Am Samstag geht mit dem Heimspiel gegen den SC Freiburg Philipp Lahms Karriere zu Ende. Der 33-Jährige geht als achtmaliger Deutscher Meister, sechsmaliger DFB-Pokalsieger und als einer von vier Weltmeister-Kapitänen Deutschlands in den sportlichen Ruhestand. Zeit, um auf die wichtigsten Momente einer großen Karriere zurückzublicken.
13. November 2002: Erster Pflichtspieleinsatz für den FC Bayern
Der FC Bayern startet mit mehreren beeindruckenden Siegen in die Saison 2002/03. Nach dem 3:1 gegen Partizan Belgrad in der Champions-League-Quali schwärmt Boss Rummenigge: "Wir spielen wie ein weißes Ballett." Die auf Zehenspitzen tanzende Kombo erlebte allerdings in der Gruppenphase ihr Waterloo. Mit nur zwei Punkten aus sechs Spielen schieden die Bayern sang- und klanglos aus; das ist bis heute die schlechteste Bilanz einer deutschen Mannschaft in der Königsklasse.
Für das letzte Gruppenspiel gegen den RC Lens nimmt Trainer Ottmar Hitzfeld die Eigengewächse Bastian Schweinsteiger und Philipp Lahm in den Kader. Schweinsteiger wird in der 76. Minute für Mehmet Scholl eingewechselt, Lahm kommt in der Nachspielzeit für Markus Feulner. Für beide sind es die ersten Pflichtspiel-Minuten in der ersten Mannschaft des FC Bayern. Das Spiel endet 3:3.
17. Mai 2003: Felix Magath beißt an
Der FC Bayern gewinnt am 33. Spieltag mit 2:1 gegen VfB Stuttgart. Während die Mannschaft mit den Fans im letzten Heimspiel den Gewinn der deutschen Meisterschaft feiert, spricht Bayern II-Trainer Hermann Gerland VfB-Coach Felix Magath an und empfiehlt ihm einen ganz besonderen Spieler.
"Philipp war mit 17 Jahren schon perfekt. Nur den wollte keiner haben. Den habe ich angeboten wie Sauerbier. Ein Manager der Bundesliga wollte sogar Fahrgeld von mir zurückhaben, weil ich ihm den Spieler empfohlen habe. Als Stuttgart in München zu Gast war, habe ich Magath angesprochen und gesagt: 'Felix, ich hätte da einen Verteidiger für dich, der sieht aus wie 15, spielt aber wie 30.'" Stuttgart lieh Lahm anschließend für zwei Jahre aus.
3. August 2003: Bundesligadebüt
75 Minuten lang quält sich der VfB Stuttgart bei Hansa Rostock. Dann trifft der für Cacau eingewechselte Imre Szabics innerhalb von zwei Minuten doppelt. Das 0:2 leitet ein junger Spieler mit einem Ballgewinn ein, der wenige Sekunden zuvor für Silvio Meißner eingewechselt wurde: Philipp Lahm.
18. Februar 2004: Länderspieldebüt im A-Team
Teamchef Rudi Völler beruft Lahm für das Testspiel in Kroatien erstmals in den Kader der deutschen A-Nationalmannschaft. Seine Erinnerungen an damals hat Lahm in seinem August 2011 veröffentlichten Buch "Der feine Unterschied" aufgeschrieben.
"Wir wissen nicht viel über den Gegner, außer über die Spieler, die wir aus der Bundesliga kennen. Es will aber auch niemand über den Gegner Bescheid wissen, und es gibt auch keine Besprechung, in der eine Taktik festgelegt würde. Die einzige Besprechung, an die ich mich erinnere, ist die, in der Rudi Völler die Mannschaftsaufstellung bekannt gibt. Ich stehe als linker Verteidiger in der Startelf."
Deutschland gewinnt durch Tore von Klose und Ramelow 2:1, Lahm bewahrt Deutschland beim Stand von 0:0 mit einer Kopfballabwehr auf der Linie vor dem Rückstand.
3. April 2004: Torpremiere in der Bundesliga
Stuttgart ist am 27. Spieltag in Wolfsburg zu Gast und liefert eine der besten Saisonleistungen ab. In der 43. Minute erzielt Lahm mit rechts zum 3:1 sein erstes Bundesligator. Der VfB gewinnt 5:1 und schlägt am 33. Spieltag sogar die Bayern. Dennoch reicht es nicht für einen CL-Quali-Platz - die entscheidende Partie am letzten Spieltag geht in Leverkusen 0:2 verloren.
5. Januar 2005: Erste schwere Verletzung
Lahm zieht sich zu Beginn der Rückrundenvorbereitung des VfB beim Fitnesstraining in der Halle einen Ermüdungsbruch im Fuß zu. "Ich werde ab sofort hart für mein Comeback arbeiten und hoffentlich noch viele Spiele in der Rückrunde bestreiten können", sagt er. Doch die Heilung zieht sich hin, Lahm macht nur noch sechs Spiele für Stuttgart.
15. Mai 2005: Zweite schwere Verletzung
Vor dem letzten Spieltag reißt im VfB-Training ohne Fremdeinwirkung das vordere Kreuzband in Lahms rechtem Knie. Da Lahm beim FC Bayern, zu dem er nach der Saison zurückkehrte, fest als Linksverteidiger eingeplant war, reagiert der Verein sofort und verlängert den Vertrag mit Bixente Lizarazu um ein weiteres Jahr. Lahm muss Bundestrainer Jürgen Klinsmann für den Confederations Cup in Deutschland absagen. Im Jahr 2005 macht Lahm kein einziges Länderspiel.
19. November 2005: Comeback und erstes Bundesligaspiel für Bayern
Am 13. Spieltag spielt der FC Bayern auf der Bielefelder Alm und kriegt lange nichts gebacken. Lahm wird in der 64. Minute für Lizarazu eingewechselt. Claudio Pizarro zündet einen späten Doppelpack (82., 90.) zum 2:1-Sieg.
Am 16. Spieltag steht Lahm gegen Kaiserslautern (2:1) erstmals in der Starfelf des FC Bayern und spielt sich nach und nach in die Stammformation. Die Bayern holen das Double und Lahm seine ersten beiden großen Titel.
1. März 2006: Comeback in der Nationalmannschaft
Nach 14 Monaten trägt Lahm erstmals wieder das Trikot mit dem Adler auf der Brust - ausgerechnet beim 1:4 in Italien. Deutschland wird in Florenz von den Azzurri aus den Schuhen gespielt, worauf mehrere Medien den Rücktritt bzw. die Entlassung von Klinsmann fordern. Drei Monate vor Beginn der Heim-WM liegt die Nationalmannschaft am Boden.
9. Juni 2006: What a Goal!
Ganz Deutschland zittert vor dem Eröffnungsspiel gegen Costa Rica um den Ellbogen der Nation. Lahm fällt am 16. Mai im Test gegen den Verbandsligisten FSV Luckenwalde auf den linken Arm und zieht sich einen Sehnenteilabriss im Ellbogen zu. Seine WM-Teilnahme steht auf der Kippe. Lahm wird umgehend operiert, der lädierte Arm eingegipst.
Die WM ist 5:08 Minuten alt, da schlägt's im rechten Giebel des Tores von Costa Rica ein. Lahm zieht von links in die Mitte und schießt den Ball vom linken 16er-Eck zum 1:0 in die Maschen. Der Beginn eines Märchens im Sommer...
4. Juli 2006: Erste große Niederlage
Deutschland verliert im WM-Halbfinale im besten Spiel des Turniers gegen Italien 0:2. Lahm bewacht vor der Ecke, die zum 0:1 durch Grosso führt, den linken Pfosten. Er macht als einziger DFB-Akteur alle sieben Spiele über die volle Distanz und wird von der FIFA in das 23-köpfige Allstar-Team berufen.
22. August 2007: Mal was Neues für Captain Lahm
Deutschland darf im neuen Wembley zum Klassiker gegen England antreten. Weil mehrere Spieler verletzt ausfallen, stellt Bundestrainer Löw Lahm im Mittelfeld auf - eine gute Entscheidung. Lahm zeigt beim 2:1-Sieg des DFB-Teams eindrucksvoll, dass er weit mehr kann als Außenverteidiger. In der 90. Minute wird Bernd Schneider ausgewechselt, Lahm übernimmt zum ersten Mal die Kapitänsbinde.
25. Juni 2008: Sein wichtigstes Tor
Die DFB-Elf trifft nach holprigem Turnierverlauf im EM-Halbfinale auf die stark ersatzgeschwächte Türkei, die gerade mal 14 Spieler im Kader hat. Trotzdem wankt der Riese Deutschland und kassiert in der 86. Minute das 2:2, weil sich Lahm auf links von Sabri ausspielen lässt.
In der 90. Minute wagt sich Lahm links in den türkischen 16er, bekommt den Ball von Hitzlsperger, haut ihn aus zehn Metern ins kurze Eck und schießt Deutschland ins EM-Finale. "Ich mache nicht viele Tore, aber das war sicher das wichtigste meiner Karriere."
29. Juni 2008: Gruseliges Finale
Spanien heißt Deutschlands Finalgegner und dominiert die erste Halbzeit. Im DFB-Team funktioniert nichts - nicht mal bei Lahm. In der 33. Minute geht er naiv in ein Laufduell mit Fernando Torres, lässt sich vom Spanier mit einem einfachen Körpereinsatz wegdrücken und muss hautnah mitansehen, wie Torres den Ball über Torhüter Lehmann zum 1:0 ins Tor lupft.
Lahm (SPOX-Note 5) muss in der Pause in der Kabine bleiben und wird durch Marcell Jansen ersetzt. Seine persönlich schwerste Niederlage.
6. November 2009: Der Angriff
In der Süddeutschen Zeitung erscheint ein Interview mit Lahm, in dem der Vizekapitän des FC Bayern die Transferpolitik des Vereins kritisiert, eine fehlende Philosophie anprangert und sich auf die Seite des unter Druck stehenden Trainers Louis van Gaal stellt. Die Klubchefs verdonnern Lahm zu einer Geldstrafe von 50.000 Euro, weil Lahm "als stellvertretender Mannschaftskapitän mit einem Interview, in dem er öffentlich den Club, den Trainer und seine Mitspieler angegriffen hat, in eklatanter und unverzeihlicher Art und Weise gegen interne Regeln verstoßen hat."
Präsident Uli Hoeneß sagt, dass "Philipp dieses Interview noch einmal bereuen wird". In seinem Buch "Der feine Unterschied" schreibt Lahm über die Geldstrafe: "Das ist viel Geld, aber ich glaube, ich habe es gut investiert."
Alternative Liste: Was Philipp Lahm nicht sagte...
22. Mai 2010: Wieder nur Zweiter
Der FC Bayern hat nach dem erneuten Gewinn des Doubles die historische Chance aufs Triple. Doch im Champions-League-Finale erweist sich Inter Mailand als die abgezocktere Mannschaft. Lahm verliert nach dem EM-Finale 2008 sein zweites großes Endspiel.
6. Juli 2010: Wer ist Ballack?
Am Tag vor dem WM-Halbfinale gegen Spanien beansprucht Lahm in einem Bild-Interview das Kapitänsamt bei der Nationalmannschaft auch nach dem Turnier. "Die Rolle des Kapitäns macht mir sehr viel Spaß. Ich habe Freude daran. Wieso sollte ich das Amt dann freiwillig abgeben? Es ist doch klar, dass ich die Kapitänsbinde gerne behalten möchte. Wenn man seine Rolle auf dem Platz ausfüllt und sie im Griff hat, so wie ich auf meiner Position, dann will man mehr. Dann will man mehr Verantwortung, dann will man sich um das Ganze kümmern. Und das ist jetzt bei mir der Fall", sagt Lahm.
Der Konter des eigentlichen Kapitäns Michael Ballack, der die WM verletzungsbedingt verpasste, kam prompt - am Tag von Lahms Hochzeit. "Für mich ist das eigentlich kein Thema. Ich bin Kapitän der Nationalmannschaft. Philipp Lahm hat Ansprüche zu einem Zeitpunkt gestellt, den ich für unpassend halte. Ich war verletzt und konnte nicht eingreifen. Wenn Philipp Ansprüche stellt, muss er den Trainer fragen. Das ist kein Wunschkonzert, wo sich jeder Spieler wünschen kann, wo er spielt - und genauso ist es in der Kapitänsfrage. Es gibt Hierarchien", so Ballack.
Die Diskussion erübrigt sich, weil Ballack nie wieder ein offizielles Länderspiel für Deutschland bestreitet. Im Juni 2011 wird Lahm von Löw zum Kapitän ernannt.
31. Januar 2011: Jetzt auch Chef bei Bayern
Bayern-Kapitän Mark van Bommel überwirft sich mit Trainer van Gaal und flüchtet zum AC Milan. Van Gaal befördert Lahm zum Kapitän, Stellvertreter wird Bastian Schweinsteiger.
29. August 2011: 265 Seiten sorgen für Wirbel
Lahm veröffentlicht sein Buch "Der feine Unterschied. Wie man heute Spitzenfußballer wird" und zerschlägt damit jede Menge Porzellan. Rudi Völler, dessen Arbeit als Bundestrainer Lahm hart kritisiert, nennt Lahm "charakterlos" und das Buch "schäbig und erbärmlich".
Lahm muss zudem zum Rapport beim DFB, weil er unter anderem die Mannschaft während der EM 2008 als "zerstrittenen Haufen" bezeichnet, in dem "ältere Spieler die jungen zusammenscheißen". Sein Kapitänsamt darf er weiter ausüben.
Vom FC Bayern kommt diesmal keine Reaktion. Lahm sagt später, dass er dieses Buch jederzeit wieder so schreiben würde.
19. Mai 2012: Die schlimmste Pleite
Champions-League-Finale dahoam und dann auch noch Favorit gegen den FC Chelsea. Der Pott verschwindet dennoch auf die Insel. Lahm verlässt die anschließende Bayern-Party, die keine Party ist, als Letzter. Er ahnt, dass er eine weitere Chance bekommen wird, die Champions League zu gewinnen.
getty28. Juni 2012: Und wieder verloren
Lahm bestreitet im EM-Halbfinale gegen Italien sein 14. Spiel bei EM-Endrunden - deutscher Rekord. Das Spiel wird dennoch zum Alptraum, besser gesagt, Mario Balotelli wird zum Alptraum. Mit zwei Toren kickt Italiens Enfant Terrible Deutschland aus dem Turnier. Das Foto, auf dem Lahm wie ein Zwerg neben dem oberkörperfreien Balotelli alias Hulk zu sehen ist, wird zum Symbolbild der EM für Deutschland.
25. Mai 2013: Endlich!
Lahm führt den FC Bayern als Kapitän zum Sieg im Londoner Champions-League-Finale gegen Borussia Dortmund (2:1). Endlich gewinnt er den lang ersehnten großen internationalen Titel.
1. Juni 2013: History!
Lahm führt den FC Bayern als Kapitän zum DFB-Pokalsieg in Berlin gegen den VfB Stuttgart (3:2). "Ich bin sehr stolz, Kapitän der Mannschaft zu sein, die den größten Erfolg in der Geschichte des FC Bayern München erreicht hat."
29. Oktober 2013: Einer von Sechs
Die FIFA veröffentlicht die Kandidatenliste für die Wahl zum Weltfußballer des Jahres 2013. Der FC Bayern stellt mit sechs Spielern das größte Kontingent. Auch Lahm gehört zum Kreis der 23 Auserwählten - nach 2006, 2007 und 2010 zum vierten Mal.
11. November 2013: Happy Birthday!
Lahm feiert seinen 30. Geburtstag. Hermann Gerland schreibt seinen Lieblingsschüler auf der Internetseite des FC Bayern einen Brief. "Du hast sehr viel Talent vom lieben Gott mitbekommen, gepaart mit einer hervorragenden Leistungsbereitschaft. Es wäre für mich eine große Überraschung gewesen, wenn du keine große Karriere gemacht hättest."
30. August 2013: 1,70 Meter pure Intelligenz
Zum ersten Mal in der Geschichte des Klubs gewinnt der FC Bayern den europäischen Supercup. Die Ansprache von Pep Guardiola vor dem entscheidenden Elfmeterschießen in Prag gegen Chelsea bezeichnet Sportvorstand Matthias Sammer als "beeindruckend". Der Trainer selbst adelt im Anschluss seinen Kapitän, der im Laufe der Partie auf zwei Positionen im Mittelfeld und als Rechtsverteidiger agierte. "Philipp Lahm ist für mich der intelligenteste Spieler, den ich je in meiner Karriere trainiert habe. Ich bin froh, hier zu sein, nur weil ich ihn trainieren darf."
21. Dezember 2013: Größer als Beckenbauer und Co.
Nach Meisterschaft, Champions League, DFB-Pokal und europäischem Supercup gewinnt Bayern auch die FIFA-Klub-WM. Lahm wird hinter Franck Ribery zum zweitbesten Spieler des Turniers gewählt. Der Kapitän hat seine Mannschaft zu fünf Titeln im Kalenderjahr 2013 geführt. Eine Leistung, die auch das große Team aus den 70 Jahren um Franz Beckenbauer überragt.
11. Juni 2014: Neuer Vertrag mit Ablaufdatum
Der FC Bayern gibt die Vertragsverlängerungen von Thomas Müller (bis 2019) und Philipp Lahm (bis 2018) bekannt. Lahm: "Es ist definitiv mein letzter Vertrag, ich werde meine Karriere beim FC Bayern beenden. Das war immer mein Wunsch. Ich bin darüber sehr froh und glücklich."
13. Juli 2014: Die Krönung
Deutschland diskutiert: Soll Lahm im Mittefeld spielen oder doch lieber als Rechtsverteidiger. Der Kapitän beginnt die WM in Brasilien im Zentrum. Das gefällt nicht allen, auch in der Mannschaft gibt es kritische Stimmen (Sami Khedira). Im Achtelfinale zwingt der Spielverlauf Lahm nach rechts hinten, dort spielt er das Turnier zu Ende. Der Lohn ist der vierte WM-Titel für Deutschland. Lahm ist nach Beckenbauer, der zweite Deutsche, der als Kapitän auf Vereins- und Nationalmannschaftsebene die beiden wichtigsten Titel gewinnt.
14. Juli 2014: Rücktritt beim Frühstück
Der Entschluss stand schon lange fest, die Entscheidung bekam der Bundestrainer beim Frühstück serviert. Lahm beendet nach dem Triumph im Maracana seine Karriere in der Nationalmannschaft. Die Öffentlichkeit wird vier Tage später informiert. "Zehn Jahre durfte ich mit ihm in der Nationalmannschaft arbeiten. Als Trainer kann man sich einen solchen Spieler nur wünschen", sagt Löw.
18. November 2014: Knöchelbruch
Fast zehn Jahre nach seiner letzten schweren Verletzung erwischt es Lahm wieder. Im Training bricht er sich das rechte obere Sprunggelenk, mehr als drei Monate Pause.
14. März 2015: Probleme nach dem Comeback
Beim 4:0-Sieg in Bremen feiert Lahm ein Acht-Minuten-Comeback, er wird für Mario Götze eingewechselt. Guardiola wird seinen Kapitän in den folgenden neun Bundesligaspielen nur zweimal über 90 Minuten aufs Feld schicken (u.a. am letzten Spieltag). Der Coach will ihn für die wichtigen Spiele in der Champions League fit haben. Aber Lahm macht die lange Pause zu schaffen. Trotzdem steht er in der Champions League und im DFB-Pokal-Halbfinale gegen Dortmund über die gesamte Spielzeit auf dem Feld, nur beim Halbfinal-Rückspiel gegen Barca holt ihn Guardiola beim Stand von 2:2 nach 68 Minuten vom Platz.
28. April 2015: Glatteis am Elfmeterpunkt
Es ist eines der kuriosesten Elfmeterschießen der Pokalgeschichte. Bayern dominiert Dortmund zuhause im Halbfinale nach Belieben, macht aber zu wenig aus seinen Chancen. Der BVB rettet sich ins Elfmeterschießen und hat da Fortuna auf seiner Seite. Bei Bayern scheitern alle vier Schützen (Lahm, Alonso, Götze, Neuer). Lahm ist der Erste, der wie Alonso ausrutscht und den Ball am Tor vorbei schießt. Es bleibt bei einem Titel in dieser Saison.
27. April 2016: Lahm überholt Kahn
Lahm kommt zu seinem 104. Einsatz in der Champions League und ist damit deutscher Rekordspieler. Bayern verliert das Halbfinal-Hinspiel im Vicente Calderon gegen Atletico mit 0:1. Guardiola wird in der Presse heftig attackiert. Er kontert mit einer legendären Pressekonferenz: "Ich bin noch nicht tot, my friends. Ich habe noch ein Bullet." Lahm und Co. spielen im Rückspiel spektakulär, verschießen die letzten Kugel aber. Bayerns 2:1 ist zu wenig.
21. Mai 2016: Abschied vom Bruder im Geiste
Berlin, Pokalfinale, Borussia Dortmund. Das Duell der Schwergewichte geht wieder ins Elfmeterschießen, diesmal setzt sich Bayern durch. Bei der Siegerehrung stellt Lahm den Trainer in der Vordergrund, beide recken gemeinsam als Erste den Pokal in die Höhe. Der Katalane verneigt sich anschließend erneut vor der Klasse seines Kapitäns: "Dieser Verein hat Legenden wie Franz Beckenbauer, Gerd Müller, Uli Hoeneß, Kalle Rummenigge. Philipp Lahm ist auf diesem Niveau. Er ist der erste Rechtsverteidiger, der das Spiel von seiner Position dominiert. Er ist immer gut. Ich habe nicht ein schlechtes Spiel von Philipp Lahm gesehen." Lahm gibt die Blumen zurück: "Jeder kann froh sein, dass er so einen Trainer hatte, er hat jeden von uns weitergebracht."
7. Februar 2017: Die Entscheidung
Wenige Minuten vor Anpfiff des DFB-Pokal-Achtelfinals gegen den VfL Wolfsburg veröffentlicht die Sport Bild die Meldung, dass Lahm seine Karriere am Ende der Saison beenden wird und nicht den Posten des Sportdirektors übernimmt. Die Bayern-Bosse Hoeneß und Rummenigge sind düpiert, ihr Wunschkandidat sagt ab und übernimmt die offizielle Verkündung in der Mixed Zone nach dem Spiel selbst, während Hoeneß im TV noch herumlaviert. Ein Kommunikationsdesaster für den Verein. In den folgenden Tagen versichern sich beide Seiten immer wieder ihre gegenseitige Wertschätzung. Die Tür für eine Rückkehr in den Klub ist für Lahm offen.
29. März 2017: Die Erklärung
Lahm erklärt seinen Verzicht auf den Posten des Sportdirektors mit einem Verweis auf Hoeneß' Dominanz im Klub. An dessen Seite wäre noch kein Platz frei für ihn. "Ich glaube, dass Uli Hoeneß noch zu tatkräftig ist, um loszulassen. Zu jung. Er will die Dinge selbst beeinflussen", sagt Lahm im Stern.
20. Mai 2017: Das Ende
Das Heimspiel gegen den SC Freiburg ist der letzte Auftritt des Spielers Philipp Lahm. Er wird ein letztes Mal die Mannschaft als Kapitän aufs Feld führen und später die Meisterschale in Empfang nehmen. "Ich habe eine riesige Vorfreude, aber auch ein bisschen Bammel vor dem Samstag", sagt Lahm. "Ich weiß nicht, was auf mich zukommt."
Philipp Lahm im Steckbrief