Es ist rechnerisch zwar noch nicht durch, aber dennoch so gut wie geschafft: Borussia Dortmund wird auch in der kommenden Saison und damit zum vierten Mal in Folge an der Champions League teilnehmen.
Das ist eine Erkenntnis nach dem klaren 3:0-Sieg beim deutschen Meister Bayern München. Den Grundstein für das Erreichen dieses Saisonziels legte der BVB jedoch bereits am Samstag vor einer Woche im Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg.
Klopp: "Eine außergewöhnliche Woche"
Dank viel Glück in Halbzeit eins und einer enormen Leistungssteigerung in den zweiten 45 Minuten ging die Borussia mit 2:1 als Sieger vom Platz und brachte damit den letztlich entscheidenden Abstand zwischen sich und die Verfolger. Seitdem - und erst recht nach dem Erfolg in München - ist die Sache quasi durch.
Seitdem, und nicht wie noch in den beiden Vor-Wolfsburg-Partien gegen den VfB Stuttgart (3:2) und bei Real Madrid (0:3), gelingt es Dortmund auch, in beiden Halbzeiten zu glänzen. Die letzten fünf des BVB waren die besten seit Saisonstart, als noch eine völlig andere, weil gesunde Mannschaft auf dem Platz stand.
Der Sieg beim FC Bayern schließt daher auch "eine außergewöhnliche Woche" (Trainer Jürgen Klopp) ab. Den Westfalen gelingt es derzeit auf und neben dem Spielfeld, noch besser mit dem Status quo umzugehen.
"Trainieren schon lange nicht mehr"
Es haben sich zuletzt keine Neuzugänge im Lazarett eingefunden, so dass Klopp beim ihm zur Verfügung stehenden Spielermaterial auf eine Lightversion an Rotation setzen kann. Dadurch hat sein Team Frische, Spritzigkeit und das, was man gemeinhin mit Rhythmus umschreibt, wiedergefunden.
Diesen Aspekt musste das Dortmunder Trainerteam auf dem Reißbrett entwerfen. Klopp und Co. sind in diesen Tagen vielmehr mündlich als handwerklich gefragt.
"Wir trainieren schon lange nicht mehr", verriet Klopp in München. "Es gibt nur noch erweiterte Regeneration und ein bisschen Abschlusstraining. Das, was wir heute anders gemacht haben, konnten wir nicht trainieren, sondern der Mannschaft nur erzählen."
225 starke BVB-Minuten
Die Partie gegen den Rekordmeister war das neunte Spiel in 28 Tagen. Klopp war daher froh darüber, "erstmals seit längerer Zeit reagieren und vier frische Leute bringen" zu können.
Das Resultat der letzten 225 Spielminuten: Den Spielplan konzentriert und mutig durchzuziehen, gelingt der Mannschaft auch dank eines von Partie zu Partie gestiegenen Selbstvertrauens in die eigene Stärke wieder spielerischer.
Phasen von Kampf und mitunter Krampf lassen sich zwar auch jetzt nicht gänzlich vermeiden. Sie über den Willen zu überwinden ist weiterhin essentiell. Verglichen mit den Auftaktpartien in diese intensiven Wochen gegen Borussia Mönchengladbach (1:2) und Zenit St. Petersburg (1:2) steckt nun jedoch eine ganz andere Selbstverständlichkeit in den Auftritten der Borussia.
Reus befindet sich in Top-Form
Die verkörpert derzeit niemand so sehr wie Marco Reus, der wohl auch zur Freude von Bundestrainer Joachim Löw momentan extrem aufdreht. Seitdem er von seiner Verletzungspause zurückgekehrt ist, läuft es für ihn wie am Schnürchen.
Er ist Dortmunds bei weitem gefährlichster Offensivspieler. Reus reißt mit seinen Tempoläufen ein Loch nach dem anderen in die gegnerischen Formationen und glänzt neben einem eiskalten Abschluss vor allem auch als Wegbereiter vieler offensiver Gegenpressingmomente. An allen der letzten zehn BVB-Tore war er direkt beteiligt (acht Treffer, zwei Vorlagen).
Doch auch trotz Reus' Formanstieg ist Spiel zehn der dann letzten 31 Tage noch nicht gewonnen. Und das ist jetzt, wie Nuri Sahin im Interview andeutete, die wohl wichtigste der vergangenen neun Begegnungen.
Pokal als letzte Chance auf Silberware
Dortmund hat nun die Vorarbeit für die vorläufige Krönung am Dienstag im DFB-Pokal-Halbfinale gegen den VfL Wolfsburg geleistet, den Einzug ins Endspiel und die damit einzig verbliebene Chance auf Silberware hat der BVB schon frühzeitig als Ziel ausgegeben.
Niemand der Schwarzgelben war am Samstagabend im Bauch der Allianz Arena daher bereit, darüber zu sprechen, welche Auswirkungen der Sieg gegen den Rivalen aus Süddeutschland auf ein mögliches Wiedersehen in Berlin haben könnte. Wolfsburg hat dem BVB am letzten Wochenende nämlich ein paar empfindliche Nadelstiche verpasst. Die Truppe dürfte gewarnt sein.
"Vielleicht das wichtigste Spiel der Saison"
Klopp bietet sich dann die Möglichkeit, eine vor allem frische Elf auflaufen zu lassen. In München haben Lukasz Piszczek und Robert Lewandowski eine dringend benötigte Pause bekommen, auch der noch gegen Real starke Milos Jojic durfte durchschnaufen.
Dortmund hat die zehn Tage, die zwischen dem Aufeinandertreffen mit dem VfL in der Bundesliga und nun im Pokal liegen, sehr gut genutzt. Der BVB hat deutlich Oberwasser bekommen und giert nach Berlin. Die Ausgangslage hat sich somit auch für die Niedersachsen verändert.
"Wir sind sehr hungrig. Wolfsburg ist ein sehr wichtiges Spiel, vielleicht jetzt sogar das wichtigste Spiel der Saison. Wir wollen unbedingt ins Endspiel einziehen", ließ sich Henrikh Mkhitaryan entlocken. Sollte dies gelingen - so viel dürfte klar sein -, wird es auch Antworten auf die Frage nach der psychologischen Komponente gegen einen möglichen Finalgegner aus München geben.
Bayern - Dortmund: Daten zum Spiel