Brütende Hitze, 30 Grad im Schatten. Die Zuschauer sehen ein zähes Spiel aber dann doch einen Sieg des Favoriten. Nein, nicht bei der WM in Brasilien - im 9.500 Kilometer entfernten Memmingen liefert sich der Underdog aus der Regionalliga ein lange Zeit gleichwertiges Duell mit dem FC Augsburg, der einen letztlich schmeichelhaften 3:0-Sieg mit nach Hause nimmt.
Die FCA erlebt an diesem Sommertag im Juli einen Stotterstart in die Vorbereitung auf die neue Bundesligasaison. Manager Stefan Reuter ist unzufrieden. Trotzdem blickt man bei den Fuggerstädtern zuversichtlich auf die kommende Spielzeit. Es ist bereits die vierte in Folge im Oberhaus - dabei galt Augsburg fast jedes Mal als logischer Abstiegskandidat.
Doch der in der Vergangenheit belächelte Erstligist hat sich mittlerweile ein gewisses Standing in der höchsten deutschen Spielklasse erarbeitet. In der abgelaufenen Saison liefen phasenweise stürmisch und begeisternd aufspielende Augsburger auf einem sensationellen Platz sieben ein - nur ein Punkt fehlte für das internationale Geschäft.
Im Verein sieht man die Dinge aber nüchtern. "Wir brauchen drei Mannschaften, die am Ende hinter uns stehen", lautet die Zielvorgabe für die kommende Saison laut Reuter abermals Klassenerhalt. Dabei haben die bayrischen Schwaben zuletzt ein deutliches Ausrufezeichen auf dem Transfermarkt gesetzt.
Vier Spieler knacken Millionen-Schallmauer
Hatten die Verantwortlichen nie mehr als eine Million Euro für einen Neuzugang in die Hand genommen, investierte der FCA in den ersten Julitagen gleich viermal eine siebenstellige Summe: 1,6 Millionen Euro für Shawn Parker aus Mainz, 1,3 Millionen Euro für den Fürther Nikola Djurdjic, eine Million für Ingolstadts Caiuby - und geschätzte vier Millionen Euro für Tim Matavz.
Der slowenische Angreifer aus Eindhoven ist damit der absolute Rekordtransfer der Fuggerstädter und ein echtes Statement, dass der Underdog gedenkt, auch zukünftig Erstligafußball zu zeigen. Reuter stellte nach der Abwicklung des Deals fest, "dass sich der FCA verändert hat".
Trainer Markus Weinziel zeigte sich "froh, dass wir so ein Kaliber holen konnten". Der 25-Jährige kommt mit der Empfehlung von 44 Toren in 102 Spielen für die Niederländer. Rubin Kasan war am Nationalspieler und WM-Teilnehmer von 2010 dran, doch eine Meniskus-OP verhinderte den Wechsel. Nun freue er sich "auf die neue Herausforderung in der Bundesliga".
"Werden keine Mondpreise zahlen"
Augsburg beweist damit eindrucksvoll, den Abgang von Andre Hahn nach Mönchengladbach kompensieren zu wollen und zu können. Sieben Angreifer zählt der Kader der Süddeutschen nun. "Alle sind vielseitig, wir können variieren und auf Verletzungen reagieren", so Erfolgstrainer Weinzierl.
Zu Übermut neigt in Augsburg allerdings niemand. "Wir kommen gut hin und würden es nicht machen, wenn wir es uns nicht leisten könnten", erklärt Finanzvorstand Peter Bircks. Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Klaus Hofmann pflichtet bei: "Wir werden keine Mondpreise zahlen."
"Der FCA hat einen Vorteil. Wir haben mit Markus Weinzierl einen Trainer und mit Stefan Reuter einen Manager, die nachweislich Spieler weiterentwickeln können", so Hofmann. Die gute Ausbildung ist ein Standortfaktor, der mittlerweile auch an hoffnungsvollen Talenten nicht mehr unbemerkt vorbeigeht.
Parker: "Junge Mannschaft, geiler Fußball"
"Es ist einfach eine junge Mannschaft, die einen geilen Fußball spielt. Ich denke, Augsburg ist für viele junge Spieler ein gutes Pflaster, um hier den Durchbruch zu schaffen", so Neuzugang Parker, der sich beim FCA mehr Spielzeit als in Mainz erhofft.
Neben den aufmerksamkeitserregenden Transfers ging dabei die wohl wichtigste Zukunftsinvestition der letzten Zeit fast etwas unter: Am 11. Juli eröffnete der FCA sein neues Nachwuchsleistungszentrum. Das 2,8-Millionen-Euro-Projekt soll künftig für den Zufluss an eigenen Talenten sorgen, damit teure Transfers nicht zur Gewohnheit werden müssen.
Konkurrenz investiert kräftig
Blenden lassen wollen sich die Verantwortlichen allerdings nicht - wissend um die ebenfalls rege Transferpolitik der Konkurrenz. Aufsteiger Köln investierte bislang über sieben Millionen Euro, der HSV gab 12,7 Millionen aus. Auch die für gewöhnlich sparsamen Freiburger stehen ähnlich wie der FCA bei knapp zehn Millionen Euro Transferausgaben.
"Es wird schwer, wenn man sieht, was in den anderen Klubs los ist. Jeder versucht, sich zu verstärken", weiß Manager Reuter. Zudem droht mit Matthias Ostrzolek noch ein empfindlicher Abgang. Den Verteidiger zieht es offenbar zum HSV. Dabei hat der FCA mittlerweile Spielern seiner Qualität etwas zu bieten. Ein erstligareifes Umfeld, eine sportliche Perspektive - und das nötige Kleingeld.
Der FC Augsburg im Überblick