HSV-Helden streben Strukturreform an

SID
Horst Hrubesch und seine ehemaligen Mitspieler wollen eine Umstrukturierung
© getty

Bei der mit Spannung erwarteten Mitgliederversammlung des Hamburger SV am Sonntag werden die Helden von 1983 genau hinschauen. Sie haben die Nase voll vom Mittelmaß und wollen eine Strukturreform.

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Traditionalisten kontra Reformer, Unterstützer einer Ausgliederung gegen Verfechter der klassischen Vereinsstruktur: Wenn am Sonntag bei der mit Spannung erwarteten Mitgliederversammlung des Hamburger SV rund 10.000 Mitglieder im Messezentrum Platz nehmen, sind emotionale Wortgefechte garantiert.

In den Mittelpunkt rücken dabei auch die Helden des Europapokal-Triumphes von 1983. Horst Hrubesch, Ditmar Jakobs, Holger Hieronymus und Thomas von Heesen haben die Nase voll vom Mittelmaß an der Elbe.

"Eine Umstrukturierung muss einfach kommen. Wir haben zu viele Baustellen, besonders finanziell und personell", sagte Deutschlands U-21-Nationaltrainer Horst Hrubesch. Gemeinsam mit seinen alten Kollegen zeichnet er für den größten Triumph der Vereinsgeschichte verantwortlich, stand beim 1:0-Sieg über Juventus Turin am 25. Mai 1983 im Europapokalfinale der Landesmeister in der Startformation.

"Das tut in der Seele weh"

31 Jahre später ist der einst ruhmreiche Klub finanziell stark angeschlagen, kämpft in der Liga um den Klassenerhalt. Die Krise seines früheren Klubs tue ihm "in der Seele weh", sagte der einstige Manager Günter Netzer in dieser Woche, der Verein habe jahrelang zu wenig sportliche Kompetenz in der Führungsebene gehabt.

Felix Magath, Siegtorschütze gegen Juventus, pflichtete Netzer bei. "Sinnvoll ist es schon, wenn der Verein wieder eine Persönlichkeit hätte, die den HSV nach außen auch vertritt", sagte der frühere Spieler, Manager und Trainer der Hamburger beim Radiosender NDR 2.

Hieronymus geht ein möglicher Austausch des Personals nicht weit genug. "Wir brauchen eine neue Orientierung; wichtiger noch: eine Philosophie. Der Verein muss sich an vielen Stellen besser aufstellen", sagte der 54-Jährige, zwischen 1998 und 2002 Sportdirektor der Rothosen, der Welt. Vielen Alt-Stars, die sich nun zu Wort melden, wird ein Interesse an einem (bezahlten) Posten im Verein nachgesagt.

HSVPlus soll kommen

Hieronymus ist wie seine alten Mannschaftskollegen Unterstützer der Initiative "HSVPlus", die der frühere Aufsichtsratsvorsitzende Ernst-Otto Rieckhoff (62) auf den Weg gebracht hat. Das Projekt plant unter anderem die Umwandlung der Profi-Abteilung in eine Aktiengesellschaft, um die Tore für Investoren wie Milliardär Klaus-Michael Kühne zu öffnen.

"Wir wollen das analog zum FC Bayern machen, die mit Adidas und Audi ja auch zwei Anteilseigner haben, was für beide Parteien sehr erfolgreich ist", erklärt Hieronymus: "Daran wollen wir uns orientieren. Für uns steht dabei die Entschuldung des Vereins an erster Stelle."

Die Verbindlichkeiten belaufen sich auf etwa 100 Millionen Euro, bei einer Umsetzung des HSVPlus-Modells rechnet Rieckhoff mit frischem Kapital in Höhe von mehr als 50 Millionen Euro. Doch der Weg ist weit.

Vier weitere Modelle stehen zur Wahl

Am Sonntag stehen neben HSVPlus vier weitere Reform-Modelle zur Abstimmung ("HSV - Zukunft mit Tradition", "HSV-Reform", "Rautenherz" und "HSV 21 - Drei-Säulen-Modell unter einem gemeinsamen Stiftungsdach"). Nicht nur der aktuelle Aufsichtsratsvorsitzende Manfred Ertel hat sich dabei klar auf die Seite der Ausgliederungsgegner gestellt, sondern auch Gremiumskollege Jürgen Hunke.

Ein Verkauf von Vereinsanteilen komme für ihn "allein aus Respekt vor unseren Großvätern, die diesen Verein über zwei Weltkriege erhalten haben", nicht in Frage, sagte Hunke. Selbst die mächtige Fan-Organisation "Supporters" ist in der Ausgliederungs-Frage gespalten. Seit Monaten köchelt das Thema, TV-Duelle und Radio-Runden erinnerten an den Wahlkampf vor der Bundestagswahl.

Dabei fällt am Sonntag noch keine finale Entscheidung. Erhält ein Modell 50 Prozent der Stimmen, bereitet der Vorstand die Reform vor. Bei einer weiteren Mitgliederversammlung im Sommer müsste der Beschluss mit 75 Prozent der Stimmen bestätigt werden. Eine hohe Hürde - auch für die Helden von 1983.

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