Augen auf im Schlussverkauf!

SPOX beleuchtet die Baustellen der Bundesliga. Im zweiten Teil geht es um die Teams aus dem Mittelfeld, die vor allem eins vereint: Großer Handlungsbedarf und wenig Geld.

1899 Hoffenheim

Wo besteht Bedarf?

So stark und erfrischend sich die TSG in der Offensive (36 Tore) präsentiert hat, so katastrophal agierte der Klub in der Abwehr. Satte 38 Gegentore nach der Hinrunde sprechen eine deutliche Sprache und schreien geradezu nach Verstärkung. Die Verantwortlichen um Trainer Markus Gisdol und Manager Alexander Rosen sehen offenbar aber dennoch wenig Anlass für weitere Transfers. Bereits im Herbst wurde der Wechsel von Jiloan Hamad perfekt gemacht. Der Mittelfeldspieler kommt von Malmö FF nach Sinsheim. Kommt es trotzdem zu einer weiteren Verpflichtung für die wackelige Abwehr? "Nach heutigem Stand - klares Nein. Wir haben nichts mehr in der Pipeline, die Tür bleibt aber stets einen Spalt breit offen", sagte Rosen kürzlich in der "Rhein-Neckar-Zeitung".

Wer ist im Gespräch?

Dennoch wurde zuletzt Mittelstürmer John Guidetti von Manchester City mit der TSG in Verbindung gebracht. Der talentierte Angreifer könnte ausgeliehen werden, bevorzugt offenbar aber einen Wechsel innerhalb der Premier League. Ebenfalls eine Option soll der österreichische Torjäger Philipp Zulechner vom SV Gröding sein. Angeblich wurde der 23-Jährige zuletzt vom Tabellenzwölften beobachtet.

Wer soll/darf gehen?

Natürlich Tim Wiese. Für den ausgemusterten Torhüter gibt es allerdings weiterhin keine konkreten Anfragen. Auch seine Leidgenossen Matthias Jaissle, Edson Braafheid und Matthieu Delpierre haben aktuell keine Angebote vorliegen. Immerhin wurde Hoffenheim mit Tobias Weis einen Spieler der mittlerweile aufgelösten "Trainingsgruppe 2" vorläufig los. Der Mittelfeldspieler wurde nach Frankfurt verliehen. Nur zu gerne würden Gisdol und Rosen weitere Spieler außerhalb der Stammelf loswerden und den stark aufgeblähten Kader verdünnen. Problem: Es gibt keine Interessenten. Sollten im Sommer alle ausgeliehenen Spieler zurückkehren, hätte die TSG 40 Spieler im Profikader. Da wartet viel Arbeit auf Manager Rosen.

Werder Bremen

Wo besteht Bedarf?

Werders wilde Vorrunde hat unter anderem auch gezeigt, dass die neuralgischen Schwachpunkte im Kader weiter bestehen. Die Position des rechten Verteidigers gehört dazu, wo Clemens Fritz seit geraumer Zeit immer noch mehr Probleme bekommt. In der Innenverteidigung hat Bremen immer dann ein Problem, wenn entweder Luca Caldirola oder Sebastian Prödl fehlen - Assani Lukimya spielt für einen zentralen Abwehrspieler zu unbeständig und leistet sich zu viele Fehler. Magenschmerzen bereitet weiterhin auch der Spielaufbau aus dem zentralen defensiven Mittelfeld heraus. Das Offensivspiel steht und fällt mit Aaron Hunt, der eine Linie weiter vorne den Alleinunterhalter geben muss und nicht selten die Bälle auch vom defensiven Mittelfeld nach vorne schleppt. Im Angriff ist Nils Petersen mit fünf Toren noch der gefährlichste Angreifer - derzeit ist er auch die einzige "echte" Spitze in Robin Dutts System. Prinzipiell hätte Werder einige Baustellen zu beackern. Es fehlt aber das nötige Geld für vernünftige Verpflichtungen, die sofort helfen können und auch auf mittelfristige Sicht ins Profil passen.

Wer ist im Gespräch?

Die Kooperation mit Juventus soll erst ab dem Sommer so richtig greifen, betonte Sportdirektor Thomas Eichin vor einigen Tagen noch einmal. Trotzdem ist Bremen offenbar immer noch an einem Leihgeschäft mit Marco Motta vom italienischen Rekordmeister interessiert. Der Rechtsverteidiger (164 Serie-A-Spiele, ein Länderspiel) gilt im Moment als einziger ernst zunehmender Kandidat für ein Transfergeschäft.

Wer soll/darf gehen?

Tom Trybull hat Werder für kleines Geld (100.000 Euro Ablöse) zum FC St. Pauli transferiert - damit hat der nächste vermeintliche Hoffnungsträger der letzten Jahre den Klub verlassen. Ebenfalls gehen dürfen Aleksandar und Predrag Stevanovic (beide Vertrag bis 2014). Die Gerüchte um Mehmet Ekici, an dem angeblich einige ausländische Klubs interessiert sein sollen, halten sich weiter hartnäckig. Philipp Bargfredes Vertrag endet im Sommer, das Eigengewächs darf aber wohl bleiben. Das größte Fragezeichen und gleichzeitig auch das größte Problem dürfte die Verlängerung mit Aaron Hunt sein. Der 27-Jährige ist begehrt, Werder will ihn unbedingt halten. Nach dem Start der Rückrunde soll es Gespräche geben, Werder drängt auf eine frühe Entscheidung. Kapitän Fritz will nach eigenem Bekunden noch ein Jahr dranhängen und dann im Sommer 2015 aufhören.

Seite 1: Keine Verteidiger trotz Abwehrlöchern und Hoffnung durch die alte Dame

Seite 2: Mögliche Hilfe aus Lyon und ein neuer Rückhalt

Seite 3: Völlige Gelassenheit und die Suche nach Schnäppchen

VfB Stuttgart

Wo besteht Bedarf?

Die rechte Außenbahn in der Viererkette könnte etwas härteren Konkurrenzkampf vertragen. Gotoku Sakai hat eine mittelprächtige Hinrunde gespielt und scheint doch gesetzt. Im zentralen defensiven Mittelfeld fehlt oft noch die Balance - entweder ist der VfB da in der Offensivbewegung zu schwach (mit William Kvist) oder defensiv zu anfällig (mit Christian Gentner/Moritz Leitner). Ansonsten ist der Kader an und für sich ordentlich besetzt.

Wer ist im Gespräch?

Mitte Dezember wurde bekannt, dass sich der VfB für zwei Spieler von Olympique Lyon interessiert. Gueida Fofana (defensives Mittelfeld) und Miguel Lopes (rechter Verteidiger) wurden bereits beobachtet. Fredi Bobic bestätigte entsprechende Meldungen: "Das sind Spieler, die wir im Blick haben." Allerdings betonte der Sportvorstand auch, dass ein möglicher Transfer nicht in der Winterpause zustande kommen würde. "Die Entscheidung, welche Spieler wir holen, fällt erst im Frühjahr." Im Trainingslager in Kapstadt spielt seit dieser Woche Carlos Gruezo vor. Der 18-Jährige von Barcelona SC Guayaquil (Ecuador) ist ein Angreifer und durchaus interessant. "Unsere Scouts haben ihn entdeckt und wir wollen ihn uns jetzt einfach mal anschauen. Alles andere wird sich zeigen", sagt Sportdirektor Jochen Schneider.

Wer soll/darf gehen?

Cristian Molinaro ist zu Hause geblieben und kümmert sich um einen möglichen neuen Verein. Der AS Livorno soll ein Kandidat sein. Molinaro darf wie auch Patrick Funk und Benedikt Röcker gehen. Sogar ablösefrei, wenn der Spitzenverdiener nur von der Gehaltsliste kommt. Bereits weg ist Tunay Torun, der nach anderthalb verkorksten Jahren beim VfB nun in der Türkei für Kasimpasa spielt. Röcker soll sich mit Greuther Fürth einig sein, der VfB wartet auf ein entsprechendes Angebot der Franken. Funk wird wird mit Drittligist RB Leipzig in Verbindung gebracht. Was mit William Kvist und Cacau passiert, dürfte sich erst Mitte der Rückrunde entscheiden.

1. FSV Mainz 05

Wo besteht Bedarf?

Bei Mainz 05 laufen gleich drei Torhüter-Verträge aus. Loris Karius, Christian Wetklo und Christian Mathenia dürften nach der Saison ablösefrei wechseln. Mit Dario Kresic wurde auf dieser Position bereits ein erster Transfer getätigt, mindestens ein weiterer neuer Keeper ist denkbar. In der Innenverteidigung könnte der FSV ebenfalls nachbessern. Bo Svensson hat immer wieder mit chronischen Achillessehnenproblemen zu kämpfen und denkt über ein Karriereende nach der Saison nach. Niko Bungert fehlt nach seiner schweren Knieverletzung noch jegliche Spielpraxis. In der Offensive wirkt Mainz dagegen gut aufgestellt. Einem vorzeitigen Wechsel von Nicolai Müller wurde eine Absage erteilt und mit Todor Nedelev ein Flügelspieler verpflichtet. Verbesserungsbedarf besteht daher eher im zentralen Mittelfeld, wo bisher nur Neuzugang Johannes Geis wirklich überzeugte.

Wer ist im Gespräch?

Schon im Sommer versuchte Christian Heidel Ja-Cheol Koo vom VfL Wolfsburg nach Mainz zu lotsen, jetzt könnte ein neuer Versuch unternommen werden. "Wenn es im Winter doch eine Möglichkeit geben sollte, wäre das ein großer Wunsch von mir", sagte der FSV-Manager. Der Transfer ist jedoch eng mit dem Ringen der Wölfe um Kevin De Bruyne verbunden. Wechselt der Belgier zum VfL, darf Koo wohl gehen. Weiterhin wird Mainz ein großes Interesse an Torhüter Roman Bürki von den Grasshoppers Zürich nachgesagt.

Wer soll/darf gehen?

Chinedu Ede wechselte bereits zum 1. FC Kaiserslautern, auch Malik Fatih kann bei einer passenden Offerte wohl gehen. Heinz Müller wurde zur zweiten Mannschaft abgeschoben und darf den Verein ebenfalls verlassen.

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FC Augsburg

Wo besteht Bedarf?

Der FCA hat nicht nur die beste Hinrunde seiner noch sehr jungen Bundesligageschichte gespielt, er hat personell auch kaum Probleme. Mit Alex Esswein vom 1. FC Nürnberg hat der Klub bereits einen Spieler verpflichtet, Esswein soll noch mehr Geschwindigkeit ins Angriffsspiel der Schwaben bringen. Im Gegenzug löste der FCA das Leihgeschäft mit Panagiotis Vlachodimos auf. Alle anderen Positionen im Kader sind gut und doppelt besetzt.

Wer ist im Gespräch?

Im Hinblick auf die Rückrunde dürfte sich nicht mehr viel tun. Über die Zukunft von Leihspieler Raphael Holzhauser entscheiden sich Spieler und Klub im Laufe der Rückrunde. Anders als in den Winterpausen zuvor hat der FCA seine Hausaufgaben längst gemacht und kann einigermaßen entspannt die Vorbereitung absolvieren. "Wir verschließen uns nicht gegen einen Transfer, aber ob einer zustande kommt, kann ich Ihnen nicht sagen. Das hängt von vielen Faktoren ab", sagt Sportdirektor Stefan Reuter. Ein ganz verwegener Plan wird weiter hinter vorgehaltener Hand getuschelt: Eine Rückholaktion von Ja-Cheol Koo vom VfL Wolfsburg...

Wer soll/darf gehen?

Reuter hat neben Vlachodimos auch Mathias Fetsch vorerst von der Gehaltsliste bekommen. Der Angreifer ist bis Saisonende an Energie Cottbus ausgeliehen und soll dort Spielpraxis sammeln. Michael Parkhurst, der unbedingt noch auf den WM-Zug aufspringen will, ist nicht mit ins Trainingslager gereist und führt stattdessen Gespräche mit anderen Vereinen. Der US-Amerikaner dürfte den FCA sofort verlassen.

Schalke

Wo besteht Bedarf?

Verstärkungen im Winter sind auf Schalke durchaus denkbar, denn dort ist man mit der Hinrunde alles andere als zufrieden. Dem Achtelfinaleinzug in der Champions League stehen das DFB-Pokal-Aus und nur Platz sieben in der Bundesliga gegenüber. Auffällig in Gelsenkirchen: Die immer wieder neu geführte Torhüter-Diskussion. Eine neue klare Nummer eins zu verpflichten, wäre sicherlich eine Möglichkeit die Unruhen vorerst zu beenden. Die größte Baustelle befindet sich bei den Königsblauen aber im defensiven Mittelfeld. Da mit Marco Höger ein etatmäßiger Sechser und mit Dennis Aogo (beide Kreuzbandriss) eine Alternative auf der Position langfristig fehlen, wurde Jan Kirchhoff verpflichtet um die Lücke zu schließen. Nachdem die Leihgabe von Bayern München durch einen Syndesmoseriss nun aber ebenfalls mehrere Wochen lang ausfällt, Jermaine Jones bereits aussortiert wurde und Kyriakos Papadopoulos nach seiner langen Verletzungspause die Spielpraxis fehlt, liegt ein weiterer Transfer nahe. Ein neuer Außenverteidiger würde den Knappen ebenfalls gut zu Gesicht stehen. Vor allem auf der rechten Seite ist durch die bisher durchwachsenen Leistungen von Atsuto Utchida doch einiges an Luft nach oben.

Wer ist im Gespräch?

Der Wechsel von Sidney Sam zur neuen Saison ist bereits in trockenen Tüchern und dank Ausstiegsklausel mit 2,5 Millionen Euro Ablöse ein echtes Schnäppchen. Bei einem Schuldenstand von 172 Millionen Euro verbieten sich große finanzielle Sprünge auch eher. Spieler, deren Vertrag ausläuft, stehen daher ganz oben auf der Schalker Wunschliste. Ein Name, der sich dabei bereits seit vergangenem Sommer hartnäckig hält, ist Fabian Giefer. Der Keeper von Fortuna Düsseldorf wäre nach der Saison ablösefrei zu haben und auch ein Transfer im Winter dürfte nicht allzu kostspielig sein. Einen ebenfalls noch in diesem Jahr endenden Vertrag besitzt Ibrahima Traore. Der Flügelspieler hat bislang alle Angebote zur Vertragsverlängerung beim VfB Stuttgart ausgeschlagen und könnte als weitere Alternative zu Farfan und Draxler bereits zur Rückrunde verpflichtet werden. Im Raum steht weiterhin auch eine mögliche Rückholaktion von Lewis Holtby via Leihe.

Wer soll/darf gehen?

Für Jermaine Jones gibt es auf Schalke keine Zukunft. Das teilte Horst Heldt dem US-Nationalspieler bereits mit, weshalb dieser die Reise ins Trainingslager erst gar nicht antrat. Trotz der Kirchhoff-Verletzung ist von einem Abschied noch innerhalb der Winterpause auszugehen. Auch mit Timo Hildebrand kündigte Heldt Gespräche an. Der Vertrag des 34-Jährigen läuft im Sommer aus und nach mehreren Patzern in der jüngsten Vergangenheit dürfte Schalke einem möglichen Abschied keine Steine in den Weg legen. Durch die Verpflichtung von Sam und das anhaltende Interesse an Traore scheint auch Chinedu Obasi aufs Abstellgleis geraten zu sein.

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