drei Länderspiele hat er zwar erst absolviert, zuletzt im wichtigen WM-Qualifikationsspiel gegen die Slowakei aber ein eminent wichtiges Tor erzielt. Bosnien-Herzegowina ist dadurch weiter Tabellenführer und auf dem besten Weg zum Endturnier im kommenden Jahr. Es wäre für Bicakcic der nächste große Schritt seiner noch jungen Karriere - und er der einzige WM-Teilnehmer der Eintracht.