Gesetzte Stars, prominente Härtefälle

Thomas Gaber
13. Januar 201418:10
Javi Martinez (2.v.l.) und Bastian Schweinsteiger kämpfen um einen Platz im Bayern-Teamimago
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Mit dem 8:0 im Testspiel gegen Kuwait Sporting Club beendete der FC Bayern München sein Winter-Trainingslager. Der Kampf um die Plätze im Team war nie härter. Die Situation in den einzelnen Mannschaftsteilen.

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Vor der Abreise aus Katar nach Kuwait zog Pep Guardiola ein Fazit der Trainingswoche. Dabei betonte der Coach die perfekten Bedingungen und erklärte ausdrücklich, dass jeder Spieler seines Kaders in der Rückrunde zum Einsatz kommen werde.

"Ich habe keine Wunschelf im Kopf. Wir haben in den kommenden Monaten viele, viele Spiele und brauchen alle Spieler. In der Hinrunde konnte ich nicht rotieren, da waren viele wichtige Spieler verletzt. Jetzt muss der ganze Kader spielen. Jeder verdient es, zu spielen. Und wer fit ist, wird spielen."

Die Situation in den einzelnen Mannschaftsteilen im Überblick.

Tor und Abwehr

Manuel Neuer

Die unangefochtene Nummer 1 bei Bayern und im Nationalteam wurde jüngst zum Welttorhüter 2013 gekürt. Sportvorstand Matthias Sammer traut Neuer zu, beim FC Bayern eine ähnliche Ära zu prägen wie Oliver Kahn. Seine beste Szene in der Hinrunde hatte Neuer in Dortmund, als er einen Schuss von Marco Reus beim Stand von 1:0 für Bayern aus dem linken unteren Eck holte.

David Alaba

Erlebte im letzten Training in Doha eine Schrecksekunde, als er mit Pierre-Emile Hojbjerg zusammenprallte und einen Schlag aufs Knie bekam. Wenig später gab der FC Bayern Entwarnung. Verlängerte Anfang Dezember seinen Vertrag bis 2018 und wurde mit einer satten Gehaltserhöhung für seine starken Leistungen belohnt. Alaba bildet mit Ribery die vielleicht beste linke Seite im Weltfußball. Macht allerdings aus seiner Vorliebe für eine Position im Mittelfeld keinen Hehl und will dort auch bei Bayern langfristig spielen.

Jerome Boateng

Sammer attestiert dem Verteidiger schon lange "Anlagen auf Weltklasseniveau". In der Hinrunde lieferte Boateng konstant starke Leistungen am Fließband ab und profitiert dabei von Guardiolas Spielweise. "Ich spiele mit mehr Übersicht und attackiere überlegter, auch wenn ich den Ball einmal verliere. Wir stehen jetzt höher, verschieben extremer. Ich fühle mich gut mit der neuen Spielweise, weil ich von meinen Anlagen her eigentlich nicht grätschen muss und zum Glück nicht der Langsamste bin." Verlängerte seinen Vertrag im Dezember bis 2018.

Diego Contento

Alabas Vertreter machte in der Hinrunde immerhin fünf Spiele über die volle Distanz, konnte aber nicht überzeugen. Contento hat nicht die Qualität, sich beim FC Bayern durchzusetzen. Angeblich interessiert sich Guardiola für Valencias Juan Bernat als Alternative für Alaba.

Philipp Lahm

Guardiola hat noch nie einen "intelligenteren Spieler" trainiert, für Sammer ist der Kapitän schon jetzt einer der "Größten des deutschen Fußballs". Der etatmäßige Rechtsverteidiger fand sich in der Hinrunde auf weitgehend ungewohntem Terrain zurecht - auf der wohl wichtigsten Position im Guardiola-System. Weil in der Hinrunde immer wieder Spieler für die zentral defensive Position vor der Abwehr wegen Verletzungen abkömmlich waren, entwickelte sich Lahm dort zum unverzichtbaren Spieler für Guardiola. Die Besetzung des Sechsers wird in der Rückrunde größtmögliche Beachtung finden, wenn Martinez und Schweinsteiger fit sind. Lahm ist nicht auf die Position festgelegt, Guardiola ist aber tief beeindruckt von seiner Rolle im Mittelfeld.

Dante

Begann die Saison als Innenverteidiger Nummer eins, hat diesen Status aber an Boateng verloren. Leistete sich im Laufe der Hinrunde einige Fehler, bedingt durch Konzentrationsmängel. "Er hat letzte Saison viel besser und konstanter gespielt", sagte Franz Beckenbauer. Dante musste aufgrund fehlender Frische zwischenzeitlich auch Daniel van Buyten den Vortritt lassen.

Daniel van Buyten

Der Belgier ist auch mit 35 noch gut genug für den FC Bayern. Kam immerhin auf zwölf Startelfeinsätze und traf beim 7:0 in Bremen per Kopf. Hat sich mit seiner Rolle als Backup für Boateng und Dante arrangiert und überzeugt mit Leistung, wenn er gebraucht wird. Im Sommer wartet mit der WM-Teilnahme in Brasilien ein spätes Highlight seiner Karriere. Ein Fazit hat van Buyten schon mal gezogen. "Ich kann schon stolz sein. Ich habe beim Tabellenletzten in der untersten Klasse angefangen, weiter drunter geht nicht. Ich war richtig der Letzte und jetzt spiele ich in der besten Mannschaft der Welt!"

Rafinha

Profitierte von Lahms Versetzung ins Mittelfeld, spielte in 26 Einsätzen als Rechtsverteidiger konstant gut und wurde mit einem neuen Vertrag bis 2017 belohnt. Wie oft Rafinha in der Rückrunde spielen wird, hängt allein von Guardiolas Plänen mit Lahm ab. Ist aber schon jetzt einer der Gewinner der Saison.

Tor und Abwehr

Defensives Mittelfeld

Offensives Mittelfeld

Sturm

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Defensives Mittelfeld

Thiago Alcantara

Er war Guardiolas Wunschspieler, fiel dann aber gleich mit einem Riss des Syndesmosebandes lange aus. Feierte ausgerechnet in Dortmund sein Comeback und war maßgeblich am 3:0-Sieg der Bayern beteiligt. Stand anschließend in den letzten sieben Spielen bis zur Winterpause immer in der Startelf und spielte sechs Mal durch. Thiago ist bei Guardiola unumstritten und fester Bestandteil des zentralen Mittelfelds.

Toni Kroos

Galt zu Saisonbeginn als erster Streichkandidat im dicht besiedelten Bayern-Mittelfeld, entpuppte sich aber als zuverlässiger Ballverteiler im Mittelfeld und Initiator vieler Angriffe als Mann des vorletzten Passes. Stand in den 30 Pflichtspielen der Saison 26 Mal in der Startelf. Kroos muss mittlerweile keinen Konkurrenten im Mittelfeld mehr fürchten.

Bastian Schweinsteiger

Bayerns schwierigste Personalie. Hat nach der besten Saison seiner Karriere ein hartes halbes Jahr mit einer lästigen Sprunggelenksverletzung hinter sich. Schweinsteiger wurde in den Medien mehrmals angezählt, was Sammer veranlasste, die Wichtigkeit des Vize-Kapitäns herauszustellen. "Wenn man über die Person Schweinsteiger diskutiert, ist das abwertend, respektlos und niederträchtig. Bastian ist für diesen Verein als Mensch, Persönlichkeit und Spieler unverzichtbar", stellte Sammer klar. Auf dem Platz ist aber nur ein gesunder Schweinsteiger für den FC Bayern wertvoll. Er will nichts überstürzen, konnte aber auch in Katar nicht das volle Programm absolvieren. Am Wochenende war wegen erneuten Problemen am Sprunggelenk kein Training möglich, laut Sammer waren "völlig harmlose Belastungsreize" im operierten rechten Fuß der Grund. Die Zeit, die der Fuß für die Heilung benötigt, hat Schweinsteiger eigentlich nicht. Die Konkurrenz bei Bayern und auch in der Nationalmannschaft war nie größer.

Javi Martinez

Mit ihm kamen die großen Erfolge nach München. Martinez holte in seiner ersten Saison das Triple, verlor noch immer kein Bundesligaspiel und hat 2014 sechs Titel zu verteidigen: Meisterschaft, DFB-Pokal, Champions League, Klub-WM, Europäischen Supercup und den WM-Titel mit Spanien. Kam nach einer Leisten-OP nie in die Gänge und wurde von Guardiola wegen mangelnder Fitness bewusst so selten wie möglich eingesetzt. "Er hat unter Jupp unglaublich gespielt, in der Hinrunde aber viele, viele Probleme. Es war gut, dass wir ihn jetzt mal eine Woche im Training erlebt haben, das hilft ihm und uns weiter", sagte Guardiola am Sonntag. Martinez ist von seinen Anlagen eigentlich der perfekte Spieler für die Sechser-Position. Guardiola erwägt aber zusätzlich, ihn in der Abwehr aufzustellen. "Ob Innenverteidiger oder Sechser - Javi kann beide Positionen spielen", so der Coach. Was für Schweinsteiger gilt, gilt auch für Martinez: Nur mit hundertprozentiger Fitness kann er seinen Platz bei Bayern zurückerobern und sich für Spaniens Nationalcoach Vicente del Bosque empfehlen.

Tor und Abwehr

Defensives Mittelfeld

Offensives Mittelfeld

Sturm

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Offensives Mittelfeld

Franck Ribery

Der Franzose hofft bei der Wahl zum Fußballer des Jahres am Montag auf die Krönung seines bisher besten Jahres. Ribery ist auf dem Höhepunkt seiner Karriere und als einer der besten Offensivspieler der Welt auch bei der besten Vereinsmannschaft der Welt gesetzt.

Arjen Robben

"I am in love with Arjen Robben", sagte Guardiola in Katar. Kaum ein Spieler gehe seiner Arbeit derart professionell nach wie der Niederländer. Robben erzielte in 21 Pflichtspielen 13 Tore und bereitete zehn Treffer vor. Hat wieder die Form seiner besten Bayern-Zeit im Jahr 2010 und blieb weitgehend von Verletzungen verschont. Verpasste allerdings wegen einer Knieverletzung die Klub-WM und schuftete in Katar individuell für sein Comeback.

Mario Götze

Konnte durch einen aus Dortmunder Zeiten mitgebrachten Muskelbündelriss und einen im September erlittenen Kapseleinriss selten zeigen, dass er 37 Millionen Euro Ablöse wert ist. Kam mit zunehmender körperlicher Fitness aber immer besser in Fahrt und in 20 Spielen auf 13 Scorerpunkte (acht Tore, fünf Assists). Brachte die Bayern bei seiner Rückkehr nach Dortmund mit seinem Tor auf Kurs und war seitdem in allen Spielen an Bayern-Toren beteiligt. Bleibt Götze gesund, wird er in der Rückrunde viele Spiele bestreiten - in der Startelf.

Thomas Müller

Schoss in 28 Spielen beeindruckende 16 Tore und bereitete zehn Treffer vor. Hat damit die meisten Scorerpunkte aller Bayern-Spieler gesammelt. Müller profitiert auch unter Guardiola von seiner Vielseitigkeit, wurde im Mittelfeld auf allen offensiven Positionen eingesetzt und auch im Sturm aufgeboten. Hat allerdings auf rechts Robben vor sich und muss sich in erster Linie mit Götze um einen Platz im Team streiten.

Xherdan Shaqiri

Gehört mit einem Muskelbündelriss zu den vielen Langzeitverletzten in der Hinrunde, wurde in 30 Spielen aber immerhin 16 Mal eingesetzt. Von seinen Fähigkeiten her potentieller Stammspieler bei Bayern, wäre da nicht Franck Ribery. Shaqiris Plus sind seine Qualitäten als Einwechselspieler. Er braucht kaum Zeit, um auf Betriebstemperatur zu kommen und ist dank seiner Schnelligkeit und Dribbelstärke der ideale Spieler gegen müder werdende Gegner. Muss aber auch in der Rückrunde geduldig auf seine Chance warten.

Mitchell Weiser

Absolut chancenlos, was Einsätze in der ersten Mannschaft angeht. War in der Bundesliga nur zweimal im Kader und spiele lediglich vier Pflichtspielminuten (beim 1:0 in Pilsen in der Champions League).

Pierre-Emile Hojbjerg

Der 18-Jährige spielte in der Hinrunde 14 Minuten für die Profis. Guardiola traut ihm mehr zu: "Ich bin mir sicher, dass er gut spielen wird, wenn er in der ersten Mannschaft spielt." Im Normalfall wird Hojbjerg aber kaum zum Einsatz kommen. "Die jungen Spieler müssen wissen, dass sie auch in der zweiten Mannschaft gut spielen müssen", so der Trainer.

Tor und Abwehr

Defensives Mittelfeld

Offensives Mittelfeld

Sturm

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Sturm

Mario Mandzukic

War zwischendurch Opfer der falschen Neun und fand sich auf der Ersatzbank wieder. Kommt aber immerhin auf einen halben Scorerpunkt pro Spiel (zehn Tore, vier Vorlagen in 28 Einsätzen). Half den Bayern mit seinen Toren auch in weniger überzeugenden Spielen wie dem 3:2 gegen Hertha BSC. Mandzukic hat klar die Nase vorn im Duell mit Pizarro und ist erste Option für Guardiola, wenn die Bayern mit einer klassischen Neun spielen. Soll trotz der Verpflichtung von Robert Lewandowski in München bleiben; Klubchef Karl-Heinz Rummenigge stellte dem Kroaten gar eine Vertragsverlängerung in Aussicht.

Claudio Pizarro

Fiel im Herbst mit einem Muskelbündelriss sechs Wochen aus und ist auch deshalb klare Nummer zwei im Sturm hinter Mandzukic. Kam so nur auf acht Einsätze, zwei Mal stand er in der Startelf. Pizarro würde gerne noch eine Saison dranhängen, muss die Verantwortlichen aber in der Rückrunde überzeugen, dass die Bayern neben Mandzukic und Lewandowski eine dritte Neun brauchen.

Julian Green

Der Stürmer durfte in Moskau bereits drei Minuten Champions-League-Luft schnuppern. Konnte in der zweiten Mannschaft mit 15 Toren in 18 Spielen überzeugen. Wird von Guardiola gerne in Testspielen eingesetzt und traf auch beim 2:0 gegen Al-Merrikh. Ist langfristig ein Sturm-Kandidat hinter Mandzukic und Lewandowski.

Tor und Abwehr

Defensives Mittelfeld

Offensives Mittelfeld

Sturm

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