Der FC Bayern München holt mit Allianz einen dritten Anteilseigner ins Boot und ist mit einem Schlag seine Schulden los. Die Partnerschaft mit dem größten Versicherungskonzern des Planeten hat weitrechende Folgen. SPOX beantwortet die wichtigsten Fragen zum Mega-Deal des Rekordmeisters.
Worum geht's?
Der FC Bayern hat wie die meisten Bundesligavereine seine Lizenzspielerabteilung aus dem Verein ausgegliedert. Die Münchner sind neben Eintracht Frankfurt und Borussia Dortmund der einzige Bundesligaklub, der sich als AG organisiert hat, die meisten Konkurrenten agieren als GmbHs oder als Gmbh & Co KGaAs.
In dieser Form hat sich die FC Bayern AG bereits zwei Anteilseigner ins Boot geholt: die langjährigen Partner Adidas und Audi halten aktuell jeweils 9,09 Prozent, Hauptanteilseigner ist der FC Bayern München eV, also der Verein.
KommentarKluft größer? Schuld sind nicht die Bayern
Mit der Allianz ist nun ein dritter Anteilseigner dazukommen. Adidas zahlte 2001 als erster Partner 75 Millionen Euro für zehn Prozent der Anteile, Audi 2009 schon 90 Millionen für 9,1 Prozent der Anteile.
Der Versicherungskonzern lässt sich die 8,33 Prozent der Anteile 110 Millionen Euro kosten. Durch eine Kapitalerhöhung würden dann auch Adidas und Audi diesen Anteil halten.
Mit dieser Aufteilung hat der FC Bayern weiterhin eine Sperrminorität seiner Anteilseigner verhindert, die erst besteht, wenn eine Person oder eine Gruppe von Aktionären einen Anteil von mehr als 25 Prozent und weniger als 50 Prozent hält.
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Kommen weitere Anteilseigner hinzu?
Vereinspräsident und der Vorsitzende des Aufsichtsrat Uli Hoeneß hatte in der Vergangenheit immer wieder mit dem Einstieg eines weiteren strategischen Partners kokettiert. Der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge brachte erst vorige Woche auf der "SpoBis" in Düsseldorf das Thema wieder auf die Agenda.
Der Hauptsponsor Telekom galt hier ebenso als aussichtsreicher Kandidat wie die Allianz, aber in den vergangenen Jahren gab es auch Gerüchte um einen Einstieg des russischen Energieriesen Gazprom.
Zwar verhandelten die Münchner tatsachlich mit Gazprom, als Anteilseigner kamen für die Bayern-Bosse aber nur deutsche Unternehmen in Frage. "Es muss auf jeden Fall ein deutsches Unternehmen sein. Es muss jemand sein, der sich total identifiziert", sagte Hoeneß zu einem weiteren möglichen Partner. Die Allianz mit Sitz in München erfüllt die Kriterien.
Durch den Deal mit der Allianz ist die Tür für weitere Partner nicht komplett zu, aber viel Spielraum bleibt nicht mehr. "Auf der vorletzten Hauptversammlung wurde beschlossen, dass wir nicht mehr als 30 Prozent der Anteile abgeben werden", sagte Hoeneß 2013. Für eine weitere Aufstockung wäre dann erst wieder die Zustimmung der Mitglieder nötig.
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Was macht Bayern mit dem Geld?
In der Pressemitteilung zum Einstieg der Allianz hat der FC Bayern klar zum Ausdruck gebracht, welchem Zweck die Finanzspritze dienen soll. Zum einen für die Tilgung der Verbindlichkeiten der Allianz Arena. "Das Stadion des FC Bayern München wäre damit schuldenfrei", heißt es in der Mitteilung des Klubs.
Auch Rummenigge deutete auf der "SpoBis" diese Richtung an: "Wir wollen keinen neuen Messi kaufen. Dieses Geld wollen wir in Steine statt Beine investieren." Eigentlich sollte die Arena erst spätestens 2020 komplett abbezahlt sein. Weil dies jetzt auf einem Schlag geschieht, erschließen sich sofort neue Einnahmequellen.
Einnahmen aus Logen, Zuschauern etc., die jetzt noch für die Tilgung der Raten verwendet werden, werden dann frei. Es geht hier um einen Betrag rund um die 30 Millionen Euro.
Ein großes Stück des Kuchens geht auch in den geplanten Neubau des Jugend- und Nachwuchsbereichs in München. Der FC Bayern hat im Norden der bayerischen Landeshauptstadt ein Grundstück gefunden, auf dem künftig der Nachwuchs hausieren soll.
80.000 Quadratmeter umfasst das aktuelle Bayern-Areal, das die Profis, die Amateure und die Jugendmannschaften an der Säbener Straße beheimatet. Inzwischen viel zu klein, da auch der Bebauungsplan ausgeschöpft ist: Trainingsgelände, Servicecenter, Leistungszentrum, Verwaltungsgebäude, Jugendhaus und der neue Vereinstreff befinden sich auf der Bayern-Anlage.
Das Leistungszentrum inklusive des angrenzenden Fanshops wurde nach der Saison 2007/08 runderneuert. Die Bayern nutzen seit 1949 die ehemalige Bezirkssportanlage Harlaching. Geschäftsstelle und Trainingsgelände sind seit 1971 an der Säbener Straße beheimatet.
Wenn der Nachwuchs in die Nähe der Allianz Arena rückt, kann der Profibereich weiter wachsen.
Auch wenn die Bayern die 110 Millionen Euro nicht direkt in die Profimannschaft investieren, werden aufgrund der Entlastung der Verbindlichkeiten Mittel frei für neue Transfers der Marke Mario Götze oder Javi Martinez.
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Warum die Allianz?
Kein anderer Partner des FC Bayern wird mit dem deutschen Vorzeigeklub weltweit so stark in Verbindung gebracht wie die Allianz. Der Stadionname hat sich international längst als Markenzeichen etabliert und ist fest in die Markenbildung des Klubs verankert.
Bei der Suche nach einem Investor war den Bayern wichtig, dass dieser aus Deutschland kommt. Mit der Allianz setzte man sogar einen drauf und holte einen Einheimischen mit ins Boot: "Mit den drei bayerischen Unternehmen Allianz, Adidas und Audi ist der FC Bayern ein Triple-A mit seinen Partnern", sagt Uli Hoeneß. "Es ist ein Traum - wir sind sehr stolz darauf, zeigt dies doch die Stärke dieses Vereins."
Allerdings ist Allianz nicht nur bayerisch, sondern - und gerade - auch international: Im Zuge der Internationalisierung, die der FC Bayern mit aller Macht vorantreibt, kann der weltgrößte Versicherungskonzern nur helfen.
"Wir sind nicht mehr nur regional oder national. Wir machen keinen Hehl daraus, dass wir international sein wollen", sagte Rummenigge vor geraumer Zeit. Die Bayern streben auf dem Globus noch unerreichte Märkte an. Märkte, die die Allianz schon längst erreicht hat und in denen man etabliert ist. Der FC Bayern kann nun nachziehen.
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Wie wirkt sich das auf den Klub aus?
Vorneweg: Durch den Ausbau der Zusammenarbeit steht eines fest - die Allianz Arena wird laut neuer Vereinbarung bis 2041 weiter so heißen. Die Allianz sicherte sich dieses Recht. Demnach will der Versicherungskonzern auch auf die Anhänger des Klubs zugehen und exklusive Services anbieten. Eine Art FC Bayern Versicherung ist ein denkbares Modell. Eine Praxis, die international Gang und Gäbe ist.
Inwieweit die Allianz beim FC Bayern eingegliedert wird, dürfte eine mittelfristige Frage sein. Die bisherigen Anteilseigner sind mit Rupert Stadler (Vorstandsvorsitzender der Audi AG) und Herbert Hainer (Vorstandsvorsitzender der adidas AG) im Aufsichtsrat vertreten. Allianz-Chef Michael Diekmann könnte dem Vernehmen nach bald als Neuzugang gewonnen werden.
Wie unter "Warum die Allianz?" beschrieben, soll mit dem Einstieg der Allianz SE die Internationalisierung einen wichtigen Schub bekommen. Allerdings beruht das Interesse der Markennutzung auf Gegenseitigkeit: Auch die Allianz wird von der weltweiten Strahlkraft des FC Bayern profitieren wollen. Aon, ein international anerkannter Versicherungsmakler, hat dies mit Manchester United bereits erfolgreich geschafft. Bei Real Madrid ist es Sanitas. Auch der FC Barcelona hat einen großen Versicherungspartner: Er kommt aus Bayern und heißt Allianz.
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