"Brauche diese Bühne nicht"

Von Adrian Bohrdt
Schmiedebach (l.) fühlt sich in der Bundesliga sehr wohl
© getty

Vor knapp drei Jahren stand Manuel Schmiedebach kurz vor einem Verbandswechsel nach Venezuela, dem Land, in dem seine Mutter aufgewachsen ist. Heute ist der 25-Jährige froh, sich gegen die südamerikanische Nationalmannschaft entschieden zu haben und mahnte in einem Interview zu mehr Dankbarkeit in Deutschland.

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"Die Kontakte sind irgendwie im Sande verlaufen", berichtete Schmiedebach im "Kicker": "Ich will sie auch nicht wirklich wieder aufwärmen, auch wenn ich mir auch nach drei Jahren Überlegen nicht hundertprozentig sicher bin. Viele mit ausländischen Wurzeln machen es, nutzen die Länderspiele vor allem, um bessere Verträge zu erzielen."

Das sei zwar legitim, "aber hier in der Bundesliga kann ich mich genauso gut zeigen. Da brauche ich nicht diese Bühne. Man sollte sich schon komplett mit dem Land identifizieren. Ich fühle mich als Deutscher. Ich bin 25 Jahre alt, kann froh sein, dass ich in Berlin geboren wurde."

Immerhin würden die meisten unterschätzen, was sie in Deutschland haben: "Meine Oma hat in Venezuela fast in den Slums gewohnt. Wenn wir mal sechs Wochen da waren, saß ich mit sieben Jahren bis ein Uhr morgens noch auf der Straße und habe mit 15-Jährigen rumgezockt und Unsinn gemacht. Es ist was komplett anderes. Wenn dir dort etwas passiert - dann hast du entweder Geld oder musst gucken, wie du klar kommst."

Warnung an Profis

Trotz der sozialen Sicherheit in seinem Geburtsland mahnte Schmiedebach auch seine Profi-Kollegen zu mehr Selbstreflexion an: "Man muss immer sehen, dass man nach zwölf, 13 Jahren aufhören muss zu spielen. Dann bringt es nichts, dass du ständig tolle Klamotten oder sonst was gekauft hast, anstatt mal lieber zu denken, wo dein Geld am besten angelegt wäre und wie dein Leben nach der Karriere weitergeht."

Der Mittelfeldmann hat zuletzt unter anderem ein Haus in Berlin für die Familie seiner Schwester gebaut, stellte aber klar: "Das hat nichts mit sozialer Ader zu tun, eher mit offenen Augen. Wenn ältere Menschen auf der Straße in Mülleimern nach Pfandflaschen schauen, denke ich: So könnte es einem später selbst auch gehen. Die haben vielleicht sogar 40, 50 Jahre gearbeitet. Das finde ich bitter."

Mit Hannover hat er in der kommenden Saison trotz der hochkarätigen Abgänge wie Mame Diouf, Szabolcs Huszi und Didier Ya Konan indes große Pläne. "Europapokal ist definitiv etwas, was ich wieder erreichen würde", erklärte Schmiedebach, und teilte zudem sein persönliches Ziel mit: "Ich muss mehr Tore schießen und mehr Torvorlagen geben."

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Manuel Schmiedebach im Steckbrief

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