"Ich will alle Leute im Klub mitnehmen und keinen vergessen. Ich will eine gute Energie beim HSV, bei jedem Mitarbeiter", erklärte Beiersdorfer im "Kicker" seinen konzeptionellen Ansatz an der Elbe. "Wenn diese positive Energie und Identifikation samstags dann auch auf dem Rasen wiederzuerkennen ist, wäre ein Ziel erreicht."
"Es wird im Fußball und in der Gesellschaft oft eine gute Außendarstellung angestrebt. Die Voraussetzung dafür muss aber diese sein: Wir müssen uns nach innen verbessern", so der frühere Profi, der betonte: "Es geht beim HSV nicht nur um die finanziell angespannte Situation, sondern auch darum, den Leuten, die da sind, Orientierung zu geben."
Laut Beiersdorfer hätten "viele Kräfte auf den Verein gewirkt. Dass der Klub dadurch destabilisiert wurde, ist zwangsläufig." Der 50-Jährige analysierte: "Leute, die gut sind, mussten geradezu von ihrem Weg abkommen. Und es ist ebenso zwangsläufig, dass diese Dinge auch nicht vor der Kabinentür der Profis bleiben, sondern sich überall einnisten."
"Konnte nicht mehr richtig sprechen"
Die Unruhe sprang augenscheinlich auf die Mannschaft über, die sich in der vergangenen Saison nur mit viel Glück vor dem Abstieg retten konnte. An das Relegations-Rückspiel in Fürth mag der HSV-Boss gar nicht mehr denken: "Nach hinten heraus wurde es wirklich schlimm. Ich konnte nicht mehr richtig sprechen in den letzten 15 Minuten. Es war wie in einer Schockstarre."
Zu dem Zeitpunkt stand Beiersdorfer bereits in Verhandlungen mit der Klubführung - fraglich, ob er bei einem Abstieg ebenfalls die Geschicke übernommen hätte. "Ich bin nicht ganz sicher, ob ich mir die 2. Liga mit dem HSV zugetraut hätte. Der Neuaufbau wäre wahnsinnig schwer geworden", bekannte der gebürtige Fürther.
"Die Großen sind extrem weit weg"
Auch als Bundesligist erwartet Beierdorfer aber kaum weniger Arbeit. "Ich habe schon großen Respekt vor dieser Aufgabe beim HSV", so der Ex-Sportchef, der die sportliche Situation realistisch einschätzt: "Wir müssen ehrlich sein: Die Großen sind extrem weit weg. Und auch Klubs, die uns vielleicht vor Jahren als Benchmark genommen haben, etwa Borussia Mönchenglabach, haben den HSV inzwischen überholt."
Der HSV muss sich sportlich neu aufstellen und wirtschaftlich konkurrenzfähig bleiben - mittelfristig spielt für letzteren Punkt Investor Klaus-Michael Kühne eine tragende Rolle. Beiersdorfer gab einen Einblick in den Umgang mit dem Logistikunternehmer: "Grundsätzlich laufen unsere Gespräche so, dass ich versuche, Herrn Kühne die Systematik von einem Fußballklub aufzuzeigen."
"Das sind angenehme Treffen, in denen er sich sehr interessiert zeigt. Ich glaube, dass er durch diesen vermehrten Austausch sieht, dass es uns ernst ist, dass wir etwas entwickeln wollen", so Beiersdorfer, der seine Rückkehr trotz anfänglicher Bedenken mittlerweile als "richtig und gut" empfindet. "Ich fühle mich wohl in meiner Haut."
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